Review

Wenn eine 45-Millionen-Dollar-Produktion trotz ordentlicher Reviews in den USA nur 11 Millionen einspielt, dann ist irgendetwas im Busch. Entweder entging da einem ignoranten Publikum ein Geheimtip oder man hat es mit einem kapitablen Stinker zu tun. "Jenseits der Träume" ist leider letzteres.

Annette Bening ist hier die Familienmutti, deren Mann (Aidan Quinn) gar selten daheim ist, weil er eine Boeing 747 über den Globus kesselt, weswegen die Zeichen auf Krise stehen, denn Daddy ist kurz vor dem Ehebruch und Mutti, Kinderbuchillustratorin, hat die fiesen Träume von den kürzlich ermordeten Mädchen und dem Täter. Kurz darauf ist die Tochter verschwunden und wird Opfer des Serienkillers (Robert Downey Jr.). Daraufhin bekommt Mrs. Bening erst recht die Krise und ihre Träume, die sie mit dem Killer verbinden, treiben sie zum Knacksdoktor. Ein weiteres Opfer ist schon in seiner Gewalt und sie auf dem besten Weg in die Nervenheilanstalt.

Dorthin begeben auch wir uns gern, denn das Vornehmste, was man über diesen Film sagen kann, ist, daß er nervt. Hier wird das alte Hollywoodspiel durchexerziert, nach dem eine Person durch übersinnliche Fähigkeit mehr weiß als andere, aber ihr niemand glaubt, bis sie in die Klappse wandert. Das ist zum Erbrechen bekannt, ausgelutscht und stinklangweilig, macht hier aber den halben Film aus.
Allerdings ist die Klappse der beste Ort, an den man die Aktrice hätte schaffen können, denn dort findet sich (aha!) in ihrem Zimmer (uhu!) eine Spur zur Identität des Killers. Währenddessen kommen dann auch dem Ehemann Zweifel, doch visionsgetreu latscht er treudoof in die vorhergesehene Falle und darf sich abschlachten lassen. Das muß man gesehen haben, wenn Aidan Quinn von einem/einer Unbekannten in ein abbruchreifes Hotel gelotst wird, um den entsprungenen Hund abzuholen. Nicht, daß er da mal zögern würde...

Auch das Ende ist dann der Knaller: Bening spielt erst das Familienspielchen mit, rettet das Kind, stirbt dann trotzdem und kehrt aus dem Jenseits doch glatt zurück, um den Killer in der Anstalt in seinen Träumen zu peinigen. Na, supi!

Das haben wir alles schon mal gesehen, irgendwo, in hundert anderen Filmen, nur besser. Schauspielerisch mag es ja recht gut entwickelt sein, nur mit der totalen Vorhersagbarkeit schießt Neil Jordan sich das Eigentor des Jahres. (Im übrigen hätte ein normaler Mensch, dessen Präkognitionsträume von Äpfeln und Apfellagern wimmeln, vielleicht nach so einem Ort in der weiteren Umgebung gesucht, nicht nur nach Obstgärten, sondern auch nach apfelverarbeitender Industrie.)

Die vielgerühmten Traumsequenzen sind dann bei weitem die besten Szenen des Films (mystisch verklärt und mitunter mit speziellen Kameras aufgenommen), doch leider reichen auch die kaum an Mittelmaß heran, wirklich Aufregendes ist hier nicht zu erwarten. Eigentlich eine Schande, wenn man bedenkt, daß Neil Jordan uns den legendären "The Company of Wolves" geliefert hat.
Was hier so teuer gewesen ist, bleibt dann auch ein unlösbares Rätsel, denn die Produktion wirkt in fast jeder Szene extrem billig.

So bleibt am Ende nur ein in jeder Szene langweiliger Serienkillerfilm der Woche, ohne wirkliche Höhepunkte, mit ein, zwei netten optischen Einfällen und einem Hauch von Gore. Nur für Leute, die vor einem Film komplett vergessen können, daß sie schon andere gesehen haben.
(2,5/10)

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