Moskau: Das junge Pärchen Roma und Dasha verschwindet gemeinsam mit sämtlichen anderen Passagieren während einer nächtlichen U-Bahn-Fahrt spurlos. Weil die Behörden die Ermittlungen in der Sache schleifen lassen, wollen Artem und Lena dem dem Verbleib ihrer Freunde auf eigene Faust nachgehen und engagieren dazu den zwielichtigen "Digger" Egor, der sich bestens im Tunnel-Netz unterhalb von Moskau auskennt. Nachdem man in den U-Bahn-Schacht abgestiegen und sich einige Kilometer hinein gewagt hat, muss das Trio feststellen, dass es nicht alleine unter Erde ist... und damit ist nicht nur das TV-Team gemeint, das gerade im Untergrund Aufnahmen für eine Ferseh-Show macht... Zunächst befürchtet man noch, dass nun auch die Russen munter auf den grassierenden Found-Footage-Zug aufgesprungen sind, aber nach den ersten Schrecksekunden entpuppt sich "The Night Train" dann doch nur als auf herkömmliche Art und Weise erzähltes U-Bahn-Tunnel-Filmchen nach der Manier des Franka Potente-Heulers "Creep" oder des 2008er-"Stag Night" (gleiches Preissegment, aber erheblich mieser)... und dringt damit eigentlich schon aufgrund der recht sorgfältigen Machart und der wirklich gruseligen Location spontan ins gehobene Genre-Mittelfeld vor, ohne dabei jetzt großartig originell zu sein. Die etwas umständliche Erzählweise mit den Zeitsprüngen erschwert es einem zwar zunächst, in Tikhon Kornevs Streifen "reinzukommen", doch sobald man sich erstmal orientiert hat, findet man sich doch auf einem recht stimmungsvollen Horror-Trip wieder, dessen Ziel zudem auch nicht schon von Beginn an absehbar ist, was zusätzlich für Spannung sorgt. Letztendlich geht das Ganze zwar schon ein wenig in Richtung der Clive Barker-Adaption "The Midnight Meat Train" oder gar Gary Shermans kleinem 70s-Classic "Tunnel der lebenden Leichen", hinter denen man sich aber nicht wirklich verstecken muss. Nachdem die etwa halbstündige Einführung überstanden ist, liefert "The Night Train" das erwartete Maß an Jump-Scares und kleinen Gore-Einlagen und erweist sich damit durchaus als international konkurrenzfähig... weshalb man auch bereit ist, über das etwas trashige Gummi-Kostüm hinwegzusehen, das einem da in der zweiten Filmhälfte kredenzt wird und welches doch glatt Erinnerungen alte Monster-Movie-Hochzeiten aufkommen lässt. Absolut unvorhersehbar und reine Geschmackssache ist allerdings der quergebürstete Schluss, von dem ich persönlich nicht weiß, wie ich ihn finden soll... na ja, is' mal was anderes. Trotzdem: Ähnlich wie der überraschende "Hetzjagd - Lauf um dein Leben!" von 2008 ist auch "The Night Train" alles in allem mal wieder ein russischer Horrorfilm, der sich sehen lassen kann.
6/10