Review


Merli wird, wie so oft, ungemütlich.


Der römische Kommissar Francesco Olmi (Maurizio Merli), bekannt für seine Unnachgiebigkeit und rauen Methoden, wirft sich in den Kampf gegen mörderische Diamantenhändler und Waffenschmuggler...

Für eine Sequenz wie jene, in der Merli-Olmi aus dem Polizeihubschrauber heraus mit bellender Wumme und durchschlagendem Resultat eine fiese Killerbande auf's Korn nimmt, liebt man das Italo-Crime-Genre, wenn man es denn liebt. Eine Szene, wie sie ähnlich ihn vermutlich 1000 anderen Filmen zu sehen ist, die hier aber in einer Art (= Kunst) und (tödlichen) Dynamik zelebriert wird, dass es eben doch ohne Vergleich ist...

Stelvio Massi hat seinem vielleicht besten Poliziottesco aus dem Jahr '78 eine eigenwillige Plot-Zweiteilung angedeihen lassen: Maurizio Merli - wie so oft desillusionierter Commissario, der das mit dem ausufernden Verbrechen um ihn herum verdammt persönlich nimmt - schlendert einfach nach dem ersten Teil um einen Mordkomplott skrupelloser Diamantenhändler in Rom weiter an die Küste (gut, schlendern vielleicht weniger, er hat ein schweres Päckchen zu tragen, das u.a. aus einem versehentlich durch ihn Erschossenen besteht), wo er sich prompt in Olga Karlatos verliebt (die hier, anders als in Fulcis "Woodoo", ihre schönen Augen beide behalten darf) und gewieften, aber letztlich doch etwas nachlässigen Waffenschmugglern heimleuchtet, denen schon mal ein Revolver unbemerkt aus dem Schmuggelköfferchen purzelt.

"Un poliziotto scomodo" hat zwei, drei Längen, wo die Spannungskurve etwas ins Hängen kommt, unterhält aber sonst tadellos. Ganz und gar nicht allein deswegen, weil sich (der viel zu früh verstorbene) Merli in seiner Rolle mit bebendem Schnauzer mal wieder ordentlich ins Zeug legt und Freunden dieser Art von politisch inkorrektem Kino sympathisch bleibt, wenn er mit Backpfeifen ermittelt und mit Kugeln Recht spricht, aber auch schon mal beherzt einen brennenden Widersacher löscht und bei den Damen trotz bester Macho-Optik schon beinahe unaufdringlich seinen Charme spielen lässt (wenn er sie in einer Verhörsituation nicht gerade ohrfeigt).

Auch in Italo-Fankreisen wird gerne mal über Merli gelästert, von wegen Franco-Nero-Plagiat und italienische Antwort auf Chuck Norris, aber ich finde Merli ohne Wenn und Aber spitze; ein Elend, dass viele seiner Filme hierzulande nur noch auf halb verwestem VHS dahinvegetieren. Hiermit spreche ich nebenbei auch "Die Viper"/  "Roma amano armata" heilig, dem ich hier vor einiger Zeit attestierte, nur "gut", aber nicht herausragend zu sein, weswegen ich mich nun angemessen schäme.

Definitiv erwähnenswert sind im Übrigen auch die Kameraarbeit Sergio Rubinis und Stelvio Ciprianis Score, der manchmal psychedelisch, manchmal harmonisch, manchmal mit kalt-spartanischen Synthieklängen das Gezeigte atmosphärisch untermalt.

Ich gebe dem Film nur sieben Bewertungspunkte, weil er, wie gesagt, zuweilen etwas durchhängt, aber nicht allein die Hubschrauber-Szene ist Gold und der Italokino-Nostalgiefaktor liegt bei neun von zehn mühevoll zurückgehaltenen Sentimentalitätstränchen.

(FilmArt haben im Übrigen bei der DVD-Umsetzung nichts Erwähnenswertes falsch gemacht.)

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