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Das man sich auch im Asiatischen Kino auf tränentreibenden Kitsch versteht ist ja nichts Neues. Aber in den letzten Jahren war wohl kaum ein Film aus Hongkong so sehr auf die Aktivierung der Tränendrüse ausgerichtet wie „Fly me to Polaris“. Das schöne hierbei ist aber im Vergleich zu US Kitsch Filmen, dass man hier durchaus mit seinen Figuren mitfiebert und sich vor Allem nie sicher sein kann, ob es denn nun ein Happy End gibt oder nicht.

Die Story hat ein bisschen was von dem alten Warren Beatty Film „Der Himmel soll warten“. Nur das es hier ein junger Mann ist, der seit seinem 8. Lebensjahr stumm und blind ist und seitdem in einem Krankenhaus wohnt und arbeitet, der vom Himmel (= Polaris) eine zweite Chance bekommt. Die möchte er auch nutzen, hat aber nur 5 Tage zeit, dafür wird er in diesen Tagen aber sprechen und sehen können. Nur wird ihn keiner erkennen und er kann niemandem davon erzählen was passiert ist. So hat Onien, bzw Cheunk, wie er sich nach seiner Rückkehr nennt nur ein Ziel, er möchte der Krankenschwester Autumn in die er seit langem verliebt ist, seine Liebe gestehen. Dass, dieses Unterfangen auch mit der Fähigkeit des Sprechens und Sehens nicht wirklich einfach ist, merkt er schnell.

Die Story bietet also eindeutig genug Potential um jeden Romantiker zu begeistern und schafft das auch zu meist hervorragend. Gekonnt spielt sich die Story in einer Mischung aus leichtem Humor (in Hongkong Movies ja eher eine Seltenheit), Tragik und Lovestory ab und schafft es dabei nie zur Parodie zu werden und verfällt auch nicht wirklich in das andere Extrem. Zwar wird insbesondere im Finale dann doch noch mal kräftig auf die Taschentücher abgezielt, aber das wirkt hier nicht störend, sondern eher passend. Die Charaktere sind alle sehr liebenswürdig und auch mit ein wenig Hintergrund gezeichnet, so dass man auch hier keinen Grund zum meckern hat. Onien wirkt zwar beginn eher wie ein großer WackelDackel, der immer grinsend durch die Landschaft hechelt, aber man gewöhnt sich recht schnell an das doch „leicht“ übertriebene Spiel von Richie Ren, der ja eher als Popstar bekannt ist. Spätestens wenn er als Sehender zurück auf die Erde darf, stimmt dann auch die schauspielerische Leistung bei ihm. Highlight des Films ist aber ganz klar Cecilia Cheung, die als hin und her gerissene Krankenschwester Autumn eine tolle Vorstellung abliefert und die Rolle mit sehr viel Gefühl und Leben füllt. Auch wenn das „Traumpaar“ in manchen Szenen etwas unharmonisch wirkt, die Chemie stimmt und der Zuschauer fiebert gerne mit den Beiden mit, die in den 5 Tagen die Onien auf der Erde bleiben, einiges an Höhen und Tiefen durchmachen.
Für den nötigen Humor sorgt dabei Eric Tsang, der ja durch die „Infernal Affairs“ Filme auch einem breiteren westlichen Publikum bekannt geworden ist.

Gefilmt wurde der Film relativ unspektakulär, was aber auch gut zur Story und deren Entwicklung passt. Als Kulisse dient ein katholisches Krankenhaus, das mit seiner altmodischen Architektur, zur generell eher leicht märchenhaften Atmosphäre beiträgt. So spielen sich die meisten Szenen dann auch hier ab und nur für wenige Ausnahmen wurden andere Locations in Anspruch genommen. Die Nebenfiguren kommen vielleicht teilweise etwas kurz, aber sie stehen hier ganz bewusst hinter den beiden Hauptfiguren an. Musikalisch gibt es neben einigen Saxophonstücken nicht viel Bemerkenswertes, aber zumindest fällt der Score nicht negativ auf und die wenigen Songs die Laufen, passen durchweg ausgezeichnet zur romantischen Stimmung des Films.

„Fly me to Polaris“ ist ein Film für alle, die auf große Gefühle im Kino stehen und auch nichts dagegen haben wenn es schon mal in Richtung Kitsch geht. Zumeist aber umschifft der Film die allzu klischeehaften Klippen und bietet grundsolide, durchweg gut gespielte Unterhaltung. Zwei gute Hauptdarsteller und ein Ende, das zwar etwas vorhersehbar ist, aber trotzdem zu gefallen weiß, komplettieren den positiven Eindruck. Sicherlich kein Film den man gesehen haben muss, aber wer Cecilia Cheung mag oder eben auf romantische Filme steht, macht hier auch eindeutig nichts falsch.

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