Review

Der Himmel ist 'ne Halfpipe

Mit Jonah Hill traut sich der nächste Hollywoodstar hinter die Kamera - und macht das ähnlich wie beispielsweise ein Joel Edgerton oder Ben Affleck in den letzten Jahren hervorragend. Und dabei fängt er da an, wo er sich auskennt. Im Jahrzehnt seiner Kindheit und Jugend, in einem Milieu das ihm ganz sicher nicht fremd ist, in einer Stadt die er kennt, auf eine erfrischende Art und völlig ungezwungen, druckfrei, unabhängig. „Mid90s“ ist einer der besten Filme des Jahres, den kaum einer sehen wird. Leider. Hierzulande noch weniger als letztes Jahr in den Staaten. Doch das ist heutzutage ja meist mehr Qualitätsmerkmal als ein Blockbustererfolg... Handlung: Wir folgen einem jungen Teenager in L.A., der sich mit ein paar älteren Jugendlichen und Skatern anfreundet, selbst das Skaten lernt und so auf der Straße eine Art „ruhigen“ Hafen findet, um von den Problemen zu Hause wegzukommen.

Es gibt Etliches, was ich an Jonah Hills Regiedebüt toll finde. Von der ungewöhnlichen, viereckigen Aspect Ratio über grandiose Jungdarsteller (oft keine echten Schauspieler!) bis hin zu einem grandiosen Soundtrack mit Street Credibility (Big L! A Tribe Called Quest! Mobb Deep!), den ich mir sofort auf Vinyl kaufen würde. Von einer vollkommen realistischen 90er-Atmosphäre bis in die kleinsten Details wie Videospiele, Poster und Mode, über die emotionalen Themen der Zugehörigkeit und der Freundschaft bis hin zu einer melancholisch-entschleunigten Erzählweise, die etwas an Richard Linklater Filme erinnert („Slacker“) und die man heutzutage nicht mehr oft findet. Man merkt jederzeit das Know How, die Leidenschaft, das Herzblut des Projekts. Und viel davon kommt direkt von Jonah Hill, den man für diese kleine Perle kaum genug loben kann und von dem ich gerne noch viel mehr als Regisseur sehe. Vielleicht ist er darin ja sogar besser als im Schauspiel. Was absolut vorstellbar wäre. Wirklich viel passiert nicht und es gibt ein paar Hänger, komplett identifizieren kann man sich wohl nicht, wenn man zur gleichen Zeit als deutsches Kind eher „Tony Hawks Pro Skater“ gezockt hat als selbst in den Hinterhöfen von Compton zu grinden. Doch insgesamt ist „mid90s“ ein sympathisches Kleinod, eine unaufdringliche Nostalgiebombe. Aber weit mehr als nur das. Vor allem den Wunsch dazuzugehören und die tiefe Teenagerwut, kennt jeder Mensch über 18.

Fazit: Jonah Hills Regiedebüt ist ein Hit. Kraftvoll und ruhig, authentisch und echt, emotional und locker. Nicht nur für Skater. Für jedes 90er Kind schlicht ein Mustsee!

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