Moondog (Matthew McConaughey) schlägt seine Zeit in erster Linie mit Alkohol, Drogen (er ist dauerbekifft) und schnellen Nummern in Hamburger-Bratereien tot. Noch hat er keine Geldsorgen, denn sein ihn immer noch liebende, sehr wohlhabende Gattin Minnie (Isla Fisher) glaubt immer noch, dass er ein Genie sei, dass sich einfach nur noch einmal zusammenreißen sollte für seinen großen Wurf. Moondog ist nämlich Poet, Lyriker… er schreibt Gedichte. Früher war er sehr erfolgreich und sogar Dozent, aber sein früher Erfolg ließen ihn eher zu einem exzessiven Lebemann werden. Zur Hochzeit seiner Tochter Heather (Stefania LaVie Owen) schafft er es gerade so, benimmt sich zwar daneben, aber dank seiner Wortkunst und seines Charmes laviert er sich irgendwie immer so durchs Leben und niemand ist ihm wirklich böse. Auch als feststellt, dass seine Gattin eine Affäre mit seinem Kumpel Lingerie (Snoop Dogg) hat, akzeptiert es irgendwie. Aber irgendwann kommt er, der große Einschnitt, der Moondog zwingt, sein Leben wieder mehr in den Griff zu kriegen. Oder doch nicht?
Filme über Leute, die dauerbreit oder besoffen sind und dabei ihren Spaß haben, können anstrengend sein. Anstrengend, weil man entweder so viel lachen muss über ihre Eskapaden oder weil es nervt, diesen Stonern zuzugucken, ohne dabei selbst berauscht zu sein. Harmony Korines Film „The Beach Bum“ zählt zum Glück zum ersten Teil dieser Gruppe. Offensichtlich ist bei dem Film auch, dass alle Beteiligten ziemlich viel Spaß (ob mit der ohne Nachhilfe von chemischen oder pflanzlichen Produkten) hatten und das auf ihre Spielfreude abfärbt. Matthew McConnaughey, der nach seinen letzten Rollen eh sehr weit von seinen früheren, verstörenden RomCom-Rollen entfernt ist, entfernt sich als Moondog nun nochmal weiter von diesen alten Rollen. Mit Mut zur Peinlichkeit in Stringtangas, Bikini-Oberteilen und Glitzer feiert, säuft, liebt, schreibt und raucht er sich durch diese Rolle und ist in jeder Szene präsent.
Ich würde hier aber keine Vergleiche mit „Fear and Loathing in Las Vegas“ anstellen: Harmony Korines Film ist eher ein Loblied auf Außenseiter, auf Leute, die sich durchs Leben schlagen, mit allen Mitteln, und es dabei schaffen, wie Moondog, sympathisch zu sein. „The Beach Bum“ ist keine ausgefeilte Charakterstudie, sondern eher komödiantisch-absurd, und doch entwickelt sich Moondog tatsächlich…obwohl dies erst am Ende des Films deutlich wird. Es geht ihm um seine Freiheit, sein Nonkonformismus, der zum Teil egoistisch ist, aber dann, wenn es z.B. um seine Tochter geht, sehr wohl hintansteht. Seine Freiheit und sein gleichzeitiger Willen, eben doch nochmal zu zeigen, dass er ein guter Poet ist, lassen ihn auf bizarre Weise wieder kreativ werden… dabei erlebt er so viel, wie andere Leute wohl nicht in fünf Jahren.
„The Beach Bum“ ist sicher Korines komödiantischster Film, sein letzter Film „Spring Breakers“ war dagegen düsterer und krasser (und ich habe ihn geliebt!) und so vielleicht sein bislang kommerziellster.
Die Nebenrollen sind prominent besetzt: neben den oben genannten noch Zac Efron, Jonah Hill und Martin Lawrence. Letzterer war sensationell als dysfunktionaler, selbsternannter Delfinspezialist Captain Wack, der eine etwas schwierige Begegnung mit Haien hatte.
Mir hat’s gefallen, bonbonbunt gefilmt, mit schöner Musik, ein Leben ohne Fesseln und nur wenig Konsequenzen. Nichts Weltbewegendes, einfach eine Hommage an einen Freigeist…lasst euch fallen, trinkt und raucht was dazu, dann ist es sicher noch amüsanter. 7/10.