Review

kurz angerissen*

Viel abändern konnten Kevin Kölsch und Dennis Widmyer gegenüber der Originalverfilmung nicht. Stephen King hatte ausnahmsweise eine sehr geradlinige Vorlage geschrieben, die auf sehr direkte Weise dem Lauf des Lebens folgte – von der Landstraße direkt in den Tod. Was sollte man an dieser bestechend logischen Formel schon groß herumdoktern?

Es deutet sich demzufolge auch eine 1:1-Neuadaption für die neue Zuschauergeneration an. Anstatt einer Kartäuser huscht nun eben eine Maine Coon durch das große Landhaus der Familie Creed (passt auch besser zum Herkunftsort Kings), eine maskierte Gruppe von Kindern prozessiert mit einer Hundeleiche zum angrenzenden Tierfriedhof (glücklicherweise bleibt es bei einer Szene und die im Trailer angedeutete Verkultung des Indianerfriedhofs wird nicht weiter verfolgt), der angefahrene Victor Pascow ist diesmal ein Afroamerikaner (scheint ja für manchen relevant zu sein). Ansonsten hat sich an der Grundkonstellation so wenig geändert, dass man glaubt, die Kulissen, einige Dialoge und sogar manche Kamerafahrten seien bis ins Detail der 89er-Version nachempfunden. Wenigstens bei den Darstellern konnte man einige Mängel nachbessern. Abgesehen von Fred Gwynne, dessen Rolle mit John Lithgow diesmal aber auch hochkarätig besetzt ist, war jeder Teil der Urbesetzung ersetzbar. Gerade Jason Clarke hat keine Mühe, in Dale Midkiffs Fußstapfen zu treten, den meisten Boden macht aber Jeté Laurence gut, die einige sehr starke Momente verbuchen kann und ihre eher blasse Vorgängerin damit in den Schatten stellt.

Schließlich gelingt es dem Drehbuch, doch noch einen eigenen Weg zu gehen – den einzig möglichen vermutlich. Er führt zu einer Verkettung neuer Szenarien und schließlich zu einem völlig neuen Ende. Das Resultat ist eine durchaus interessante Variation der bekannten Geschichte, die in Bezug auf die Erörterung des Lebens nach dem Tod sogar noch etwas mehr Substanz aus der Vorlage presst als der erste Film.

Allerdings erreicht sie nicht ganz die unerklärlich morbide Atmosphäre, die Mary Lambert damals mit ihrer Arbeit schuf. Zum Teil liegt das sicherlich an der Hochglanzoptik, aber auch am Fehlen der besonders intensiven Momente rund um das Zusammentreffen von Unschuld und Tod. Besonders exzessiv versuchen sich Kölsch und Widmyer an der Ergründung des Schreckens, der von Rachels kranker Schwester ausging, eine ausholende Betrachtung der Phobie, die Rachel daraufhin entwickelt hat, inklusive. Doch je mehr sie es versuchen, desto weniger reichen sie an diesen kurzen, beängstigenden Augenblick heran, als die Kranke hastig Richtung Kamera krabbelte. Auch für die spielerisch-eingeschnappte Verständnislosigkeit, mit der das geistig noch unreife Kleinkind sein eigenes nahendes Ende kommentierte, hat die Neuverfilmung nichts an Gegenwert zu bieten. Und diese Momente waren es schließlich, wegen derer man das Original bis heute ehrfürchtig in Erinnerung behalten hat.



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