Review
von Leimbacher-Mario
Smallthrill
Was wäre, wenn Superman, selbst wenn er gerade erst die Pubertät erreicht hat, böse ist?! „Brightburn“ ist genau das. Clark Kent goes bad. Superbadman killt über nichtmal 90 Minuten einige (uns Zuschauern leider relativ egale) Leute. Das war’s. Mehr gibt’s hier nicht zu sehen. In recht dunkel und blutig, in recht stylisch, in recht zügig. Wem das reicht, dem kann „Brightburn“ reichen. Auch im Kino. Wem das etwas allerdings zu wenig ist, zu einseitig und einfach klingt, wem der Trailer schon nicht zusagt, der darf hier gerne skippen. Oder warten, bis es ihn zuhause gratis zu sehen gibt.
„Brightburn“ ist von James Gunn geschrieben und zumindest seine Grundidee kann man als kleinen Geniestreich einordnen, den es filmisch so überraschenderweise noch nie gegeben hat. Wie gruselig und gefährlich es wäre, wenn ein Wesen mit supermanartigen Fähigkeiten auf die Erde käme, wird grundsolide transportiert. Der junge Jackson A. Dunn spielt das böse Superkind creepy und recht teilnahmslos-unterkühlt, was passt. Die Effekte gehen ebenfalls in Ordnung, selbst wenn sich die blutig-ekligen Einschübe etwas gewollt und reingedrückt anfühlen. Ich könnte mir fast vorstellen, dass es ebenfalls eine wesentlich zahmere, jugendfreundlichere Version gab, die dann auf Grund von Blutarmut und dem Mangel an Genre-Schauwerten mit etwas Splatter „aufgehübscht“ wurde. Schaden, tut es nicht. Außerdem ist der Cameo im Abspann ein Highlight, ich mag den Look des Anti-Kal El und Befürchtungen, dass das Horrorthema zu wenig zum Zug kommt, wurden zum Glück schnell beseitigt. Es ist durch und durch ein Horrorfilm. Sogar ein recht generischer, slasherartiger und leider die meiste Zeit spannungsarmer, wenn man hinter die übermenschliche Fassade guckt. Es ist schade, dass man um die Opfer kaum trauert und vor allem der Ausgang durch den hoffnungslos overpowerten Pro- und (!) Antagonisten eigentlich von Anfang an klar ist. Ein Gegengewicht hätte da gut getan. Vor allem das letzte Drittel ist, trotz all seiner düsteren Konsequenz, extrem berechenbar und „nach Zahlen“. Außerdem wirkt das Ding oft gehetzt und oberflächlich. Es mangelt sehr an Charakterzeichnung und wirklich emotionalen Ankern, Momenten, Gabelungen. Als „blutriefender, böser, spezieller Superheldenfilm“ und neues Timbre für diese für viele mittlerweile ausgenudelte Richtung, taugt „Brightburn“ aber locker. Fast eine kleine, fiese Reversion der großen Blockbuster rund um die Justice League und Avengers. Und doch irgendwie harmlos. Egal wieviele Kiefer abgerissen werden.
Fazit: weder echter Horror noch echter Heldenkram... Simple aber coole Idee. Interessanter, unterhaltsamer, kurzwelliger Mix. Slasher trifft auf Superheldengenre. Aber sehr schnell vergessen trotz allem. Spannung kann nicht durch Härte und Ekel erkauft werden. Kein Kinotitel meiner Meinung nach. Reicht zuhause und unterhält dort sicher eines Abends solide.