Review
von Leimbacher-Mario
Kuppeln mit (charakterlichen) Krüppeln
Schon einige Male habe ich von Kollegen gehört, dass "Set It Up" einer der besten, süßesten Filme des Jahres sei. Ein Volltreffer für Netflix und weit besser als deren RomCom-Schnitt. Doch obwohl ich eingestehen muss, dass Letzteres stimmt und er absolut zum Streamingriesen und dessen Kernpublikum passt, gehört er leider nicht auf meine Bestenlisten Ende nächsten Monats. Was keineswegs heisst, dass er ungenießbar wäre, ganz und gar nicht. Er ist sogar in weiten Teilen frischer Wind aus alten Schläuchen, gemütlich oldschool und durchaus romantisch. Doch er ist beileibe keine Ausnahmeerscheinung. Und für diesen Schluss muss man kein ausgesprochener Kenner im Fach der romantischen Komödien sein. Um etwa zu einem "The Big Sick" aufzuschließen, fehlt einfach noch eine Menge...
Die Netflixproduktion handelt von zwei New Yorker Assistenten ziemlich fieser Chefs. Als sie sich eines Tages zufällig treffen, kommt ihnen die Idee, ihre unausgeglichenen und untervögelten Bosse miteinander zu verkuppeln. Und es wäre keine RomCom, wenn das nicht auch bei den zwei Helferleins zu emotionalen Überraschungen führen würde... "Set It Up" ist so überraschend wie eine Folge GZSZ. Man weiß eigentlich immer, wo es hin geht, meist schon nach der Inhaltsangabe. Zumindest mit den Kernfiguren. Wären diese etwas sympathischer und die Chefs weniger überzogen, könnte man fast sagen, dass der Weg das Ziel ist. Doch wenn der Eine ein Vollarschloch ist, nahezu bis zum Ende, die Andere kaum besser ist als er, der Nächste gerne ein Arschloch wäre und die Letzte zu gut für diese Welt scheint, dann ist es schwer als Zuschauer emotional Anpack zu finden. Selbst wenn die finale Erkenntnis und Aussage natürlich sehr löblich und vernünftig sind. Immerhin vergeudet die Komödie keine Zeit und einige Nebenfiguren, wie der schwule Mitbewohner oder der gruselig-süße Hausmeister, wirken wesentlich interessanter als unser doppelter Doppelpack im Zentrum. Dass Zoey Deutch allerdings super süß ist und ein kommender Superstar, wird wohl kein Mann der Welt bestreiten. Und keine Frau ebenso. Und den Vergleich mit einem blödelnden "Horrible Bosses" entscheidet er auch klar für sich.
Fazit: süße, fast schon altmodische RomCom über das Finden des romantischen Glücks, die keinem weh tut und es relativ safe runterspielt. Absolut in Ordnung für zwischendurch. Oder das erste bis dritte Date. Denn auch wenn dann von Netflix zum Chillen übergegangen wird, verpasst man nichts. Gut in seinem Genre.