Review
von Leimbacher-Mario
Die Seele ist dunkel, das Schwert dunkelrot
"Sword of Doom" ist ein mutiger und andersartiger Samuraifilm. Vor allem durch seinen "Helden". Oder Antihelden. Nein, eher abdriftenden Psychopathen, Bösewicht, Protagonisten. Ein dunkler Krieger, der fasziniert und grandios gespielt wird, der aber jegliche Identifikation schwer bis unmöglich macht. Wir folgen dem soziopathischen Mörder und Schwertkünstler Ryunosuke Tsukue, der sich mit seinen fast apathisch wirkenden Gräueltaten einige Feinde im feudalen Japan macht. Ihm wird erklärt, dass die Klinge nur so böse und dunkel sein kann, wie die Seele des Trägers. Doch seine scheint unwiederbringbar verloren und seine Gegner ziehen die Schlinge um seinen stumpf dreinblickenden Kopf langsam zu... oder zumindest versuchen sie es. Denn er ist wie ein wildes Tier, das zu fangen man sich abschminken kann.
Über die satten 120 Minuten Laufzeit kann man streiten und es wird vor allem für Nicht-Asia-Kenner wenig erklärt und oft verliert man den Überblick, wer hier jetzt gegen wen und warum kämpft oder Pläne schmiedet. Sich ähnlich sehende Darsteller(innen) und Zeitsprünge verschlimmern diese leicht konfuse Lage noch. Dass am Ende dennoch überwiegend Begeisterung bleibt, zeigt, um was für ein packendes Schwergewicht seines Genres es sich handelt. Neben dem außergewöhnlichen Protagonisten, herausragend von Tatsuya Nakadai verkörpert, punktet das Samuraiepos mit ultrabrutalen Kämpfen (das Finale ist bonkers und treibt den Bodycount in heftige Höhen), einer einnehmenden, perfiden Atmosphäre, bei der man den Tod und das Schicksal fast schmecken kann, und Bildern, von Nebel und Schnee, deren Schönheit Atem rauben können. All das macht "Sword of Doom" zu einem Klassiker seines Fachs, der rigoros Weichen für das auf ihn folgende Jahrzehnt gestellt hat.
Fazit: nihilistisch, düster und pessimistisch - "Sword of Doom" ist ein wunderschöner aber sich schwer niederlegender Samurai-Schlachtfetzen, der in erhabenem Schwarz-Weiß Eindruck schindet und abgründige Wege für das Chanbara-Genre austrat.