Review

Welche Drogen wurden denn hier genommen?
Ich meine, ich weiß, das ich das deutsche Gekaspere in Sachen Horror nicht wirklich ernst nehmen kann, weil sich da meistens auch noch Anspruch mit Grusel paaren sollen, aber dieses Gegurke, das hier dem Erfolgsfilm „Anatomie“ folgt, läßt sogar meine Fußnägel hochrollen.

Also: re-enter the Anti-Hippokraten, das sind die Jungs in den weißen Kitteln, die es mit dem Eid nicht ganz so genau nehmen, weil sie die Welt verbessern wollen, notfalls findet sich auch ein Grund für ein neues KZ.
Bis es soweit ist, trainieren die Medizinstudenten hier allerdings noch an sich selbst, was sehr patientenfreundlich ist.

Auftritt Barnaby Metschurat! Nachdem in „Solino“ wenigstens zu einer solinen...sorry...soliden Leistung fähig, scheitert er hier schon in den Anfangsszenen als idealistischer Ruhrpöttler, der in das große, böse Berlin fährt, um dort Onkel Doktor zu werden. Da er Anhänger des MSV Duisburg ist, kostet ihn das schon mal viele Sympathien, außer natürlich in Duisburg. Und einen behinderten Bruder im Rolli hat er auch noch, das genügt für den Idealismusschub.

Vor Ort kommt er dolle in den Streß, was man mal dreist aus „ER“ geklaut hat und freundet sich mit einer übervölkerten WG philippinischer Krankenschwestern an, die ständig grinsend hinter ihm stehen und dann den ganzen Film hinter ihm aufräumen müssen, weil er dauernd Scheiße baut. Wer schon mal einen Disneyfilm gesehen hat und die Armee der lustigen Nebenfiguren kennt, die den Tag retten, weiß wovon ich rede.

Ja, und dann sind da natürlich noch die elitären Forschungsstudenten, die wirklich was bewegen wollen und sich dank der Entwicklung künstlich erzeugter Supermuskeln was Nobles in Stockholm abholen wollen. Die haben alle ein Ego wie ein Kleiderschrank, denn mittels der selbstversorgten Implantate können sie sich aufführen, als hätten sie zuviel „Sechs-Millionen-Dollar-Mann“ gesehen. Und natürlich muß man sich dazu mit einem Steroid- und Medikamentencocktail zupflastern, was immerhin so schöne Folgen hat, daß Barney die ausgeklinkte Heike vögeln kann, bis ihm schwarz vor Augen wird. Das ist bei der Makatsch auch besser so.

Natürlich ist da ein Haken an der Sache, denn körperliches Versagen geht nach vielen Drogen und Implantaten mit psychischen Schäden einher und Abspringer läßt man dank einer bionischen Muskelkontrolle schon mal vom Dach hüpfen. Das fällt nach ewigen Zeiten dann auch unserem Helden auf, der vom Idealismus zum sabbernden Mitläufer und Vorturner für die Böslinge um den eiskalten Herbert Knaup geworden ist. Wie gut, daß er sich da die Waden hat optimieren lassen und nicht die Hoden, so kann er doll schnell weglaufen.

Ach so, Franka Potente tritt auch zweimal kurz auf und will mit ihren Warnungen dem Film fast so etwas wie einen seriösen Anstrich geben. Das wäre schön, wenn der Rest nicht die Grenze zur Lächerlichkeit bis zum Exzess längst überschritten hätte.
Die Bösen setzen sich hier dann aber mehr oder minder selbst außer Gefecht und auch Barnaby erkennt am Ende an, daß der MSV eigentlich in die 2.Liga gehört.

Abgesehen mal von dem uneinheitlichen Bildgeschruppe hier, das sowohl Thriller als auch Drogentrip als auch SF darstellen soll, ist mir selten so viel haarsträubender Dünnsinn über den Weg gelaufen, eine Lächerlichkeit hetzt die Nächste und alle tun so, als hätte diesen Reißer Steven Spielberg mit einer Warnung für die Zukunft versehen.

Schamloses Overacting (vor allem die herzlich fehlbesetzte Hauptrolle), teilweises Unvermögen und eine uneinheitliche Regie lassen das alles wie eine gut-budgetierte Amateurproduktion wirken, bei der schon mal Wirbelsäulenimplantate im Schwesternzimmer rausgefummelt werden, ohne daß Nachfolgeschäden bleiben.

Mir fällt hier wirklich nichts Gutes ein, was ich noch erwähnen möchte, denn aus einer hoffnungsvollen Franchise so einen Murks zu machen, das ist schon eine Leistung, die man nicht mehr gekrönt sehen möchte. Totales Organversagen filmischerseits. (1/10)

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