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Gangsters Paradise?

Film Noir - ein Genre, dass man nicht gerade mit Palmen, Tropenstürmen & hoher Luftfeuchtigkeit in Verbindung bringt. Doch in "Key Largo" treffen genau diese zwei Welten gekonnt in einem schwitzigen Kammerspiel aufeinander, spürbar basierend auf einem Theaterstück. Humphrey Bogart landet als umherdriftender Kriegsveteran in einem Hotel in Key Largo - wo sich allerdings schon einer der berühmt-berüchtigtsten Gangster des Landes (Edward G. Robinson) mit seiner Truppe verschanzt hat. Und ein hereinziehender, massiver Sturm plus der hilfebrauchende Hotelinhaber & seine bezaubernde Tochter (Lauren Bacall), die Familie eines gefallenen Kriegskameraden, verhindern seine sofortige Umkehr. Eine kompakte, stickige & stürmische Nacht liegt vor allen Beteiligten, in der sicher nicht alle überleben werden & der grölende Hurricane die immer lauter werdende Unruhe & Anspannung offensichtlich ankündigt. Ein pessimistischer Nachkriegsthriller, der die Gangster so schmierig & böse wie selten zeigt & dessen kitschiges Happy End zwar Erlösung ist, doch nicht so ganz zur restlichen, nihilistischen Geisel-Stimmung passen will.

Die Atmosphäre dieses Ein-Setting-Krimis kann nur als einzigartig beschrieben werden - diese legendären Darsteller auf engstem Raum, mit gegensätzlichsten Wertvorstellungen & vor allem dem exotischen Schauplatz im Rücken, lassen unsere Blicke kaum von der Leinwand schweifen. Die Laufzeit ist perfekt gewählt & die Stars, allen voran Bogey & Robinson, der nochmal sein gesamtes Gangsterrepertoir runterspult, liefern sich ein packendes Duell, in dem es um Menschlichkeit, Ehre & Hoffnung geht. Nicht nur zwischen den zwei oder der Hotelbesatzung dieser denkwürdigen Nacht, sondern unverkennbar auf die Nachkriegs-USA interpretierbar. Der finale Shootout auf dem Boot ist für die damalige Zeit hart & noch immer sehr spannend - selbst wenn es immer wieder faszinierend ist, wie Filme aus dieser Zeit mit so wenig Kinetik, Action oder Spektakel, doch oft packender sind, als hundertmal lautere Actionkracher von heute. Und so Meisterwürfe wie "Key Largo" erst recht. Vor allem wohl auf Grund der interessanten Charaktere & der Psycho- bzw. Gesellschaftsstudie auf engstem Raum, wirkt der Film auch nach 70 Jahren noch immer ehrlich, rough & schweißtreibend. Ein ungewöhnlicher, wenig kategorisierbarer Paradise-Noir, bei dem man weiteren Locations oder mehr Bewegung kaum nachtrauert. 

Fazit: ein Kammerspiel im Paradies, mit Sturm, Spannung & schmierigen Schurken. Bogey rettet mal wieder den Tag & trotz seiner simplen Art, fesseln grandiose Darsteller & eine heiße Atmosphäre. 

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