Review

Dieser Film wurde wegen der Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen in den USA nicht gezeigt. Reicht es heute schon, Vorwürfe zu erheben, damit schwerwiegende Aktionen gegen den Betroffenen eingeleitet werden noch bevor die Vorwürfe überhaupt überprüft wurden? Wer das für richtig hält, möge sich Thomas Vinterbergs DIE JAGD ansehen. Natürlich muss Vorwürfen nachgegangen werden, aber für mich gilt jemand so lange als unschuldig bis er/sie rechtskräftig verurteilt worden ist. Seltsame Zeiten. Doch genug der Politik, kommen wir zum Film.

Der junge Student Gatsby Welles (Timothée Chalamet) möchte seiner etwas naiven Freundin Ashleigh Enright (Elle Fanning) New York zeigen als die die Gelegenheit erhält, den berühmten Filmemacher Pollard (Liev Schreiber) zu interviewen. Welles liegen romantisch verklärte Tage im Sinn. Was ja am besten funktioniert, wenn es regnet. Tut es dann auch prompt. Doch der Regisseur verkuckt sich in die überzwerche Ashleigh und verbringt mit ihr (zu) viel Zeit. Die junge Dame plappert und plappert, es will kein Ende nehmen. Gatsby lässt sich durch den Tag treiben, trifft auf seine frühere Verehrerin Shannon (Selena Gomez), gewinnt beim Poker, spielt hier und da Klavier und verpflichtet eine Escort-Dame um sie seiner Mutter als Freundin vorzustellen, was die aber sofort durchschaut. Letztlich wird ihm klar, dass die Beziehung zu Ashleigh keine Tiefe hat. Am Ende bleibt er im Regen an Shannons Lippen hängen. Hach ... 

Woody Allen hat schon bessere Filme gedreht. Das hier wirkt auf mich zu gewollt, die Dialoge sind künstlich, man glaubt den Figuren nicht, was sie da sagen. Ich hatte den Eindruck, dass Allen das New Yorker Lebensgefühl der ca. 60er Jahre reanimieren wollte, als man in schummrigen Bars saß, Cocktails oder Whiskey trank und Jazzpianisten bei ihrem Spiel zuhörte. Das funktioniert leider nicht. Schon gar nicht mit diesen faden Jungmimen (Fanning, Chalamet, Gomez), die einfach keinerlei Charakter zeigen, keine Ausstrahlung verströmen. Schaut euch als Kontrast einmal die 19-jährige Lauren Bacall in ihrem ersten Film an. Ein Traum. Überzeugt haben mich hier nur die älteren Schauspieler, vor allem Cherry Jones als Welles' Mutter.

A RAINY DAY ... ist zwar leidlich unterhaltsam, konzeptionell aber ziemlich dated. Kann man ansehen (bei Regen), mehr aber nicht. Da passen ...

5/10



Details
Ähnliche Filme