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Quietschbunt kommt sie daher, Steven Spielbergs Peter Pan Verfilmung. Wie nicht anders zu erwarten war kehrte der Regisseur hier ganz und gar das Kind aus sich heraus und schuf einen Film, wie er wohl nur in Amerika entstehen kann.
Die Story an sich erzählt nicht einfach nur Peter Pans Geschichte, sondern verlegt die Handlung in die Gegenwart und konfrontiert den Zuschauer mit einem erwachsenen Pan, der sich lieber seinem Job als seiner Familie widmet und auch ansonsten nichts kindliches mehr in sich trägt. Bei einem Besuch seiner Zieh-Mutter Wendy in London werden seine Tochter und sein Sohn von Kapitän Hook ins Nimmerland entführt und mit Hilfe von Fee Glöckchen folgt er ihnen und beginnt bei diesem Abenteuer nicht nur zu begreifen, dass er selbst der berühmte Peter Pan ist, sondern dass man das "Kind im Manne" nie ganz verlieren sollte.
Die Moral ist also ganz und gar amerikanisch und nicht wirklich kritisch oder anspruchsvoll, muss sie auch nicht, schließlich ist das ein Kinderfilm.
Was Hook für Kritiker aber angreifbar macht, ist nicht die doch relativ ausgereifte Geschichte, sondern die Inszenierung. Das Spielberg Kitsch, Pathos und Klischees liebt ist bekannt. Was er aber hier bietet, übertrifft alles bisher da gewesene: Nimmerland stellt sich dem Zuschauer als ein einziges, bonbonfarbenes Disneyland dar! Die Piratenstadt sieht aus, als wäre sie aus Plaste und das Versteck der verlorenen Jungs ist nicht nur erkennbar eine Studiokulisse, sondern wirkt so abgedreht und neuzeitlich, dass sich James Matthew Barrie wohl im Grabe umdrehen würde.
Ein signifikantes Beispiel für diese vollkommene Überladung an Kitsch bietet das erste Essen, welchem Peter Pan bei den verlorenen Jungs beiwohnt. Also was da an Nahrung auf dem Tisch steht - Ich würde das garantiert nicht essen, denn diese Torten und sonstigen, undefinierbaren Speisen sehen so arg nach Chemiefabrik und Plastik aus, dass es einem graust.
Die Musik von John Williams tut dann ihr übriges. Sie unterstreicht jede Dramatik zuckersüß und übertrieben und gehört doch zu einem der besten Soundtracks, die wir je von Williams hören durften. Sie fängt nicht nur perfekt die Atmosphäre des Films ein, nein, sie begründet sie auch.
Die Schauspieler scheinen erkannt zu haben, was für eine Art Film sie drehen und kehren ganz im spielbergschen Sinne das Kind aus sich heraus und man sieht ihnen die Freude am Drehen in jeder Szene an. Besonders Dustin Hoffman als böser, narzistischer und depressiver Kapitän Hook sowie sein durchtriebener Gehilfe Smee sind für den Zuschauer eine wahre Freude, soviel Leben und so viele kleine Nuancen geben sie ihrer Rolle. Aber auch Robin Williams wächst über sich selbst hinaus, auch wenn er zum overacten neigt. Das ist bei diesem Film zwar Gang und Gebe, aber am Anfang, der noch in der realistischen normalen Welt spielt wirkt es leicht unangebracht.
Wenn man nun "Hook" ansieht, ist es, als würde man ein Märchenbuch von Disney aufschlagen. Bunt und gewaltig strömt einem eine Flut von überladenen Bildern entgegen und ein Höhepunkt jagt den nächsten, bis man schließlich zum kitschigen Happy End kommt.
Mir persönlich gefällt diese amerikanische Art eigentlich nicht, aber bei "Hook" passt sie einfach, ich könnte mir den Film gar nicht anders vorstellen. Besonders, weil Spielberg es versteht trotz all der erdrückenden Klischees noch Emotionen und Gefühle im Zuschauer zu erwecken und in der ganzen Masse des Kitsches doch immer wieder kleine, unscheinbare Dinge den Film liebenswert machen.
Alles in allem ein love-it-or-hate-it Film, der aber besonders für Kinder eine wahre Freude sein dürfte.
8/10

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