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Der Wing Chun Stil gehört zu den populärsten Kung Fu Richtungen unserer Zeit, Bruce Lee trainierte seinerzeit diesen südchinesischen Stil und hierzulande ist er unterdessen auch weit verbreitet. Jedoch befasst sich der gleichnamige Film weniger mit der Kampfkunstform selbst, sondern mit der Begründerin Yim Wing Chun. Im Gegensatz zu allen anderen Kung Fu Richtungen wurde Wing Chun von einer Frau entwickelt, so jedenfalls die Legende. Guter Filmstoff, der von Altmeister Yuen Woo-Ping in einer Martial Arts-Liebesgeschichte verarbeitet wurde. Mit Michelle Yeoh (James Bond: Tomorrow never Dies) und Donnie Yen (In the Line of Duty) wartet Wing Chun zudem mit zwei Top-Stars des Hongkong-Kinos auf.

Die Story des Films lehnt sich nur vage an die Mythen und Sagen über Yim Wing Chun an und ist fast völlig fiktiv, über die Entstehung der Kampfkunstform aus dem Shaolin Kung Fu wird eigentlich gar nichts erzählt. Der Plot beschränkt sich zudem auf ein Minimum an Handlung: Wing Chun ist für ihre Kampfkünste über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, was nicht nur Liebhaber sondern auch gemeine Banditen anlockt. Nur langsam wird sie sich ihrer Gefühle bewusst und entdeckt ihre Liebe. Nebenbei lehrt sie auch noch der gefürchteten Bande um Flying Monkey das Fürchten…

Wie man es von Yuen Woo-Ping erwartet, sind die Kampfszenen genial choreographiert. Hervorragende Dynamik, Schnelligkeit und der Blick für schöne Bilder zeichnen auch diesen Film aus. Michelle Yeoh als Kampfamazone macht ihre Sache sehr gut und hat besonders am Ende einige wirklich hervorragende Szenen. Wer Michelle kennt, der weiß das sie in punkto Action locker mit dem männlichen Geschlecht mithalten kann und das beweist sie hier recht eindrucksvoll. Selbiges gilt für Donnie Yen, der hier zwar eher einen kleineren Part spielt, dafür einige sehr gute Auftritte absolviert. Wie man es von Woo-Ping kennt, wird im Film sehr auf Wire-Fu gesetzt. Es gibt daher auch viele Passagen in denen viel gesprungen und in luftiger Höhe gekämpft wird, daher nicht zu realistische Kämpfe erwartet sondern eher in der Tradition von z.B. „Crouching Tiger, Hidden Dragon“. Wer den Woo-Ping Klassiker „Iron Monkey“ mag, dem wird auch die Action in Wing Chun sicher gefallen.

Wie in vielen Kung Fu Filmen, so geht es auch in Wing Chun wenig ernst zur Sache. Der typisch asiatische Humor ist dabei wiedermal sehr gewöhnungsbedürftig und dürfte hierzulande wenig Anklang finden. Der simpel gestrickte Plot wartet zudem noch mit allerlei Verwirrspielen um Wing Chun und ihr Geschlecht auf, was den Film unnötig in die Länge zieht. Zudem nimmt die Romanze zwischen Michelle Yeoh und Donnie Yen viel Platz ein, etwas zu viel denn teilweise wird es schon etwas schnulzig.

Allerdings orientiert sich die Kampftechnik im Film nicht wirklich am Wing Chun-Stil, was Kennern sicher sauer aufstoßen dürfte. Bis auf einige Stände, Handtechniken und die Zwillingsmesser wurde wenig übernommen. Wer mehr am Stil interessiert ist, dem kann ich die Sammo Hung Klassiker „The Prodigal Son“ und „Warriors Two“ sehr ans Herz legen.


Fazit:
Wing Chun ist gewohnt solides Martial Arts Kino aus Hongkong mit kleineren Schwächen. Yuen Woo Ping inszeniert die zahlreichen Actionszenen tadellos, nur die Story ist recht dünn und mal wieder sehr Comedy lastig. Wem der ziemlich ähnliche „Tai Chi“ zusagte, der kann auch hier wenig falsch machen.

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