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Der Liebesfilm hat schon jetzt Tradition in der "Neuen Welle" koreanischen Kinos. Mit Werken wie "Art Museum by the Zoo", "Il Mare" und nicht zuletzt "My Sassy Girl" wurde der Liebesfilm zu einer festen Größe innerhalb der koreanischen Filmindustrie. Sogar der über die Grenzen Asiens hinaus erfolgreiche Actioner "Shiri" hat Liebesdrama-Eigenschaften. Mit "Lover's Concerto" drehte Regisseur Han Lee ein wunderschönes Melodram einer Dreiecks-Freundschaft, und ist somit für den nächsten Eintrag in Koreas Liebesfilmgalerie verantwortlich.

Was in "Lover's Concerto" passiert, die Geschichte, ist prinzipiell erstmal zweitrangig, denn so viel ist sicher. Es geht um Liebe und um Tragik. Irgendwann wird's ernst und traurig, denn schließlich ist dies ein Melodram und keine Komödie. Was "Lover's Concerto" aber so liebenswert und so wunderbar macht, das sind seine Darsteller. Der Film ist auch eine Art Starvehikel für Cha Tae-hyun, der zuvor mit "My Sassy Girl" einen der wichtigsten Korea-Filme überhaupt abgedreht hat. Der Ji-hwan in "Lover's Concerto" ist zwar eine andere Art von Typ, als sein Kyun-woo in "My Sassy Girl", dennoch vereinen beide jene Mischung aus tollpatschiger Niedlichkeit und herzzerfressender Verliebtheit. Seine beiden Partnerinnen, Son Ye-jin und Lee Eun-joo sind ebenfalls keine unbekannten Namen im koreanischen Kino, so ist Erstere für ihren Auftritt in "Chihwaseon" und Zweitere durch "Bungee Jumping of their Own" bekannt.

Zwischen den Dreien stimmt schlicht und ergreifend die Chemie. Nicht nur, dass alle drei perfekt ihre Rollen ausfüllen und darbieten, sie harmonieren auch miteinander. Man braucht keine Minute, und man ist überzeugt von der lebensverändernden Freundschaft, die die drei jungen Menschen verbindet, und man fühlt mit ihnen. Man lacht, man weint mit ihnen. Dieses innige Gefühl für die Freundschaft und für ihre Beziehung untereinander etabliert der Film zwar in einem Rekordtempo, was aber nicht heißt, das er überhastet an die Geschichte herangeht. Nein, die Sympathie für die beiden Mädchen und dem Jungen wird automatisch durch das gefühlvolle, warme Schauspiel der Darsteller eingeläutet.

Wo jene Charakterisierung erstaunlich unkompliziert verläuft, fordert uns Regisseur Han Lee dann erzählerisch heraus. Sein Film erzählt sich non-linear. Der Film springt von einer Zeit in die andere, und macht einen solchen Wechsel in der Zeitebene nicht unbedingt immer optisch oder stilistisch deutlich. Es drängt sich nicht immer ein offensichtliches Abblenden der Geschehnisse auf, mal ist es nur ein einfacher, knapper Schnitt, und wir befinden uns 5 Jahre in der Zukunft. Das macht "Lover's Concerto" besonders in der letzten Hälfte etwas schwierig. Wenn in die eh verschachtelte Erzählstruktur visualisierte Erzählungen der Hauptfiguren eingeschoben werden, die teilweise je nach Wahrheitsgehalt in der Optik variiert werden, dann kann der eine oder andere Zuschauer frustriert das Handtuch werfen. Ein zweiter Durchgang durch den tiefsinnigen Film mag für Manche erhellend sein.

Der Film beginnt in der Gegenwart, 2001. Ji-hwan lebt mit seiner Schwester in Seol, als er einen Brief ohne Absender bekommt, der ihn an eine wunderbare Zeit erinnert: Vor 5 Jahren passierte es: Damals hilft Ji-hwan in einem Café eines Freundes aus. Eines Tages trifft er auf ein Mädchenpaar, das sein Leben verändern wird. Besonders die zierliche Soo-in (Ye-jin) hat es ihm angetan: Es ist Liebe auf den ersten Blick. Jedoch stellt sich Ji-hwan bei seinem ersten Versuch, seine Gefühle für die Unbekannte zu formulieren, nicht gerade geschickt an. Und anstatt der großen Liebe zwischen Ji-hwan und Soo-in entwickelt sich eine dicke Freundschaft zwischen Ji-hwan und beiden jungen Frauen, also inklusive der lebhafteren Kyeong-hee (Eun-joo). Nach Monaten der Sorglosigkeit, der Freude, haben sich die Emotionen im Trio gedreht: Nun ist Kyeong-hee der heimliche Schwarm von Ji-hwan, und umgekehrt. Ji-hwan ahnt aber nicht, dass beide Mädchen an einer unheilbaren Krankheit leiden, und als Soo-in in ein Krankenhaus eingeliefert wird, bekommt die Freundschaft einen Knacks. Aus Selbstschutz und aus Angst und Zweifeln an den Gefühlen Ji-hwans bricht Kyeong-hee den Kontakt zu dem verwirrten Jungen ab.

Wie es, 5 Jahre später, weitergeht, enthüllt die letzte Hälfte des Films. Ja, "Lover's Concerto" ist mehr Herzschmerz als Spaß. Mehr ernsthaftes Melodram, als Komödie. Der koreanische Originaltitel "Yeonae sosheol" heißt übersetzt "romantische Novelle". Und mehr ist "Lover's Concerto" auch nicht. 100 Minuten gepflegte Liebestragik in wunderschöner, seidener Optik. Ein Piano-betonter Soundtrack und fabelhafte Darsteller. Ein wahres Fest für alle Romantiker und Fans von Liebesfilmen. Mehr aber auch nicht. "Lover's Concerto" ist die exakte Antwort auf die Frage nach einem schönen koreanischen Melodram. Eine sehr exakte Antwort, denn mehr als dies offenbart der Film auch nicht. Die Schwelle des Melodramas überschreitet Han Lee nie, und dies ist auch sehr, sehr gut so.

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