iHaveCNit: Colette (2019)
06.01.2019
Das Buch für das Kinojahr 2018 ist geschlossen. Fangen wir ein neues Buch für das Kinojahr 2019 an. Und hier eignet sich ein Film, in dem es unter anderem auch um Literatur geht. Interessant, dass in diesem Jahr am gleichen Tag zwei Filme in die Kinos kommen, die einen literarischen Bezug haben und eine kreative Frau im Hintergrund für den Erfolg des Mannes verantwortlich ist. Neben „Die Frau des Nobelpreisträgers“, den ich mir ebenfalls am Dienstag ansehen werde, ist das „Colette“ von Wash Westmoreland. Wash Westmoreland hat zusammen mit seinem Ehemann Richard Glatzer im Jahre 2015 den Film „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ herausgebracht, dessen Erfolg bei der damaligen Awardsaison vor allem für Hauptdarstellerin Julianne Moore, der an ALS erkrankte Glatzer aufgrund seines Tods leider nicht mehr mitbekommen hat. Die Geschichte des Films „Colette“ stammt aus der Feder von Richard Glatzer und Wash Westmoreland hat diese nun inszeniert – Mit Keira Knightley und Dominic West in den Hauptrollen. Der Beginn eines Filmjahres muss nicht immer ein eiskalter Awardkandidat („The Revenant) ; ein Sci-Fi-Abenteuer („Passengers“) oder eine große Show („The Greatest Showman“) sein. Manchmal genügt mir auch ein feines, spritziges und kurzweiliges, historisches Biopic. Und da Keira Knightley mitspielt, die ich gerne sehe, ist das Ticket im Grunde schon gelöst.
Frankreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sidonie-Gabrielle Claudine Colette, eine junge literarisch begabte Frau vom Lande, lernt den Autor Henry Gauthier-Villars kennen. Sie zieht zu ihm nach Paris. Aufgrund des ausbleibenden Erfolgs bittet er seine Frau unter seinem Pseudonym „Willy“ Romane zu schreiben. Diese Romane werden zu einflussreichen Bestsellern und bescheren den beiden Wohlstand und Ansehen. Während Willy den Ruhm genießt und seiner Frau jede Anerkennung verwehrt kämpft Colette für ihre Freiheit und ihr Recht als Autorin.
Dieses historische Biopic basiert auf dem Leben der Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette und ihrem Lebenswerk. Da ich mich vorher nie mit dieser Autorin und ihrem Werk auseinandergesetzt habe, kann ich sowohl die Faszination zu ihren Werken und ihren Einfluss zur damaligen Zeit nicht beurteilen, so dass mir als Werk nur der Film bleibt. Der Film ist mit Keira Knightley sehr stark und ideal besetzt und sowohl in Ausstattung als auch den Kostümen wir das Frankreich und Paris im Zeitraum von 1890 bis 1900 sehr schön, authentisch und prunkvoll in Szene gesetzt. Anfangs wirkt das Biopic etwas zäh, weil man sich eben typisch an diversen Stationen abarbeitet. Aber mit der Zeit wird es im Kern zu einer gerade in einem vom #metoo geprägten Filmindustrie zu einem Film über die berufliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung von Frau und Mann. Aber anstatt die Frau hier in die Opferrolle zu drängen wird einem schon direkt am Anfang klar, dass die Figur von Keira Knightley als aufgeklärte, selbstbewusste Frau präsentiert wird, die mit der Zeit ihre Umgebung zu ihren Gunsten verändert hat und aus dem Schatten ihres Mannes hervorgetreten ist ohne das im Film groß die aufgesetzte Feministen-Keule geschwungen wird. Da gerät das Werk von Colette etwas in den Hintergrund, so dass gerade die ganzen Einflüsse für die Geschichten nicht klar nachvollziehbar sind. Auch die im Film gezeigte öffentliche Wahrnehmung von Colettes Werk, die Faszination und der Einfluss auf die damalige Zeit bleibt für mich etwas oberflächlich und behauptet. Aber das trübt den Filmgenuss von „Colette“ nicht wirklich, denn die tolle Atmosphäre, eine wunderbare Keira Knightley und eine sehr spritzige, unterhaltsame und inspirierende Geschichte ist auf jeden Fall einen Blick wert. Ein schöner Start ins Filmjahr 2019.
„Colette“ - My First Look – 8/10 Punkte.