Review

The first Purge
Die Purge-Reihe hat eine etwas seltsame Entwicklung genommen. Im ersten Film war das Setting, eine Nacht lang sind alle Verbrechen erlaubt, nur der Hintergrund für eine klassische und absolut spannende Home Invasion Story, in der sich eine Familie gegen Eindringlinge wehren muss, die sie eigentlich kennt und vor denen sie normalerweise keine Angst hat. Gerade am Ende wurde die Spießerfassade dann genüsslich zertrümmert. Der zweite und dritte Teil versuchten dann, die Gesellschaft im Hintergrund weiter herauszuarbeiten und eher unsubtil zu kritisieren. Das war dann eher Science Fiction als Horror, durchaus spannend gestaltet, aber als Gesellschaftskritik doch sehr offensichtlich. Im vierten Teil entschied man sich, diesen Weg konsequent bis zum Ende zu gehen. Erwähntes Ende ist hier der Anfang. Die mysteriöse Revolution der Neugründung Amerikas zeigt sich hier als normale Wahl einer neuen, erzkonservativen Partei (um einen abgewählten Ex-Präsidenten?), die versucht, ihr Gesellschaftsbild umzusetzen. In dieser Gesellschaft stören zu viele Arme nur, genauso, wie zu viel Empathie, schließlich will man Amerika wieder groß machen. Ja, der Trump/Tea Party Movementkommentar ist derart offensichtlich. Denn die MAGAs (äh NFFler!) wollen die Verbrechensrate senken, indem sie versuchsweise eine Nacht alle Regeln aussetzen, um das Volk zu „reinigen“ (als ob ein Tag im Jahr da reichen würde…). Dafür sucht man sich natürlich einen Slum aus, in der Hoffnung, dass es wirklich kracht. Hintergedanke ist nämlich, auf die Art den Anteil der armen Bevölkerung, die sich nicht schützen kann, zu reduzieren. Leider lässt sich das Experiment ein wenig harmlos an, weshalb man mit Söldnertruppen nachhilft, so dass die Bevölkerung auf sich allein gegen Plünderer und Mordschwadronen kämpfen muss. Im Zentrum stehen ein Drogendealer und seine gesetzestreue Ex, die ihre jeweilige Umgebung schützen wollen und nebenbei dem Komplott auf die Spur kommen. Letzteres bleibt allerdings folgenlos und die Purgenacht nimmt ihren Lauf. Das hat mit dem Thrilleraspekt des ersten Films nicht mehr viel zu tun, sondern wird hier zum gut gemachten Actionfilm, in dem es kracht und scheppert. Der sozialkritische Aspekt tritt dabei leider in den Hintergrund, als der böse Drogendealer eigentlich nur eine Art Familienvater ist, der sich um seine Leute kümmert und dabei schon mal ein Bataillon Gegner auf der Straße umnietet. Da der Fokus auf einer Gruppe von Menschen liegt, die nicht zu den Entscheidungsträgern gehören, bleibt der Film spannend, auch wenn man weiß, dass das Purgekonzept m Ende umgesetzt wird. Gut gemacht und recht spannend, wenn auch wenig innovativ sondern eher der dritte Aufguss des zweiten und dritten Teils. Schmeckt immer noch, insofern geht das wohl in Ordnung.  Narrative Lücken zu füllen hat die Reihe aber nicht mehr.

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