Weiterer und vermutlich nicht letzter Teil der 2010 mit Detective Dee and the Mystery of the Phantom Flame gestarteten Detective Dee - Reihe; eine ehedem Adaption der historischen Figur vom Di Renjie (630 – 700), und der für die westliche Lesweise übersetzten und später selbst formulierten Geschichten von Robert van Gulik, welche sich seit langem Beliebtheit erfreuen und bspw. auch zuhauf in Deutschland als belletristische Ausgaben erhältlich sind. Die Filme, sowohl der Erstling als auch dessen Prequel Young Detective Dee: Rise of the Sea Dragon (2013), zu dem die hiesige Bearbeitung wiederum die Fortsetzung von ist, unterscheiden sich dabei natürlich von der Struktur her schon von den Kurzgeschichten und dem allgemeinen Anliegen, wird weniger der Krimi betont und auch weniger die Philosophie und dafür mehr das Mysteriöse in den Vordergrund gerückt und allgemein auch die Phantasie:
Mittlerweile zum Leiter des Department of Justice erklärt, muss sich der Offizielle Di Renjie [ Mark Chao ] gleich mehrerer Angriffe verteidigen. Empress Wu Zetian [ Carina Lau ] selber neidet ihm seine Beliebtheit und die Weisheit und fürchtet die Einmischungen ihrer angedachten Besitznahme, so dass sie ihm nicht nur später Landesverrat vorwirft und ihn in Gewahrsam nehmen lässt, sondern zuvor auch mehrere Assassinen auf den Leib hetzt, und selbst den eigentlich wohlgesonnenen Yuchi Zhenjin [ William Feng ] auf den ehemaligen Kampfgenossen ansetzt. Erst als auch eine indische Sektengruppierung mit ihrer Wahl der Waffen droht, das Tang Kaiserreich zu übernehmen, muss sie notgedrungen auf die Hilfe des Beamten zurückgreifen; der sich wiederum seines treuen Gefährten Shatuo Zhong [ Kenny Lin ] versichert fühlt, und zusätzlich auf den Gelehrten Master Yuan Ce [ Ethan Yuan ] eingeht, sowie die ehedem feindlich gesinnte 'Moon Water' [ Sandra Ma ] um Unterstützung bittet.
Entscheidend für die Reihe, die sich durchaus ihrer eigenen Beliebtheit erfreut – die Bücher sind heutzutage eher unbekannt – und auch in internationalen Kreisen Verbreitung gefunden haben und Aufmerksamkeit, ist die Hauptverantwortung und Hauptverwaltung durch Filmemacher Tsui Hark, welcher seit Anbeginn seiner Karriere im Genre der Fantasy wilderte und seit fast vier Jahrzehnten Fachmann, Antrieb und Katalysator für diese Gattung Film ist. Ein Fleißarbeiter, der aber konstant hohe Qualität und ebensolche Persönlichkeit auch in den jeweiligen Werken garantiert und für den Zuschauer als Anreiz, auch für die weniger bewanderten und selbst die weniger von dem Wandern interessierenden verspricht.
Ein Derwisch der Filmszene, der in den letzten wenigen Jahren gleich ein halbes Dutzend Beiträge zu dem in China derzeit am Meisten angesagten Genre produziert hat, allesamt in Sachen Aufwand und Umsetzung für sich selbstsprechend und bemerkenswert. Die Arbeit am Puls der Zeit quasi und dennoch bestimmend, sich nicht auf bereits Erreichten ausruhend, sondern stets und ständig von Ehrgeiz getrieben und sich selbst energetisierend. Reizvoll für den Rezipienten ist dabei die Lust am Erzählen und auch das Können darin, wird nach einer Phase der zu wilden Gestaltung mittlerweile mehr Wert auf eine (für den Regisseur vergleichsweise) ruhige Inszenierung und das Sichtbarmachen und Genießen auch all der gebotenen Eindrücke statt dem Durchhasten dieser gelegt. Kino mit Optik, mit Imagination und mit dem Spektakulären als Offerte; ein Angebot, dass es anzunehmen gilt. Denn ähnlich wie auch schon die Vorgänger oder der artverwandte Flying Swords of Dragon Gate (2011) ist das Genre wie geschaffen für ihn, verwischt er binnen Minuten die Übergänge von Differenzen und erschafft aus so Unterschiedlichem wie geschichtlichen Fakten, überlieferten und damit weitergetragenen Anekdoten, aus Historie, Fantasy, Science fiction, aus Wissenschaft und Pseudowissenschaft, aus Zaubertricks und anderer Scharlatanerie eine Welt, die gleichzeitig fremd und bekannt vorkommt und auf jeden Fall gefangen nimmt.
Der Plot selber ist voller Details und Facetten, hat aber gerade zu Beginn eine beeindruckende Leichtigkeit, die sich in zwei Hauptsätzen zusammenfassen lässt und so nicht nur sofort an Fahrt aufnimmt und ständig in Bewegung ist, sondern im Grunde mit dem Simpelsten aller Erzählungen und gleichzeitig dem Einzigen und Wahrhaftigen aller Märchen, dem Gut gegen Böse auf die narrative Reise geht. Angriff gegen Verteidigung, dazu ein Misstrauen, dass die gegnerische Partei umgibt und theoretisch auch Einiges aus dem (kurzzeitig erwähnten, nicht unbedingt für das Vorwissen benötigten) Vorgänger auf den Kopf und die dort verbündeten Charaktere gegeneinander und nicht mehr Seite an Seite stellt. Eine durch Paranoia und andere negative Empfindungen bedingte personelle Unruhe, die ganz oben im Lande anfängt und sich dann durch alle Klassen und Stände, durch Freund wie Feind und umgekehrt schlängelt.
Zusätzlich zu den Intrigen und Aufklärungen, die sich widerstreben und ein Machtspiel miteinander eingehen, bewegt sich auch die Handlung stetig um Aufmerksamkeit ringend vor, Wodurch für Atempausen auch angesichts der um sich greifenden Bedrohung durch Sekten und ihre Manipulation und gegenwärtiger psychischer und physischer Angriffe kein Platz über ist. Ein sich stetiges Manövern im Kreise herum, mit dem Palast als Zentrum und feste Kulisse, sowie der Stadt davor als Marktplatz für den aufziehenden Trubel und auch seine Flucht davor, und einige außenliegende Stellen und Orte, die anders als bspw. bei Tsuis vorherigen Desaster Journey to the West: The Demons Strike Back (2017) auch wie die gesamte Handhabe des Filmes sorgfältig in Augenschein genommen werden und begrifflich justiert statt nur im Computer geschaffen; selbst einige durchsichtige Effekte hier sind wesentlich gehaltvoller als alles das, was sich im dortigen Kinoerfolg als 'Spektakel' präsentiert. Nicht zu vernachlässigen sind auch weitgehend reale Actionszenen, in denen auf gelungene Art und Weise und auch altertümlich bodenständiger Stuntarbeit und sorgfältiger Choreographie mit den Spezialeffekten zusammen gearbeitet wird und Echtes und Fiktion in einen gemeinsamen Guss installiert; eine wie gewohnt technische Bearbeitung nahe der Perfektion, die auch schon die Vorgänger umgab und normalerweise auch Wahrzeichen des Regisseurs mit ist.