Review

Als Hauptdarsteller bereits in den später Achtzigern vermehrt, als Actiondarsteller relativ selten eingesetzt, hat sich Schauspieler Roger Kwok unter der Aufsicht von Johnnie zweimal in dieser Funktion probiert, in dessen selbst gedrehten Dead End (1992 gedreht, 1994 veröffentlicht), in dem er als Kleinkrimineller in Toronto eine ihm anvertraute Frau vor den Wirren eines ausbrechenden Krieges in der Unterwelt schützt, und in Fatal Assignment das folgende Jahr, in der To 'nur' als Produzent mit Rat und Tat zur Seite steht, mit Au Kin-Yee aber bspw. einer seiner Stammautoren für die Geschichte verantwortlich ist und auch weitere langjährige Genossen wie Law Wing-Cheong als assistierender Regisseur. Die Hauptverantwortung auf dem Regiestuhl selber hat Peter Yuen, dessen Kinokarriere zumindest übersichtlich bis nicht vorhanden ist, Yuen blieb dem Fernsehen treu und hat nicht den größeren Sprung auf die Leinwand geschafft (oder nicht vorgehabt):

Die junge Polizistin Ah Ling [ Fiona Leung ] wurde frisch nach der Ausbildung von ihrem damaligen Vorgesetzten [ Tin Ching ] als Undercover-Agentin in die Triaden um Ah Ju [ Cheung Jan-Wa ] eingeschleust, hat allerdings ein Problem, als ihr Mentor krankheitsbedingt ausfällt und sie von Wong [ Leung Yam-Kei ] als 'Handler übernommen wird. Als sie in dessen Auftrag dem Geschäftsmann Fan [ Lui Kim-Kwong ] etwas anhängen soll, kann ihr nur noch dessen Getreuer Ah On [ Roger Kwok ] beistehen.

Mit trubeligen Nacht(club)geschehen fängt man an, mit einer Eilmeldung in den Nachrichten, der Unterbrechung vom aktuellen Fernsehprogramm. Eine Verhaftung, eine Suche, Großaufgebot der Polizei, Absperrung eines Tatortes, Alarmstufe Rot, die Hütte brennt, das Revier in Aufruhr. Hier ein verrauchtes, aufgewühltes Büro, der leitende Ermittler hat Bauch- und Kopfschmerzen, dort die abendliche Feierlaune, ein reicher Galan, mit gleich zwei attraktiven und wesentlich jüngeren Frauen auch im Schlepptau; 'Damen' sollte man sie vielleicht nicht unbedingt nennen. Die beiden Ereignisse gehören zusammen, das weiß man eingangs noch nicht, es wird durch ein Telefongespräch miteinander verbunden, vorher wird noch einem britischen Vorgesetzten Rapport erstellt.

Die Gegend hier zuweilen schummrig, ein nebelverhangenes Parkhaus, dann ein größeres Attentat in einer Hochhauslobby, ein Bürogebäude, vor dem Fahrstuhl, viele Schüsse, viel Blut, viele Beteiligte. Eine Rettung in letzter Sekunde, aus eigener Kraft, mehrere Tote, die nur zufällig vor Ort waren, am falschen Zeitpunkt, die mit hineingezogen wurden in die Schießerei. Ein gefährliches Unterfangen, ein Leben stets in Gefahr, eine starke Frauenrolle, ansonsten eine kriminelle Männerwelt. Die Aufmerksamkeit erst auf Frau Leung, Kwok selber wird gleich verletzt von einer seiner da noch unbekannten Unternehmungen eingeführt, ein zukünftiges Bündnis vorgestellt. Ein Paar, gesucht und gefunden, aus der Zufälligkeit heraus, der Anfälligkeit, ein sich Kümmern, um Andere und um fremde Belange, eine ähnliche Konstellation wie Dead End, mit ähnlichen Problemen und Konflikten und Konfrontativen und Konsequenzen.

Situationen verändern sich hier schnell, nicht unbedingt zum Guten, ein geschäftiges Treiben, viel mit Unsicherheiten und Gefährlichkeit und Begehrlichkeit, nach außen die Fassade, eine Rolle, eine Funktion auch, darum die Geschichte. Aggressives Verhalten, Befehle und Drohungen, ein Machtgefüge, von Oben nach Unten, im 'wahren' Leben das Kriminellentum, auf der Dienststelle das Bild der Queen. Schlagwörter fallen und Schimpfwörter, keine Hochglanzgesellschaft hier, die billigeren Vergnügungsviertel, dazwischen kurze Ruhepausen, kleine Gespräche und Geschenke, ein bisschen seltene Empathie und ehrliche Intimität. Ein düsteres, finsteres Underground- und Undercovergeschehen, Leung spielt das kräftig, Kwok war nie der größte Darsteller, er gibt sich die Ehre der Anpassung und die Mühe der Pflicht.

Eine Art Triadenfilm auch, meist verbrecherische Kreise, ein Handler, eine Eingeschleuste, illegale Organisationen, manchmal ein Protzen mit teuren Dingen, eine Beschattung der falschen Seite. Über Bewegung und Dialog entfaltet sich die Geschichte, nicht unbedingt über Action, es wird auf zwei Menschen in der Welt geschaut, jeder speziell für sich. Als Neo Noir ist das zuweilen gehalten, zwischendurch mit explodierenden Autos als Ablenkung, ein Wagen schiebt es durch die Wucht der Detonation in die umstehenden Fahrzeuge, alles eine Frage der Improvisation. Die Gesetzeshüter hier eher als Sauhaufen, als 'Chorknaben', mit als Wurzel des Übels auch, nicht als die Lösung. Die aufkeimende Romanze könnte man kürzer halten, es wird durchaus in einer Art Montage auch gezeigt und verkleinert, aber dort viel mit Kinderei und Neckerei verziert.

Von den Nebenakteuren fällt nur Gordon Lam auf, es gibt eine Frontaufnahme vom Somerset House, die Inszenierung von Yuen ist solide, anders hat To seine Handvoll Fernseharbeiten auch nicht gedreht. Der allgemeine Umfang der Handlung ist etwas kleiner, konzentrierter dafür auch, persönlicher, die Welt hier ein Dorf, es treffen sich immer die gleichen Personen, an den gleichen Orten auch. Gefühle werden gezeigt, Wahrheiten aber verschleiert, faule Tricks geboten, ein Fatal Assignment. Als Sittenbild ein Abgrund, die Gesellschaft wortwörtlich krank, einer liegt geschwächt im Krankenbett, einer blutet aus der Bauchwunde, der Dritte hustet sich die Seele aus dem Leib. Die Folge eine Eruption, eine Kurzschlussreaktion, ein Amoklauf in der Dienststelle, ein Gefangenenausbruch, das Durchfahren einer schussbewehrten Blockade, viel Munitionsverschleiß und auch ein paar Treffer.







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