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Der Vertrauenslehrer Evan Cole hat eine recht eigentümliche Methode, um sich den Problemen der Schüler anzunehmen, die ihm da tagtäglich ihr Leid klagen: Nachts geht der frischgebackene Familienvater, der in seiner Kindheit selbst unter familiärer Gewalt zu leiden hatte, nämlich auf Mordtour und beseitigt rigoros und methodisch die Störenfriede, die da seinen Schützlingen das Leben schwer machen. Seit sein Sohn Andrew auf der Welt ist, fällt es ihm jedoch zunehmend schwerer, seinen Alltag mit seinen mörderischen Umtrieben unter einen Hut zu bekommen, zumal sich aktuell auch seine Mutter Marie bei ihnen einquartiert hat, um seine Ehefrau Lauren mit dem neuen Baby zu untertsützen, was zu zusätzlichen Spannungen führt. Als dann zufällig die von ihm verscharrten Leichen gefunden werden, steht kurz darauf der Polizist Overstreet bei den Coles auf der Matte und in Lauren keimt der Verdacht auf, dass es sich bei ihrem Gatten tatsächlich um den gesuchten Killer handeln könnte... Stifler mal anders: "American Pie"-Hansel Seann William Scott agiert in dem vorliegenden Thriller-Drama vollkommen gegen das Comedy-Image, das ihm nun schon über zwanzig Jahre lang anhaftet, und weckt bisweilen gar Erinnerungen an Michael Rooker in "Henry: Portrait of a Serial Killer", wenn er da präzise und absolut überzeugend den nicht unsympathischen Allerwelts-Typ mimt, hinter dessen scheinbar biederer Fassade sich wahre Abgründe auftun. Der reine Schock-Wert von "Bloodline" ist demnach enorm, und das nicht nur, weil freigiebig das Kunstblut verspritzt wird, sondern weil es Regisseur und Co-Drehbuchautor Henry Jacobson auch gelungen ist, einige genre-gerechte, verstörende Momente mit nachvollziehbaren und glaubwürdigen Szenen aus dem Familien-Alltag der Coles, der primär vom Baby-Stress und kleinen, subtilen Animositäten zwischen Ehefrau und Schwiegermutter geprägt ist, zu kontrastieren. Schade nur, dass er über die genau beobachtete Entwicklung der Figuren doch irgendwie vergessen hat, auch die Spannung ein wenig zu forcieren, denn die reinen Thriller-Aspekte gängiger Serienkiller-Streifen kommen hier (nach der doch sehr plakativen Eingangs-Sequenz, die andere Erwartungen weckt!) kaum zum Tragen... halt eben genau so wie damals noch bei "Henry: Protrait of a Serial Killer", der allerdings in diesem Bereich bereits 1986 alles gesagt hat, mit seinem beinahe dokumentarischen Flair wesentlich intensiver gewesen ist und bis heute nachwirkt. So undistanziert gibt sich "Bloodline" ergo nicht, der zudem von einer Inszenierung à la Argento und De Palma voller knalliger Farbschemata und optischen Spielereien geprägt ist und sich damit als artifiziell verpimpelte Fingerübung outet, die auf der Regie-Ebene merklich den alten Meistern hofiert. Was dem Streifen allerdings so wirklich das Genick bricht, ist, dass man als Zuschauer doch schnell den Eindruck gewinnt, dass "Bloodline" spätestens zur Halbzeitmarke bereits alle Karten auf den Tisch gelegt und auch kein verstecktes Ass mehr im Ärmel hat, weswegen man sich förmlich durch eine stetig abflachende und zunehmend langweiligere Handlung quälen muss, bis der echt müde Schluss erreicht ist. Dieser steht da unter dem Motto "A family that slays together, stays together!" und verklickert einem nun wirklich keine neuen Erkenntnisse über die Serienkiller-Mischpoke und ihre Taten. Das Einzige, was "Bloodline" da doch noch irgendwie zusammenhält, ist tatsächlich Seann William Scotts Performance... der Rest ist leider nur solala. Insgesamt zwiespältig.

5/10

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