Review

Stephen Kings "Needful Things" ist ein richtiger Brocken, ein dickes Buch, das nahezu als unverfilmbar galt, ähnlich der Herr der Ringe Trilogie. Und so stellt die Verfilmung ähnliche Anforderungen wie bei Harry Potter: wie schaffe ich es, soviel Handlung wegzukürzen, daß ich einen Zwei-Stunden-Film daraus machen kann, ohne den wesentlichen Plot zu beeinträchtigen?

Regisseur Fraser Heston ist dies erstaunlich gut gelungen, und wenn einem die Romanvorlage geläufig ist, weiß man dieses Brachialwerk um so mehr zu schätzen. Sicher, zahlreiche Rahmenhandlungen fehlen, auch die einzelnen Charaktere sind kaum ausgearbeitet und vor allem der Showdown und die letztliche Auflösung stark verkürzt und "filmgerecht" aufbereitet - aber wir dürfen nicht vergessen: wäre der Roman 1:1 verfilmt worden, hätten wir eine 10teilige Serie und keinen Kinofilm als Ergebnis. So sehen wir hier eine Konzentration auf das Wesentliche, eine gelungene Kompression.

Leland Gaunt aus Ohio wandert also nach Castle Rock, Maine, um hier sein florierendes Geschäft fortzusetzen. In einem kleinen Laden in einer kleinen Stadt verkauft er den Bewohnern genau das, was sie möchten: "Needful Things", nützliche Dinge. All ihre Sehnsüchte, alles nach was sie sich sehnen - Gaunt hat es. Und sein Preis ist günstig. Denn nicht nur Geld verlangt er, sondern lediglich kleine Gefallen ("niemand wird je erfahren, daß Sie das waren. Ich verspreche es"). Gaunt ist der Strippenzieher im Hintergrund. Er spielt auf der Klaviatur der menschlichen Abgründe, er profitiert von Habgier, Haß und Zwietracht.

Niemand könnte diesen Gaunt besser verkörpern als Max von Sydow. Perfekt besetzt ist Sydow genau der, den man sich vorstellt wenn man das Buch liest. Sein Gegenspieler ist Alan Pangborn, treffend gespielt von Ed Harris. Ein grundehrlicher geradliniger Sheriff, der als erstes Gaunt mißtraut und versucht näheres über ihn in Erfahrung zu bringen.

Einige Charaktere sind fein ausgearbeitet, trotz der Kürze der Zeit. Nelly und Wilma, die geistig leicht demolierten Waschweiber gehen herrlich inszeniert auf sich los, hier wird der Romanvorlage wirklich alle Ehre getan, ebenso Dan aka "Buster", der unter Verfolgungswahn leidende spielsüchtige Choleriker. Auch Polly, Pangborns Freundin, wurde mit Bonnie Bedelia gut besetzt.

Kritik bleibt letztlich nur am Showdown hängen. Schade, daß hier alternativ beendet wird, was romangetreu anfing. Wer das Buch nicht kennt, wird nicht enttäuscht - und wer es kennt, aber den Gesichtspunkt der Länge nicht aus den Augen verliert, bringt Verständnis auf für diesen stark umgeschriebenen Teil. Der Abgang von Gaunt wirkt trotzdem stark und beeindruckend und ist dem Filmvergnügen keineswegs abträglich.

"Needful Things" ist eine gelungene Verfilmung eines großartigen Romans, der einmal mehr auf die guten Charaktereigenschaften im Menschen anspielt und auf unterhaltsame Weise "das Böse" personifiziert.

(9/10)

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