Review

"Bis das Blut gefriert" ist Suggestivhorror nach alter Tradition, der die uralte Spukhausthematik in allerdings wirkungsvoller Form behandelt. Mit einem verheißungsvollen, bebilderten Einführungsmonolog beginnend wird uns die Geschichte des alten Hauses stimmungsvoll nahegelegt und gewährt dem Zuschauer somit einen ersten Eindruck. Danach begleiten wir auch schon Hauptprotagonistin Eleanor bei der Flucht aus ihrem langweiligen Leben und finden uns alsbald auf dem Grundstück des prunkvollen Gemäuers wieder. Bereits bei der Außenansicht des Hauses lässt Regisseur Robert Wise Fenster so starr detailliert im Bilde, dass der Eindruck entsteht, das Hill House beobachte einen.

Die restlichen Protagonisten gesellen sich dann allmählich zu Eleanor, deren Gedankengänge in Form von Monologen zu hören sind und mich persönlich mit ihrem ständigen Auftreten etwas nervten, womit Professor Markways Erforschung von parapsychischen Phänomenen schließlich beginnen kann. Die Handlung ist allgemein recht ruhig aufgebaut, bietet nicht all zu viele Höhepunkte, sondern eher kleine unheimliche Puzzleteile wie die kalte Stelle im Korridor oder die mysteriöse Schrift an der Wand, deren Verfasser unbekannt ist. Unter geeigneten Ambientevoraussetzungen beim Betrachter dürften die richtigen Klimaxe dann aber sicherlich für starre, senkrecht hochstehende Haare auf der Haut sorgen, wenn irgendetwas an die Tür hämmert oder in den Fluren trampelt. Vordergründig setzt Wise hierbei nur auf die Arbeit mit Geräuschen wie den bereits erwähnten, aber auch mitunter flüsternden Stimmen, und stellt das Grauen kaum visuell dar. Die Mehrheit begrüßt dies zwar, aber die ein oder andere angedeutete Erscheinung auf einem der langen Korridore hätte in meinen Augen positive Wirkungen beziehungsweise, auf den Zuschauer bezogen, noch mehr Angst erzeugt.

Trotz der vorwiegenden Verwendung von Geräuschen kann auch der visuelle Eindruck überzeugen. Durch eine schöne Beleuchtung verleiht Wise unter anderem Statuen ein dämonisches Äußeres, hüllt aber gleichzeitig auch den ganzen Schauplatz in eine unheilvolle Atmosphäre, wobei zur damaligen Zeit verhältnismäßig experimentierfreudige Kamerawinkel übrige Arbeit leisten. Schauspielerisch hauchen die Akteure ihren Figuren richtiges Leben ein, auch wenn bei mir die vom Skript vorgeschrieben etwas hysterische Eleanor schon leichte aggressive Spannungen gegen Ende verursachte. Jedoch erledigt Julia Harris mit ihrer emotional schwankenden Eleanor ihre Aufgabe ganz gut. Claire Bloom nimmt in der Rolle der Thea kein Blatt vor den Mund und Richard Johnson gibt sich als Professor Markway fasziniert zur Spukthematik, betrachtet alles jedoch aus wissenschaftlicher Sicht. Am unterhaltsamsten ist allerdings Russ Tamblyn mit seiner Darbietungen des skeptischen, eine Menge Charme ausstrahlenden Luke, der immer wieder heiter amüsante Kommentare von sich gibt.

Stimmt nachts durch ein ausgeschaltetes Licht das Ambiente im Zimmer, kann sich der Zuschauer auf ein suggestives Horrorerlebnis ohne Effektspielereien, wie sie "Das Geisterschloss" von 1999 bietet, freuen. Das Remake spinnt die Geschichte um Eleanor und deren Verbindung zum Hill House noch ein wenig weiter, ansonsten ist das meiner Meinung nach etwas mit Dialoglast bestückte Original die deutlich bessere Wahl.

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