Review

Schwer (gut) zu finden 

Wie so gut wie jedes Kind der 90er bin auch ich in meiner Kindheit dem Pokémon-Hype verfallen und hatte eine Menge Spaß dabei. Animationsserie und Gameboy-Spiele waren Pflicht und sind wunderbare Erinnerungen. Danach war dann aber doch schnell Ende mit dem Fansein, da wurden dann zügig genug andere Dinge wichtiger. Auch den jüngsten Boom am Handy mit „Pokémon Go“ habe ich nicht mitgemacht. Kinder, die in der Materie sind, habe ich auch noch keine. Daher würde ich mich momentan sicher eindeutig nicht als eingefleischter Fan bezeichnen, um es mal dezent auszudrücken. Trotzdem habe ich mich auf „Meisterdetektiv Pikachu“ gefreut, da mir die Idee schön bescheuert, die Beteiligten schön vielversprechend und der Look schön retro erschien. Außerdem würde es mal Zeit für eine erste richtig gute Videospielverfilmung. Doch dieses Loch stopft auch das erste Pokémon-Live-Action-Abenteuer meiner Meinung nach nicht. Ziemlich eindeutig.

Es geht um einen jungen Mann, dessen Vater auf mysteriöse Weise bei einem Autounfall ums Leben kommt. Doch als auf einmal ein Pikachu anfängt mit ihm in ganzen Sätzen zu reden, entwickelt sich ein neues Ermittlerduo, das sich an die Spuren einer weitaus größeren Verschwörung heftet... Erstmal zum Positiven. Der Film ist süß. Super süß. Knuffig. Liebevoll. Für Fans gemacht. Wenn dich ein Bisasam anlacht oder ein Relaxo mitten auf der Straße ein Schläfchen macht, dann geht nicht nur jeden Fan sondern eigentlich jedem Menschen das Herz auf und man wünscht sich, dass es die knuddelig-kreativen Hosentaschenmonster auch in echt gäbe. Die Welt sieht schick aus, der Neon-Look passt zur Noir-Story und alles wirkt jederzeit belebt, rund, organisch und, man kann es nicht oft genug sagen, zum flauschig und fluffig. Da kommt das Kind im Manne manchmal zurück. Außerdem hat der elektronische, gameartige Soundtrack seine Momente und Ryan Reynolds liefert als Synchronstimme ab, gar nicht mal so unähnlich zum jugendunfreieren Deadpool. Das sind ja doch mehr lobenswerte Aspekte als das erste Gefühl nach dem Kinogang hinterlegte. Doch auch mit etwas Abstand reicht es nicht ganz in den grünen Bereich. Dass sich Ken Watanabe und Bill Nighy zu ihren Witzrollen hinreißen lassen, liegt irgendwo zwischen verrückt und peinlich, die Geschichte ist (selbst für die Kleineren) arg basic und alle Actionsequenzen fühlen sich gewichtlos und schlecht choreographiert an, erinnern unangenehm an die neueren „Transformers“ oder „Turtles“, im schlimmsten Fall sogar „Dragonball: Evolution“, um jetzt mal etwas zu übertreiben. Gefühlt war bei den tollen Ansätzen einfach noch so viel mehr drin. Außer Pikachu selbst waren mir alle egal und die jüngeren Darsteller samt ihrer Figuren wirkten langweilig und gelangweilt zugleich, austauschbar und wie frisch aus der Retorte. Eine wunderswie ausgefeilte Story oder heftige Charakterentwicklungen erwartet hier wohl kaum einer, doch „Detective Pikachu“ wirkt trotz all der Farben und Formen im Endeffekt erstaunlich und ärgerlich blass und belanglos. Der Funke sprang bei mir nie über, ich blieb ungerührt und kalt zurück. Egal wie sweet Enton seine Augen verdreht oder Glumando den Wok erhitzt. 

Fazit: die Pokemons sind zuckersüß und grandios animiert, der leuchtende Neo(n)-Noir-Style gefällt mir - aber der Rest ist sogar für hartgesottene Fans ehrlich gesagt viel zu dünn, viel zu blöd, viel zu flach, viel zu künstlich, viel zu kindisch. Da bringt selbst ein sprech- und spielfreudiger, funkenschlagender Ryan Reynolds nur sehr wenig. Für Fans mit Abstrichen guckbar, für den Rest eine echte Prüfung. 

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