Review

Mit gutem Gewissen kann man „Needful Things“ zu den besseren Adaptionen des berühmtem Bestseller-Autors Stephen King zählen. Auch wenn einmal mehr nie die Raffinesse und die Intensität der Romanvorlage des Horrorgenies erreicht wird und TV-Regisseur Fraser Clarke Heston (Sohn von Charlton Heston) mit seiner selten stilvollen und noch weniger innovativen Inszenierung den Film etwas altbacken aussehen lässt, reißen sie der starke Cast und die gelungenen ersten zwei Drittel noch über den Durchschnitt, was angesichts diverser, belangloser King-Adaptionen schon etwas zu bedeuten hat.

Einmal mehr geht es in die beschauliche Kleinstadt Castle Rock (Maine), wo der unaufgeregte Alltag unspektakulär seinen semiidyllischen Lauf nimmt, einfache Menschen mit einfachen Problemen leben und bis auf natürliche Zwiste zwischen Nachbarn kaum etwas Aufregendes passiert, bis der mysteriöse Leland Gaunt (Max von Sydow, „The Exorcist“, „Minority Report“) als Fremder in die Stadt zieht und seinen gemütlichen Trödelladen „Needful Things“ eröffnet, indem ein Bewohner nach dem anderen einen Gegenstand findet, nach dem er schon ewig sucht, ohne beim Erwerb zu wissen, mit wem sie sich überhaupt einlassen.

Der zielstrebige und dennoch sorgfältige Aufbau der Prämisse ist vom Feinsten. Dabei hat der Film ungeheuer viel Max von Sydow zu verdanken, der als höflicher, gesitteter Mann fortgeschrittenen Alters sofort Vertrauen erweckt und diebischen Spaß daran hat für sich und die schon ahnenden Zuschauer doppeldeutige Antworten auf seine Herkunft und Vorlieben zu geben.
Unangenehm pflichtbewusst notiert er jeden Besucher, der sich auf einen Deal mit ihm einlässt, in seinem Notizbuch und fordert von ihnen kein Geld sondern kleine Gefälligkeiten – von ihm als harmlose Streiche deklariert. Wie bei einem Schachspiel stellt er sich die Figuren auf und lässt sie bis zur Vernichtung gegeneinander in einem versponnenen Netz antreten. Wie leicht sich Menschen hinreißen oder beeinflussen lassen und dafür verwandeln können, zeigt „Needful Things“ nur allzu beispielhaft. Leland Gaunt flüstert, reizt, fixt an, sät und fordert, dass es eine wahre Freude ist dem teuflischen Kerl beim Ernten zuzusehen. Er kennt sein Geschäft und die berechenbaren Menschen, die es ihm mal wieder leicht machen. So abstoßend will man ihn als Zuschauer auch selbst gar nicht finden. Ganz im Gegenteil...

Dabei verfolgt er den großen Masterplan das ganze Nest in Chaos, Mord und Totschlag zu stürzen. Geschickt setzt er sein Wissen manipulierend ein, denn er kennt die Sehnsüchte, Wünsche, Ängste, Schmerzen und Gedanken eines jeden und weil niemand, nicht einmal die Oberhäupter der Kirche, der Verführung des verkleideten Teufels widerstehen können, entwickeln sich beispielsweise aus einfachen Ablehnungen tödliche Streits. Die Figurenzeichnung ergibt sich dabei erstaunlicherweise nicht nur den gängigen Standards, sondern definiert die Opfer genauer, während überaus gewissenhaft Leland Gaunt seine Fäden im Hintergrund auf dem schier idealen Nährboden zieht und Fraser Clarke Heston versehentlich sogar einige klug inszenierte Momente (u.a. die interpretationsfreudige Szene Gaunts vor dem lodernden Kamin zu „Ave Maria“) einfallen.

Sein Support (u.a. Bonnie Bedelia, Amanda Plummer, J.T. Walsh) verhält sich, weil lange im Ungewissen über den scheinbar so höflichen Verkäufer, entsprechend marionettenhaft, verfügt aber über sehr solide Darsteller, aus denen der souveräne Ed Harris („The Rock“, „A History of Violence“) mit einer klasse Leistung als Sheriff und Gegenspieler hervorsticht. Dank geschickter Worte in das richtige Ohr und entsprechenden Taten kennen sich die meisten bald ohnehin nicht mehr selbst und überschreiten die eigenen Hemmschwellen, während sich andere aus Dankbarkeit für ihr vermeintliches Glück Gaunt verschreiben. Die Vernunft scheint spätestens da endgültig in Urlaub zu fahren.

Die folgenden, blutigen Morde und Taten werden hübsch schroff und emotional inszeniert, so dass dem Horrorfan auch einiges geboten wird, das aber nicht über den guten Geschmack hinauswächst. Die tödlichen Manöver stehen dabei mit der sich symbolischen Schlinge, die Gaunt so fachmännisch um die Bewohner der Kleinstadt gezogen hat und langsam zuzieht, in Einklang. Ein Jeder hat seinen Wunsch und der Wolf im Schafspelz erfüllt gegen einen kleinen Gefallen nahezu alles, so dass die aufgeheizte Stimmung sich kontinuierlich auf den Siedepunkt zu bewegt und Sheriff Alan J. Pangborn (Ed Harris) als alleiniger ruhender Pol bald nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht.
Atmosphärisch bleibt das horrende Szenario etwas unausgeglichen, was vor allem an den blassen Farbtönen und der etwas kärglichen Ausstattung liegt, die so nicht die Stimmung des Buches trifft und auf ein eher beschränktes Budget zurückzuführen ist oder eben die Handschrift der limitierten Möglichkeiten des Filmemachers trägt.
Der omnipräsente Herbst als Vorbote des Unheils drückt dabei allerdings förderlich auf das triste, irgendwie Unwohlsein verbreitende Aussehen des Films.

Das Ende hämmert recht plötzlich herein, als hätte man es eilig gehabt, und erweist sich als wenig subtile Effektshow, die dann auch den größten Unterschied zur Vorlage darstellt, deren Ausgang man so aber wohl auch schlecht verfilmen hätte können, ohne unfreiwillige Lacher zu provozieren. Jedenfalls traue ich Fraser Clarke Heston es nicht zu, so geschickt zu sein, dass er das Finale ernsthaft und adäquat umgesetzt hätte. Pangborns dann doch überzogener Appell und die folgende Reaktion sind dafür aber auch nur ein halbwegs befriedigender Ausgang.


Fazit:
„Needful Things“ kann sich als gelungene King – Verfilmung gegenüber einigen grausigen Adaptionen behaupten, weil der Film noch relativ viel, natürlich komprimiert und vereinfacht, des Buches in sich trägt, kompetent wie geduldig die Prämisse herauskristallisiert und nur das Ende variiert. Leider war Fraser Clarke Heston nicht der geeigneteste Mann für den Job des Regisseurs, doch die spielfreudigen Darsteller, ein paar doppeldeutige Kommentare Gaunts und das wirklich famos erdachte Szenario lassen den Film immer noch in einem positiven Licht erstrahlen. Flott geht die Geschichte allemal vom Start weg, ohne dezente Ironie geht es auch nicht und Längen genehmigt man sich auch keine. Immerhin...

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