Review

Der bessere Fack Ju Goethe


Der deutsche Film hat ein Sahnejahr. Wenn ihm selbst seicht wirkende Paukerkomödien wie "Das schönste Mädchen der Welt" so super gelingen, dann geht alles... Was auf den ersten Blick wirkt wie "Fack Ju Goethe" für Arme oder eher eine beliebige netflixsche Teenager-RomCom, ist in Wahrheit eine der süßesten Überraschungen des Kinojahres. Nicht nur, aber vor allem für die U18er. Basierend auf der klassischen und allseitsbekannten Geschichte von Cyrano de Bergerac, verliebt sich auf dem Klassenausflug nach Berlin ein rappender Außenseiter in seine bezaubernde Neu-Mitschülerin. Die beiden verstehen sich als Freunde super, doch durch eine Verwechslung und seine riesige Nase nimmt die Sache natürlich ein paar Umwege...

Auch wenn ein Jahrzehnt nach nicht allzu viel klingt, ist es doch manchmal erstaunlich, wie weit man sich von den Twitter-Teenagern entfernt hat, wie komisch und ätzend man sie finden kann. Dennoch würde ich mal behaupten, dass ich mit Ende Zwanzig noch einigermaßen einschätzen kann, ob ein Film bei dieser, seiner Zielgruppe ankommt und den Punkt trifft. Und das tut "Das schönste Mädchen der Welt" ziemlich sicher. Man kennt die Geschichte zwar, z.B. ganz aktuell von dem Netflix-Streifen "Sierra Burgess Is A Looser", und Überraschungen muss man nicht erwarten, doch der Weg zum Ziel funktioniert einwandfrei. Die Balance aus überzogen bis nervig und süß bis romantisch wird auffällig gut gehalten, bis auf ein paar sehr flache Klischee-Nebenfiguren. Die Schul-Romanze mit Rap-Einschlag vermittelt durchweg eine positive Message und ist oft herausragend geschrieben. Vor allem wenn man ein Herz für Sprechgesang hat, nickt dieses oft genug im Takt. Pubertätssorgen, Teenager-Ängste, Mobbingattacken, Mutproben, Verwechslungsklamauk, Rap-Battles, das dick-dreckige B - alles nicht neu und innovativ. Und dennoch passen die simplen Teile hier hervorragend ineinander, vor allem auch weil die wichtigsten Figuren stark sind und man dem Protagonistenpärchen gerne zuguckt. Beide jungen Darsteller kann man nur loben. Besonders das erlösende Finale bzw. die letzten 15 Minuten lassen sicher den oder anderen Kinosaal ausflippen. Plus: der Soundtrack macht was her und die Songs treffen einen Nerv.

Fazit: coole Raps, süße Jungdarsteller, zeitlose Story - "Das schönste Mädchen der Welt" ist viel besser, als er jedes Recht hätte. Besser als Trailer, Bilder, Konkurrenz. Zwar ausrechenbar und auf Grund der Art vieler Teenies (in echt, in Kinopublikum sowie auf der Leinwand) manchmal anstrengend, doch vor allem für die Zielgruppe ein gelungenes modernes Märchen über Verse, Liebe und Mut. Ohne Frage eine positive Überraschung!

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