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"Das Mädchen Johanna" ist ein deutscher Historienfilm aus dem Jahr 1935, der sich nur lose an die historische Vorlage hält und stattdessen sogar diese verändert, wenn es der Filmausssage, die nationalsozialistische Propagandaelemente enthält, dienlich ist.

Der Film beginnt in der Stadt Orleans, die von den englischen Truppen im hundertjährigen Krieg belagert wird. Der zukünftige französische König wirkt dekadent und gegenüber seinen militärischen Befehlshabern eher schwach und machtlos. Der englische Lord Talbot rechnet zusammen mit dem Fürsten von Burgund mit der baldigen Niederlage Frankreichs. Da erscheint einem Wunder gleich in dem Moment, als der König fliehen will, eine Jungfrau aus dem Volk, die behauptet vom Erzengel Michael geschickt worden zu sein, um den König zu helfen und Frankreich vom englischen Joch zu befreien. Es gelingt ihr, die französischen Truppen hinter sich zu versammeln und den Feind vor den Toren Orleans zu schlagen. Schon bei der anschließenden Krönung des Königs im Reims haben sich aber die Gegenkräfte gegen Johanna (so heißt die Jungfrau) versammelt. Diese schlagen zu, als in der Stadt die Pest ausbricht. Johanna wird als Hexe verantwortlich gemacht und soll verbrannt werden. Der König lässt Johanna fallen und will sich selber Johannas Tod zu Nutze machen, um seinen Einfluss und seine Macht zu stärken bzw. zu festigen.

Der Film ist ein Treffen der Film- und Theatergrößen der Zeit, sei es Gustav Gründgens als französischer König, Heinrich George als Fürst von Burgund oder Erich Ponto als englischer Lord, auch Veit Harlan ist mit dabei. Dies alles geschieht unter der Regie von Gustav Ucicky. Das Spiel der Mimen - insbesondere das von der weiblichen Hauptdarstellerin Angela Salloker - trieft bisweilen von Pathos. Über weite Strecken hat man das Gefühl, dass alle Charaktere sich anbrüllen müssen, um überhaupt Gehör zu finden. Dies ändert sich erst mit dem Auftreten der Jungfrau, wobei auch diese Auftritte mit Pathos durchtränkt sind, was insbesondere durch die Ausleuchtung und die Kameraführung unterstrichen wird.

Auch wenn noch zu Beginn des "Dritten Reichs" gedreht (und sicherlich nicht in erster Linie als Propagandafilm) enthält der Film dennoch viele propagandistische Elemente, die mit der nationalsozialistischen Ideologie einhergehen. Die antibritische Darstellung des Lords Talbot oder das lüsternde Verhalten des Fürsten von Burgund sind hier zu nennen, aber auch die Zeichnung der dekadenten französischen Oberschicht, der sich unter der Führung Johannas eine "Volksgemeinschaft" entgegenstellt. Damit verwoben eine "Brüllrhetorik", die nicht nur an die Reden Hitlers erinnert, sondern ihn sogar stellenweise zitiert. Darin verwoben die brutale Zeichnung der kirchlichen Inquisitoren, die am Ende Johanna auf den Scheiterhaufen bringen.
Dort werden dann aber christliche Bilder bemüht, um die Figur der Jungfrau zu überhöhen (die Dornenkrone [zuerst noch in der Hand des Königs] verwandelt sich über dem Haupt Johannas in eine Veilchenkrone; die letzten Worte vor dem Tod erinnern an Jesu letzte Worte am Kreuz).

Gedreht wurde der Film nahezu ausschließlich im Studio, die Kulissen beeindrucken und erzeugen die düstere und beklemmende Atmosphäre des Films, der vor allem durch das intensive Spiel der Schauspieler für sich gewinnen, wenngleich nicht wirklich überzeugen kann.

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