Review

Komplette Serie

Zwei Cops, einer mit Wurzeln in der Neonaziszene, und ein homosexueller Türke, müssen den Mord an Deutschlands beliebtestem Fußballer (mit türkischen Stammbaum) aufklären. Klingt nicht abgefahren genug? OK, dann halt so: Der Ex-Neonazi-Cop, Grimmer, hat Wettschulden bei der serbischen Wettmafia, und hält deswegen den Tod des Fußballers unter der Decke, um beim Länderspiel Deutschland – Türkei am kommenden Tag auf einen Sieg der Türkei zu setzen. Das Geld für den Einsatz besorgt er sich bei seinem Bruder, der maßgebliches Mitglied in einer Kameradschaft ist. Die serbische Wettmafia wiederum ist die Konkurrenz eines türkischen Clans, hinter dem der türkische Cop, Erol, seit 18 Jahren her ist. Und der Bruder des Clanchefs will mit den Serben Geschäfte machen. Dazu kommen noch diverse Familiengeschichten (Grimmer hat eine Frau mit Kind und zusätzlich ein Verhältnis mit einer Frau mit zwei Kindern), Grimmers Frau hat ein kleines Ladengeschäft und bekommt es mit einer Schutzgelderpressung zu tun, wobei sich der Erpresser mal eben in Grimmers Frau verliebt, und und und …

DOGS OF BERLIN ist Action-Kino mit globalem Anspruch, nicht mehr und nicht weniger. Die Figuren sind völlig überzeichnet, die Action ist comicartig, die Handlung so irrwitzig wie die letzten fünf US-Blockbuster miteinander, und die Dialoge sind zwar böse vernuschelt, treffen aber oft auf die Zwölf. Und das ganze findet dann halt nicht in Manhattan Downtown-LA statt, sondern in Berlin-Marzahn und im Neukölln nachempfundenen, fiktiven Stadtteil, Kaiserwarte. Damit also klare hiesige Bezüge, Menschen denen man jeden Tag auf der Straße begegnen könnte, und mit Dingen wie Fußball und einem Dönerstand einfach viel näher an der bundesrepublikanischen Realität als irgendwelche Drogenköpfe von der Southside Chicago.

Globaler Anspruch heißt aber auch, dass die Action verdammt perfekt umgesetzt ist. Gleich ob Schlägerei oder ob der abschließende Aufmarsch der Hundertschaften mit Heli und Panzer, wenn es rumst, dann rumst es ordentlich, und auf sehr hohem Niveau. Die Massenprügelei im neunten Teil geht schon einigermaßen unter die Haut, genauso wie die erstklassige Sequenz mit dem Mordanschlag auf Erol oder das Standgericht der Kameradschaft. Bilder, die nachhaltig in Erinnerung bleiben und abends im Bett das Einschlafen verhindern. Am Besten ist Alvart aber dann, wenn er packende Bilder mit Atmosphäre und Spannung verbinden kann. Das Länderspiel in der dritten Folge, das parallel zu einer Wette und einer Geschäftsanbandlung unter Clans stattfindet, ist unglaublich packend, wenn sich das Geschehen auf dem Platz gleichzeitig zu den Vorgängen in der VIP-Lounge entwickelt, und nach und nach immer mehr Zusammenhänge klar werden – Sowohl dem Zuschauer wie auch den Akteuren. Die Geschichte entwickelt sich ganz allmählich und ist erstklassig gefilmt und erzählt, wenngleich die Streckung auf 10 Episoden so manchen Subplot generiert, den man sich auch hätte schenken können. Aber insgesamt läuft die Serie auf einem hohen und kostenintensiven Standard, den wir alle von US-amerikanischen Filmen kennen und erwarten, der aber im deutschen Film (leider) nicht so häufig ist, vom TV gleich ganz zu schweigen.

Und weil ja jeder Ami-Furz so viel besser ist, muss die Geschichte um eine Stadt die in Kriminalität, Gewalt und Sex versinkt, natürlich so schlecht wie nur möglich gemacht werden. Wenn ich im Internet herumschaue, dann wird an der mangelnden Realität herumgekrittelt, als ob alle Filme aus anderen Ländern immer nur die Wahrheit darstellen würden. DOGS OF BERLIN ist geiles, hartes und cool aussehendes Action-Kino der Spitzenklasse: Geschichte, Bilder, Musik, Darsteller, Twists, Subplots, Cliffhanger – (Fast) alles erste Sahne, da ist es mir scheissegal, ob Doppelnamen im arabischen Raum üblich sind oder nicht, und ich pfeif darauf ob arabische Clanmitglieder ihr Joghurt rechtsrum oder linksrum rühren. Die Unterhaltung passt und sie passt verdammt gut. Anschauen! Jalla!!

Details
Ähnliche Filme