Review

Gleiches Jahr, gleicher Regisseur, nächste Zusammenarbeit zwischen Celentano und Ehefrau Mori nach Der Kleine mit dem großen Tick, hier in Rugantino, wieder ein antikes Stück. Adrett in der Kunstverwertung, der Kultur, auf mehreren Ebenen gleich, politisch auch, “Nur schmutzige Dinge sind verboten.“ Die erste Verhaftung steht gleich an, nach einem Puppenspiel, indem man durch die Blume (oder eher der hohlen Hand) einige Dinge der Zeit auf den gebracht und ausgesprochen, laut vor allem, nicht verschwiegen, trotz Mahnungen und Warnungen einfach nur geredet hat. Freie Meinungsäußerung ist hier nicht so das Mittel der Wahl, im Film nicht, vom Film umso mehr, “Papst Pius und Leo sind Gottes Gabe, solange ich zu essen habe.“:

Im päpstlichen Rom des Jahres 1848 lebt der fünfundzwanzigjährige Rugantino [ Adriano Celentano ], prahlerisch, arrogant und jeder Arbeit abgeneigt, von den Hilfsmitteln, die ihm von der treuen Eusebia helfen, die er als seine Schwester ausgibt. Die beiden erhalten Kost und Logis durch einen Betrug gegen den Marquis von Rom, Michele Sacconi [ Sergio Tofano ]. Alles ändert sich, als er die schöne Rosetta [ Claudia Mori ], die Frau des gewalttätigen und eifersüchtigen Gnecco Er Matriciano [ Guglielmo Spoletini ] kennenlernt, und Rugantino mit seinen Freunden wettet, dass der die Frau vor dem Abend der Laternen verführen kann.

Campanile, der wahrscheinlich weitgehend übersehen oder unterschätzt wird, der zwischendurch im Bereich Erotik oder Sexploitation oder mit Bud Spencer den vergleichsweise wenig geläufigen Hector - Ritter ohne Furcht und Tadel (1976) noch mit als bekanntestes Stück gewerkelt hat, versucht sich hier in einer wahrhaften Komödie im Kostüm, an einer Liebesgeschichte natürlich auch, an unterschiedlichen Formen der humoristischen Präsentation, auch an einem Period Piece. Mori ist hier wieder der absolute Blickfang der Umgebung, Stadtgespräch schon, der Schönheit, auch der Gefährlichkeit wegen, dem Begehren anderer Männer, und der Gewalt ihres Angetrauten, der eher Aufpasser ist und auf die Keuschheit bedacht, aber selber auch nur begleiten und sein 'Hab und Gut' beschützen, nicht Anteil dran haben darf.

Rugantino ändert dies und generell die Verhältnisse, ein neuer Einfluss von außen, die Aufweichung und Ausgleichung und Angleichung der bestehenden Ordnung, Rugantino kümmert sich gleichzeitig um viel, und um wenig, vor allem nicht um Konsequenzen, nichts ist ihm heilig. Im Handeln schnell bis eilig, die Worte schneidend, die Auswirkungen in Kauf nehmend und gleichzeitig nicht beachtend; das gefällt nicht allen. “Das ist gar nicht lustig.“ lautet einmal und bis dahin die einzige Widerrede, “Wie kannst du mit so einem Gesicht lachen? Du siehst einbalsamiert aus.“ ist bloß die Entgegnung; ein Satz Prügel die Folge, eine Verhaftung, da ist die Kausalität aber schon anders. Die Erzählung hier mit dem Schalk im Nacken und dem lockeren Ton, zwischen Aufklärung und Satire, zwischen Klamauk und einer persönlichen Bearbeitung und Adaption des zugrundeliegenden Originals, des 62er Bühnenmusicals von Garinei und Giovanni.

An den späteren Mirandolina (1980) erinnert das natürlich, die Darsteller, das Thema, die Behandlung, hier bloß frecher, lebensbejahend, mit mehr Aufwand auch, wird durch die Gegend und nicht nur durch ein Wirtshaus gestreift, mit zuweilen subtilen Ansätzen, ein schnelles Techtelmechtel, teilweise raffiniert, nicht mehr grün hinter den Ohren. Ein wenig Politik und Standesdünkel wird eingewoben, Flirt und Versuchung, Verlockung und Bedrohung. Die Unterhaltung wird gesucht und gefunden, vom Film und den Beteiligten in ihm, gerne die Schadenfreude, die Mutprobe, die Scherze auf Kosten Anderer ("Nackt bist du besser als angezogen." - "Ich weiß, bei dir ist es andersrum. Angezogen bist du weniger hässlich."), das pure, nicht das unschuldige Amüsement. Ideen werden geboten, Amor und Psyche, Albernheiten, getarnt in Exzentrik und geheimen Plänen, in Klatsch und Tratsch, in mehreren Wetten. Das geht eine Weile gut, dann wird es überspannt, es kommt zum ersten Sterben.

Mehrere Schicksale werden in Augenschein genommen, mit großen Worten und ebensolchen Gesten, mit Hohn und Schabernack, es gibt Gewalt in und durch die Komik, Einfallsreichtum im Text und in den Bildern. Celentano hier eher als Gockel, als Pfau, als Hanswurst und nicht der Intelligenteste; die Hartnäckigkeit und der dargebotene Witz als die einzigen Vorteile des Mannes; aber das ist oft schon ausreichend. Er freut sich über seine eigenen Scherze und Spässchen, “Amüsierst du dich mit dummen Sachen?“, ein Motto des Filmes auch, nur ein Teil davon, der Rest ist fast philosophisch, er ist spätromantisch, er liefert auch natürliche Verhaltensweisen und nutzt Landschaft und Architektur reichlich. Eine Vielschichtigkeit, die hier noch neu und ungewohnt in der späteren Karriere beider, von Celentano und Campaneli ist. Eine Art Karneval mit Ideologie und Gehalt, die Gefühle ehrlich, die Befindlichkeiten und Empfindlichkeiten glaubhaft, die Situationen aufgelöst, aufgeklärt, gefährlich.









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