Review

Bemerkenswert!

Ein in Deutschland produziertes Filmprodukt greift brisante Themen auf, die von den Standardmedien gerne beschönigt oder eher völlig gemieden werden.

Und: Was nicht in der Zeitung steht gibt es nicht, was Radio und Fernsehen nicht bringen kommt bei uns nicht vor.

Aber: Jeder klar Denkende weiß, daß der Hass auf Ausländer oder einfach nur Andersartige und Andersdenkende in jeder Gesellschaft untergründig schwelt, auch bei uns. Im Extremfall ist das mit nationalsozialistisch geprägter Intention verbunden. Es entsteht eine explosive und gewaltbereite Grauzone, in der Bandenkriminalität und Verbrechertum wachsen und gedeihen. Jede daran beteiligte Randgruppe nimmt dabei wie immer die „gerechte Sache“ für sich in Anspruch, hatten wir alles schon mal.

Menschen und mögliche Geschehnisse in dieser Zone werden in diesem Film auf schonungslose Art und Weise ziemlich realitätsnah dargestellt. Die erschreckende Story dieses Filmes ist einerseits ziemlich surreal. Andererseits reicht in manchen Gebieten wahrscheinlich wirklich ein Funke, um das schwelende Feuer zu einem Flächenbrand werden zu lassen. Das Ganze spielt größtenteils in Ostberlin, könnte allerdings mehr oder weniger auch in jeder anderen Großstadt ähnlich passieren.

Die Handlung an sich ist schon fesselnd. Ergänzt wird das durch beeindruckend real gestylte Einblicke in die Privatsphäre und Intimsphäre der Beteiligten. Szenen aus deren Leben, die zeigen, daß selbst wichtige und einflußreiche Leute eben auch nur Menschen sind.

Getragen und geprägt wird dies durch außergewöhnlich gute Leistungen der Darsteller, allen voran die Protagonisten des Filmes: Fahri Yardim, Felix Kramer und Katharina Schüttler. Regiearbeit, Kameraführung und Bildqualität tragen zusätzlich zu einem außergewöhnlichen Filmerlebnis bei.

Dies ist eine deutsche Produktion, die vom Unterhaltungswert her eindeutig mit den angloamerikanischen Marktführern mithalten kann. Ähnlich Gutes fällt mir nur zu den Filmen einer deutschen Krimiserie mit Maria Furtwängler ein, die ähnlich realitätsbezogen und ohne Scheu vor „Tabuthemen“ gemacht sind.

Gestört hat mich etwas die Art und Weise, in der die Polizeiarbeit in diesem Film dargestellt wurde. In der Realität steht die charakterliche Integrität von Polizeibeamten dieses Kalibers außer Frage. Und auch Effektivität und Effizienz bei den Ermittlungen und der Einsatzarbeit sind in Wirklichkeit bei weitem besser.
Aber wahrscheinlich muß und darf man als Filmemacher in dieser Hinsicht etwas abschwächen, um den Lumpen keine Ansatzpunkte für Sabotage aufzuzeigen.

Alles in allem ein sehenswertes Produkt, das in einer 10-teiligen Staffel mit jeweils etwa einstündigen Filmen gedreht wurde. Kompliment für das gesamte Team.

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