Anthony Hickox (Storm Catcher, Full Eclipse) lieferte mit seinem Regiedebüt "Waxwork" einen furiosen Genremix ab. Auch sein zweiter Spielfilm "Sundown - Rückzug der Vampire" will sich vom Einheitsbrei abheben und ist quasi eine Mischung aus Western und Vampirfilm. Hickox erweist sich auch hier als fähiger Handwerker, das Screenplay schrieb er auch gleich. Mit Bruce Campbell (Tanz der Teufel, My Name is Bruce) und David Carradine (Kung Fu, McQuade - Der Wolf) sind zwei sehr prominente Darsteller an Bord, ein angemessenes Budget war auch vorhanden. Doch leider fehlt dann doch das gewisse Etwas, um "Sundown" in höhere Ränge zu heben.
Josek Mardulak (David Carradine) hat sich mit seiner Gefolgschaft von Vampiren in die Einöde zurückgezogen. Im Städtchen Purgatory leben die Blutsauger ihr eigenes Leben, mit Hilfe von Kunstblut aus einer Fabrik hält sich der Blutdurst in Grenzen. Doch als David Harrison (Jim Metzler) mit seiner Frau Sarah (Morgan Brittany) und seinen beiden Töchtern dort auftaucht, beginnt der ganze Ärger. Denn sein Rivale Shane (Maxwell Caulfield) lebt auch in Purgatory und plant mit Merdulaks treuem Gehilfen Ethan Jefferson (John Ireland) die Stadt für sich zu beanspruchen. Als auch noch Vampirkiller Robert Van Helsing (Bruce Campbell) auftaucht ist das Chaos perfekt. In Purgatory entbrennt ein gnadenloser Kampf und die Harrisons sind mittendrin.
Es ist Hickox auf jeden Fall gelungen die gängigen Pfade des Genres zu verlassen. Hier leben die letzten Vampire nicht nur in ihrer eigenen Stadt und produzieren ihr eigenes Kunstblut, sondern sie können sogar mit Hilfe einer speziellen Sonnencreme (Lichtschutzfaktor 100) bei Tageslicht aktiv sein. Doch kommen mal Menschen nach Purgatory und benehmen sich daneben, kann es passieren, dass ihnen einfach der Kopf abgeschlagen wird, wie es im witzigen Auftakt gezeigt wird. Jedoch macht der Film in der ersten Halbzeit einen sehr zähen Eindruck und manche Humoreinlagen sind sehr gewöhnungsbedürftig, beispielsweise wenn sich die mäßig getricksten Fledermäuse miteinander unterhalten. Aber einige Onliner sind einfach cool und überhaupt nimmt sich "Sundown" zu keiner Zeit ernst. Einerseits schön, doch die Kehrseite der Medaille gibt es auch, denn sonderlich spannend ist das Geschehen zu keiner Zeit. Auch hätte man die Screentime der beiden Harrison Kinder etwas kürzen können, denn die fallen ein bisschen auf die Nerven. So lässt sich Hickox für die Einführung der Figuren ein bisschen Zeit, richtig gefällt Van Helsing als schräger Charakter. Der wird hier sogar selbst gebissen und schlägt sich auf die Seite der Blutsauger.
Denn hier kommt es zur Konfrontation zwischen den Vampiren, manche wollen ihre Blutdurst wieder an Menschen stillen, doch Merdulak will dies nicht zulassen. So darf es in der zweiten Filmhälfte richtig rundgehen, denn Shane, Jefferson und ihre Brut machen mit Holzpatronen Jagd auf Merdulaks Gefolgschaft. Dazwischen existiert noch der Streit zwischen David und Shane, die Beide um Sarah buhlen. Hier gibt es dann jede Menge Shootouts und sogar Westernduelle. Goreeffekte bleiben zwar aus, aber die Vampire sehen verwandelt hübsch gruselig aus und einige blutige Einschüsse gibt es auch zu sehen. So hat Hickox die gesamte Action in die zweite Halbzeit gelegt, vorher herrscht leider ein bisschen Ebbe. Richtig gelungen sind die Sets. Das Westernstädtchen nebst dem gelungenen Score lassen richtig Stimmung aufkommen. Auch bei den Darstellern gibt es nichts zu meckern, besonders Bruce Campbell liefert eine tolle Show, so schön gegensätzlich zu seinen Auftritten als Ash in "The Evil Dead". David Carradine, Maxwell Caulfield (Waxwork 2, Prey of the Jaguar) und M. Emmett Walsh (Red Scorpion, Critters) schlagen sich ebenfalls wacker, sowie der restliche Cast.
"Sundown" macht auf jeden Fall Spass, dennoch ist der Humor nicht jedermanns Sache und Hickox zweiter Spielfilm kommt nur schleppend in die Gänge. Storytechnisch ist das Ganze schön abgedreht, genauso die teils schrägen Charaktere und der überlange Showdown hat es wirklich in sich. Dennoch reicht es nicht zum großen Wurf, dafür fehlt das gewisse Etwas.