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Die Verfilmung von Stephen King Romanen ist keine einfache Sache, die von ihm erschaffenen komplexen Charaktere sind in Filmform nur schwer einzufangen, vor allem wenn man drum herum noch eine Horrorgeschichte erzählen muss. Da bleibt meist nur die Möglichkeit sich auf das wesentliche der Story zu beschränken, auch auf die Gefahr hin, sich den Unmut der Leseratten auszusetzen. Needful Things oder In einer kleinen Stadt geht diesen Weg und entschlackt Kings Roman zu einem bitterbösen Gruselthriller, welcher filmisch auf ganzer Linie überzeugen kann.

Castle Rock, Neuengland, eine Kleinstadt an der Küste Maines wie aus dem Bilderbuch, idyllisch, friedlich voller mehr oder weniger netter, jedoch harmloser Leute. Eines Tages eröffnet der mysteriöse Lelant Gaun an diesem Ort ein Antiquitätengeschäft, in dem jeder Einwohner die Erfüllung eines geheimen Wunsches findet. Gezahlt wird nicht mit Geld sondern mit Gefälligkeiten, Streichen, die sich die naiven Einwohner gegenseitig spielen sollen. Die Situation schlägt bald in offene Gewalt um und endet in einem wahren Kleinkrieg in den Straßen Castle Rocks.

Eine gewisse Wiederholung kann man Needful Things zwar vorwerfen, so bekommt man immer wieder das Muster, Geschenk entgegennehmen, Auftrag empfangen, Streich spielen, an den eigenen Taten zweifeln zu sehen, aber die einzelnen Streiche sind dabei so abwechslungsreich, dass dies nie langweilig wird. Außerdem ist es toll mitzuerleben, wie Gaunts Plan langsam erkennbar wird und seine Opfer ins Verderben laufen. In dieser Demontage des oberflächlichen Kleinstadtidylls spielen die unterdrückten Gefühle Neid und Gier eine wichtige Rolle, was der Film meist mit einem gewissen Schuss Ironie und leichtem Hang zur Übertreibung darstellt. Zwar bekommen die Figuren nicht so viel Background wie im Buch doch die Intentionen des Autors für die Rollen bleiben stets erkennbar und die wesentlichen thematischen Elemente des Romans fängt Fraser C. Hestons Film wunderbar ein.

Die Darsteller wissen durch die Bank weg zu gefallen Ed Harris als Sheriff Pangborn gibt routiniert den Helden, Max von Sydow verleiht Mr. Gaunt eine wirklich dämonische Aura. Der Film profitiert sehr von seiner Darstellung da Gaunt als Schurke voll und ganz überzeugt, so viel Bosheit traut man ihm am Anfang als Zuschauer, ebenso wie seine Opfer, kaum zu. Die Kleinstädter, unter anderem Bonnie Bedelia, J.T. Walsh und Amanda Plummer, kommen naiv und authentisch rüber und verleihen ihren Charakteren die nötige Glaubwürdigkeit.

Die Inszenierung von Needful Things ist eine Klasse für sich. Es sind nicht mal so sehr die tollen Postkartenansichten und die rasanten Kamerafahrten allein, welche Eindruck schinden, erst in Verbindung mit dem überragenden Soundtrack schafft der Film die für den Zuschauer unvergessliche Szenen. Allein das Score von Patrick Doyle ist ein absoluter Ohrwurm, doch wie spätere Szenen vom Timing und der Stimmung auf die, sie untermalenden klassischen Musikstücke zugeschnitten sind ist großartig. Wenn zum Beispiel Amanda Plummer zu Hall of the Mountain King die Wohnung des Bürgermeisters mit Knöllchen tapeziert, wippt man völlig mitgerissen im Takt mit. Auch wenn Gaunts Versuch sich Ava Maria anzuhören, während das Geschehen ständig auf einen tödlichen Zweikampf zweier Hausfrauen umspringt, gehört zu der Art von Szenen die einem noch lange im Gedächtnis bleiben, auch wenn der Film selbst schon lange zu Ende ist. Gegen Ende bekommt man dann sogar noch einiges an überzeugender Action geboten.

Fazit: Needful Things ist trotz oder gerade wegen deutlicher Abweichungen von der Literaturvorlage ein fantastischer Mysterythriller, der durch gute Darsteller, eine rasante Inszenierung, herrlich fiese Gemeinheiten und vor allem durch einen fantastischen Soundtrack zu begeistern weis. Eine der besten King Verfilmungen die sowohl jeder Kenner der Vorlage, als auch jeder andere Filmfan kennen sollte.

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