Als illegaler mexikanischer Immigrant in New York muß sich Juan (Enrique Arce) eher bedeckt halten - da trifft es sich gut, daß ihm der gönnerhaft auftretende Mr. Travis (Carlos Reig-Plaza) eines Abends, während er Decken an Obdachlose verteilt, nicht nur einen Kaffee spendiert, sondern ihm auch einen Job anbietet: Juan soll als Hausmeister in einem Mehrparteienhaus arbeiten. Passende Klamotten sind schnell gefunden, und kurz darauf tritt Juan die neue Stelle an.
Die Bewohner des Hauses sind allerdings eher skurrile Leute, wie der neue Hausmeister schnell bemerkt: die überall herumwuselnde Mrs. Bernstein, die ihn mit "Dimitri" anredet (so hieß sein entlassener Vorgänger) erklärt ihm nur sehr kurz, was alles zu tun ist und scheucht ihn ansonsten quer durchs Haus, was der einerseits servile, sich andererseits unwohl fühlende Juan stets nickend über sich ergehen läßt.
Das derzeit vordringlichste Problem ist es, eine verschwundene Drehbuchautorin zu finden, die die mehrteilige Erfolgsserie Maniac Tales verfasst hat: 5 der 6 Teile wurden bereits produziert, doch ausgerechnet das letzte Drehbuch ist verschwunden, genauso wie deren Autorin. Sogar zwei Ermittler erkundigen sich nach der Dame, und Mr. Travis erwähnt eine Belohnung von 50.000$, die das Filmstudio für das möglichst schnelle Auffinden des Drehbuchs ausgesetzt hat. Der neue Hausmeister überlegt nicht lange, nimmt sich den Schlüssel zu deren Wohnung und findet dort einen Fernseher mit den bisher prodzierten Folgen vor. Die sieht er sich dann der Reihe nach an, da ein plötzlich auftauchendes, etwa 10-jähriges Mädchen ihm zuflüstert, daß die Lösung des Rätsels sich in den Folgen versteckt...
Mit dieser Rahmenhandlung eröffnet die spanische Horror-Anthologie Maniac Tales einen Reigen mehrerer sehr unterschiedlicher Kurzgeschichten, die sich der frisch gebackene Hausmeister anschaut, während er zwischen den Folgen das Haus untersucht, mehrere Bewohner kennenlernt (oder zumindest beobachtet) und dabei auch höchst seltsame Dinge feststellt - als es ihm zwischendurch zu unheimlich wird und er abhauen will, stellt er z.B. fest daß das Haus abgesperrt ist und er nicht herauskommt...
Die Kurzgeschichten lauten (der Reihe nach) The skull of desires, in dem zwei Jugendliche sich unerlaubt Zutritt zu einem Schwimmbecken auf dem Dach verschaffen, wo sie einen Zauberschädel entdecken, der unabdingbar einen Wunsch erfüllt. Ausgelassen wünscht sich der eine einen Blowjob von einer ehemaligen Mitschülerin, ohne zu wissen, daß diese bereits seit 2 Jahren tot ist...
In der zweiten Folge, Cimbelin, agiert das gleichnamige 10-jährige Mädchen als Lockvogel für einen Kinderschänder, der ihre Schwester ermordet hat. Diese Geschichte ist mit einem äußerst gewöhnungsbedürftigen Filter verhunzt worden, der die Geschichte wie einen animierten Comic wirken lassen soll, in Wirklichkeit jedoch eher Augenkrebs fördert.
Story Nr. 3, The perfect moment, handelt von einem Date in einem Restaurant, in der ein gutaussehender Betrüger eine melancholisch wirkende, geschiedene Frau um ein Investment ersucht. Die Geschichte endet dann unerwartet blutig mit einem völlig abgedrehten Schluß - diesbezüglich durchaus sehenswert und somit die beste Folge.
Um Geld geht es auch in der 4. Geschichte The Visit, in der ein junger Immobilienmakler einer tiefreligiösen Frau deren Haus abkaufen möchte. Dort unerwünscht, schleicht er sich, von verdächtigen Hilferufen angelockt, heimlich in den Keller...
Natürlich geht es danach noch weiter, und für Juan hält das seltsame Haus (vorhersehbarerweise) noch weitere Überraschungen parat - eben ein Sammelsurium krasser Einfälle, die mehr oder weniger gut in Szene gesetzt wurden.
Gewöhnungsbedürftig ist freilich der Umstand, daß die spanischen Darsteller auch im Original alle englisch sprechen, wobei deren Aussprache sehr unterschiedlich ausfällt und manchmal durch einen deutlichen Akzent gefärbt ist, was die Zuschaltung von Untertiteln angeraten erscheinen läßt.
Insgesamt sind die auf gutem Indie-Niveau produzierten, mit geringem Budget abgedrehten Maniac Tales natürlich kein großer Wurf, können durch ihre teils grotesk überzeichneten, teils bewußt plakativen, jedoch stets skurrilen und durchaus auch mit einem Augenzwinkern umgesetzten Ideen aber durchwegs gut unterhalten. Nicht nur für Horrorfreunde einen Blick wert: 5 Punkte.