Review
von Leimbacher-Mario
Reichtum wird mit Seelen bezahlt
Timo Tjahjanto. Wer den Mann kennt, und weiß was er bei "The Night Comes For Us" und "Safe Haven" (seiner Episode in "S/VHS") abgeliefert hat, der kann von "May the Devil take you" nur enttäuscht sein. Denn er hat viel mehr im Köcher. Anstatt einen milden "Evil Dead" abzuliefern, hätte er selbst das Remake alt aussehen lassen können. Doch dem ist nicht so. Sein indonesischer Geister-/Besessenheitsschocker kann weder mit seinem Vorbild noch mit dem Ruf des Regisseurs mithalten. Deswegen schreibe ich ihn noch lange nicht ab, deswegen ist "Der Teufel soll dich holen" noch lang kein kompletter Reinfall. Doch er wirkt eher wie ein Schnellschuss, ein Warm-Up, eine Fingerübung. Als ob er ihn in den Verschnaufpausen während "The Night Comes For Us" realisiert hat. Was charmant für zwischendurch sein mag und objektiv gesehen seine Momente hat, eher gegen Ende - doch insgesamt ist das zu wenig. Zu wenig Schock, zu wenig Gore, zu wenig Spannung. Und das bei einer nicht unambitionierten Laufzeit. Da gab es in den letzten Jahren nicht wenige bessere Tanz der Teufelchen. Den Vergleich mit dem nicht unähnlichen "Satans Slaves" ebenfalls aus diesem Jahr verliert er krachend. Das kann nicht der Anspruch sein.
Es geht um einen Familienvater, der mit einer bleichen Hexe eine Pakt schließt, bei dem ihm nicht nur das Kleingedruckte auffallen hätte müssen: Seele gegen Erfolg, Kohle, Reichtum. Das schlägt wie zu erwarten kurze Zeit später auf seine Gesundheit und die zerstrittene Patchworkfamilie hat es nun mit der verfluchten Villa zu tun, in deren Keller noch immer böse Mächte ihr Unwesen treiben... Mein erster Absatz hört sich gemein und sehr kritisch an. Da spricht wohl einiges an Enttäuschung aus mir. Denn ganz losgelöst von den Erwartungen, ist der (milde) indonesische Schlachtfetzen für Horrorheads schon eine Mitternachtsempfehlung. Nur eine für den hohlen Zahn und die man absolut nur einmal sehen muss. Höchstens. Die Darsteller sind (vor allem für indonesische Verhältnisse) ordentlich, der Soundtrack hat seine Momente und es gibt ein paar gute Schocks, etwa wenn ein Dämon sich die menschliche "Maske" vom Gesicht reißt. Andererseits gibt es auch einige unfertig wirkende, lächerliche Computereffekte (ich sage nur Zunge!), keine Kreativität und sehr wenig Spannung. Midnight Madness würde ich das kaum nennen. Puppenkiste auch nicht. Aber schon eher.
Fazit: Tanz der Teufelchen - recht belanglose und überraschend zahnlose Kopie eines Klassikers, die Tjahjanto eigentlich viel besser und blutiger hinbekommen hätte müssen. Kein Highlight. Gurkengefahr herrscht aber ebenso wenig. Da wird in mittelnaher Zukunft aber nahezu sicher noch viel Besseres kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass Netflix nur zugeschlagen hat, weil es ihm im Doppelpack mit Tjahjantos aktuellem Actionbrecher gab. Vielleicht ist dieser Teufelspakt ja so etwas zu seinem "Nachfolger", wie es "Headshot" zu "The Night Comes For Us" war. Daumen drücken.