Review

Mini-Serie

Es ist überall um uns herum...

"The Haunting of Hill House" basiert zwar auf den gleichen Knotenpunkten wie "Das Geisterschloss" aus den 90ern und Gruselklassiker "The Haunting" aus den 60ern, doch wirklich viel gemeinsam haben alle drei Titel nicht. Ob Mike Flanagans Interpretation auf Dauer an das Original herankommt, muss sich noch zeigen, und dass er das schlappe Remake hinter sich lässt, war Pflicht. Doch allgemein kann ich jetzt schon sagen, dass die Netflix-Miniserie ein absolutes Highlight des Jahres ist, nicht nur für Fans des gepflegten Grusels. Denn vielleicht mehr als an die genannten Vorläufer erinnern diese zehn, im Schnitt einstündigen Folgen eher an die familiären Verstrickungen eines "This Is Us". Und das kann nur nach meinem Geschmack sein, was jeder weiß, der meine Meinung zu dieser Serie kennt... "Der Spuk von Hill House" erzählt von der sechsköpfigen Craine-Familie, wie diese im Hill House aufwuchsen und wie das Spukanwesen seine Spuren in ihren Leben hinterlässt...

Warum ich glaube, dass Flanagan mit diesem Epos jetzt endgültig bewiesen hat, dass er einer der begabtesten Fürchtenlehrer im Filmbusiness ist? Hier sind meine Pros und Contras.

PRO
  • eine überraschende, extrem emotionale Geschichte; viel mehr als nur Horror
  • exquisites Setdesign, das etwas an Del Toro erinnert
  • gute Darsteller 
  • interessante Figuren, mit denen man fühlt 
  • ein paar der besten, sinnvollsten JumpScares, die ich je gesehen habe
  • eine Familiengeschichte vor allem anderen 
  • exzellente Kinderdarsteller
  • oft eine entfesselte Kamera mit beeindruckend langen Einstellungen 
  • perfekte Verflechtungen der Zeitebenen
  • Geister im Hintergrund sind echte Gruselhöhepunkte und das Suchen macht Spaß, süchtig und erhöht den Wiederspielwert 
  • Carla Gugino!!!
  • meisterhafte Balance aus Schrecken, Spannung und Gefühlen 
  • Gänsehaut-Kopfkino
  • Oldschool-Feeling
  • recht realistische Darstellung des "Spuk"
  • Stephen King-Feeling teilweise 
  • solide Effekte, edle Optik
  • einige wirklich schaurige Gestalten, wie der Mann mit dem Hut oder die Frau mit dem verdrehten Hals 
  • kein Familienmitglied kommt zu kurz
  • wirkt super durchdacht und rund, alles hängt zusammen 
  • macht keine Alpträume, bleibt aber dennoch bei einem und im Gedächtnis 
  • behutsame Herangehensweise 
  • verbindet den Spuk mit echten, schwerwiegenden Themen wie Drogensucht, Bindeangst oder Depression 
  • ein einziges großes Schmankerl für Haunted House Fans
  • das Haus scheint wirklich ein Eigenleben zu führen
  • einige tolle Hommagen an den Klassiker
  • wirkt wie aus einem Guss und durchgehend wie Flanagans geliebtes Brainchild
  • ich hatte am Ende ein Tränchen im Auge
Contra
  • manche Folgen etwas zu lang 
  • das Finale trägt ziemlich dick auf, da muss man Zucker mögen
  • gemächliches Erzähltempo ist nicht für jedermann 
  • Score könnte einprägsamer sein
  • nicht alle Darsteller auf dem gleichen Level
  • vielleicht ein bis drei Episoden zu lang


Fazit: die beste Horrorserie, die in den letzten 30 Jahren gedreht wurde. Ein Haus, uns das Fürchten neu zu lehren, ein Regisseur mit einer Mission des gefühlvollen Grauens. Emotional, hübsch, gruselig, clever. Und das alles ausreichend. Dieser Spuk ist ein Gruselblaublut. Edelgänsehaut! (9,5/10)

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