L'altra metà del cielo im Italienischen Original, die andere Seite des Himmels, die Kehrseite der Medaille, Hi-Hi-Hilfe für den deutschen Zuschauer, dasselbe Klientel, Anhänger des Stars Celentano, der in seinen Filmen nicht nur der Achtziger Jahre sich stets selber zu spielen und einfach nur den Celentano zu verkörpern scheint. Eine Abgeklärtheit, auch eine ungemeine Lässigkeit, auch aber mit Timing der komödiantischen Szenen und keine Scheu vor Selbstironie bis hin zur eigenen Peinlichkeit. Die Werke meist Komödien mit Anstrich, Unterabteilung Liebesfilm, bisweilen mit dramatischen und manchmal auch surrealen Tönen. Der Vorspann hier hat wenig mit dem Film oder dem Thema zu tun, und “Was Sie da sehen, ist Australien.“
Die Figur wendet sich an die Zuschauer, an die im Kino, später im Fernsehen funktioniert (die von Thomas Dannenberg) ergänzte Fügung “Ich weiß nicht, ob Sie's sehen können. Wahrscheinlich müssen Sie dazu aufstehen.“ wenig bis nicht mehr, die Geschichte wird von ihr erzählt. Sie fängt auch gar nicht in Australien, speziell in Sydney an, sondern führt dorthin, irgendwie und irgendwann:
Der strenggläubige Pfarrer Don Vincenzo [ Adriano Celentano ] und das nicht ganz so heilige, sondern eher gefallene Mädchen Susanna [ Monica Vitti ] lernen sich auf einem langen Flug nach Australien kennen, was zu einigen Verwirrungen und Verwicklungen führt.
“Wissen Sie nicht, wo gefallene Mädchen am liebsten hingehen?“
Der Padre weiß es, trotz seines Berufes und seiner Berufung, es geht ihm auch nicht um christliche Nächstenliebe, er wurde nur privat beauftragt und ist per Zufall, fast auch per Missverständnis involviert. Ein falsch verstandenes Pflichtbewusstsein, ein sich Kümmern auch um die Angelegenheiten anderer Menschen, eine direkte Ansprache, die den eigentlich Unbeteiligten hier und die Prostituierte mit der “Goldmine zum bohren“, “ein Teufel voller Parfüm und Sexualität“ kennen lernen lässt und zusammen bringt.
“Wo der Teufel nicht selbst hin will, schickt er einen Pfaffen.“
Im Gegensatz zu vielen anderen Paarungen von Celentano, der des öfters mit Schönheiten wie Bouchet, Muti, Moro, Feuer umgeben wurde, ist die hier (im Vorspann eigentlich vollkommen rechtens gleichwertig genannte) Vitti, eine ehemalige Antonio-Muße beruflich wie privat leider kein adäquates Gegenüber, auch kein 'Lockmittel' per se, weder optisch (was selbst der Zölibatär so sieht und benennt) noch von der (zu profan verkörperten) Art, dem Charakter, dem inkongruenten, inkonsequenten Wesen. Ein 'Gegensätze ziehen sich an' vielleicht, die Unterschiedlichkeit der Lebensgestaltung beider Personen schon als passender Aufhänger des Szenario, aber hier auch mit Unterschiedlichkeit im Lebensgefühl. Eine längere Flugreise soll beide zusammen bringen, für den Einen als Versetzung, für die andere ein Business nur. Aus Stunden werden Tage, es wird geredet, es wird gespielt, geraucht, gesungen und getrunken.
“So wie ich eine Verführung wittere, treib ich sofort ein bisschen Sport.“
In Der gezähmte Widerspenstige wurde auch mit dergleichen Methodik gearbeitet, Mann und Frau allein zu zweit, Zeit für Gespräche, für Gegenreden, für Dialog und Monolog, für die innere Sicherheit auch, das Bekunden der Absichten, was steht einem im Sinn zu tun und was ist man dafür bereit zu geben. Hier braucht man nur länger für, hier fehlt der Esprit, die Neugier aufeinander auch, es gibt die schlichte verbale Kommunikation und 30 Minuten Prolog. Regisseur Rossi arbeitet dabei ein wenig wie zuvor in Zwei Missionare, es geht von der Kirche aus und es geht in die weite Welt, in die unbekannte Ferne, das Wie ist nicht so wichtig, das Wo auch nicht, das Vorankommen und Erkunden zählt. Improvisiert scheint das Ganze, mal mit Sinn, gern ohne Zweck, dichtgedrängt oft die zivilisatorische Umgebung, der Rest (Wüste, Opalmine, Absteige, Kirche) ärmlich und befleckt. Auf eine Art auch Abenteuerfilm, das Durchstreifen einer Gegend, der Landessprache ohnmächtig, später fast ein Neo Western, ein menschliches Drama, am anderen Ende der Welt nämlich, auch ein Versagen.