Review

Ein guter Abklatsch

Das Original von Verhoeven war ein Meilenstein der 80er und bleibt unerreichbar. Und obwohl einige Motive, ganze Szenen, Modelle, Soundschnipsel, Teile des genialen Scores und etliche Darsteller übernommen werden, wussten das im Grunde die Macher von „Robocop 2“ auch. Und gerade das verhilft Part II vielleicht zu seiner eigenen DNA, die kultiger und unterhaltsamer kaum sein könnte… „Robocop 2“ setzt zwar nicht nahtlos, aber doch recht nah nach dem ersten Teil an und schickt Murphy aka Robocop und seine schlagkräftige Partnerin in einen kaum enden wollenden Kampf gegen Gangsterbanden, Großkonzerne und tödliche Nachfolgemodelle in einem Detroit versunken im bleigefüllten Chaos…

Weitere Abenteuer mit dem „Robocop“

Wie das eben so ist mit übermächtigen Originalen - danach braucht die gescholtene Fortsetzung oft Jahrzehnte um richtig wahrgenommen oder geschätzt zu werden. Gerade der erste „Robocop“ - den ich ich diese Woche erst ungekürzt und restauriert zum ersten Mal im Kino sehen durfte - ist da schon ein enormes Brett. „Robocop 2“ ist da ein weiteres perfektes Beispiel für solch eine Fortsetzung mit schwerem Stand - doch mittlerweile ist er fest etabliert in der Rotation und positiven Betrachtung der meisten Sci-Fi-Action-Enthusiasten. Zum Glück. Besser spät als nie. Dabei ist nicht alles an Irvin Kershners „Robocop 2“ und Mammutaufgabe fehlerlos. Ich mag den kleinen Jungen als „Gangboss“ überhaupt nicht und halte die Idee selbst in einer solch comichaften Welt für bescheuert. Dazu ist das gesamte Finale gegen den bulligen Robocop 2 durch (zu) viel Stopmotion, Blue Screens, hektischen Schnitten und Matte Paintings nicht so gut, explosiv, kinetisch und episch wie es sollte. Der Rest ist jedoch größtenteils a la bonne heure! Der Bösewicht, die Cyberängste, die Werbeclips und Nachrichtensendungen, Robocops neue, etwas blauere, polizeiliche Lackierung, der immer Loch saftige Gewaltgrad und obskure Humor - das unterhält seine fast zwei Stunden auffällig gut. Wenn auch insgesamt etwas weniger nihilistisch und grau als das Original. „Robocop 2“ ist eine Mischung aus Verhoevens Vision und den frühen Comicverfilmungen dieser Zeit. Kershner wusste definitiv, wie prestigeträchtige Auftragsarbeiten gingen - s. auch sein „Empire Strikes Back“. Alles ein gutes Stück goofy. Wer das Original von Verhoeven aber abgöttisch liebt, der kommt mit Abstrichen auch bei Teil 2 auf seine Kosten. Ein würdiges Sequel all around. Campiger, cheesiger, vielleicht sogar charmanter?! Richtig schade ist nur, dass Robocops am Ende des Vorgängers deutlich herausgekommene menschliche Seite - Murphy - hier lange Zeit komplett ignoriert oder auf Eis gelegt wird. 

Keine carbon copy

Fazit: natürlich nicht ganz so scharf, böse, hart, dreckig und genial wie Verhoevens Original. Cleaner und klinischer. Aber dennoch als bunteres, flacheres, aber immer noch sehr spaßiges, erstaunlich eigenes Sequel gehörig underrated. Und hier ist der inflationär gebrauchte Begriff mal nicht leichtfertig benutzt. Kann sich mit „Psycho 2“ oder „Halloween III“ zusammentun. 

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