Review


Inhalt:

Japan, im Jahre 1863, das Zeitalter der Samurai, die durch den Tokugawa-Clan und deren Shogun das Land seit über 250 Jahren beherrschten, neigt sich dem Ende.
Traditionalisten und Reformisten stehen sich in immer blutigeren Kämpfen gegenüber.

Sugi Toranusuke (Hideki Takahashi), war einst als Junge kränklich und wollte sich ertränken, nachdem sein Halbbruder dazu bestimmt werden sollte, statt seiner das Oberhaupt seines Clans zu werden.
Doch Sugi überlebte, und wurde von dem Mann gerettet, der sein Ziehvater und Sensei wurde, Ikemoto Mohei (Takahiro Tamura).

Sugi wird zum Ronin, einem zwar herrenlosen Samurai, doch ein Mann voller Ehrgefühl und Zuvorkommenheit, ein guter Charakter. Und er wird zudem zu einem hervorragenden Schwertkämpfer.

Ikemoto schickt Sugi von Kyoto aus zurück nach Edo, der Hauptstadt der Tokugawa. Die Machtkämpfe der rivalisierenden Clans werden immer blutiger, die Zeiten immer unsicherer.
Ikemoto gibt Sugi auf den Weg, dem Kampf zu entsagen, das Schwert niederzulegen, sich aus den Machtkämpfen herauszuhalten, in Edo zu heiraten und eine Familie zu gründen.

Bevor Sugi nach Edo zurückkehrt, wird sein Sensei von den Satsuma-Samurai -die sich den imperialen Truppen des Kaisers angeschlossen haben- getötet. Sugi kann seinem Sensei nicht mehr beistehen.
Zusammen mit dem Mädchen Reiko (Keiko Matsuzaka), die von den Satsuma verfolgt wurde, geht Sugi nach Edo.

1868. Der Boshin-Krieg zwischen dem Shogun und dem Meiji-Kaiser scheint entschieden. Die südlichen Daimyos haben bereits dem Kaiser ihre Loyalität zugesichert. Der letzte Shogun, Yoshinobu, verlässt Edo. Seine Abdankung ist nur noch eine Frage der Zeit.
Doch im Norden ist der Widerstand immer noch aktiv vorhanden. Sugi hält sich aus diesem Machtkampf heraus. Doch da wird Reiko, die mittlerweile seine Frau ist, von imperialen Loyalisten ermordet.
Und Sugi rächt ihren Tod.

1873. Das Tokugawa-Shogunat ist seit Jahren Geschichte. Und die Macht liegt wieder beim Kaiser, Edo wird in Tokyo umbenannt.
Sugi ist im weit entlegenen Kagoshima, und hat ein bürgerliches Leben als Barbier angenommen.
Da begegnet ihm Hanjiro (Ken Ogata), ein Samurai aus alten Tagen, ein Mann des Satsuma-Clans.
Und Sugi erfährt, wer seinen Sensei umbrachte, wer für dessen Tod verantwortlich zeichnet.

Sugi greift noch einmal zum Katana, zum Schwert der Samurai.
Hat dieser finale Kampf noch einen Sinn, in diesem Zeitalter krasser sozialer Umbrüche und einer Zeitenwende in Japan, von feudalen Strukturen in die Moderne?

1877 kommt es indes zur letzten Schlacht, die letzten Samurai unter der Führung von Saigo Takamori (Ryotaro Tatsumi) opfern (Schwerter gegen Artillerie) sich in der Schlacht von Kagoshima im Kampf gegen die kaiserliche Armee.


Kritik:

Im Jahre 1974 drehte Regisseur Kenji Misumi dieses Chanbara-Epos zum Ende seiner großen Kino-Kariere, bevor er für kurze Zeit zum Fernsehen ging, und im Folgejahr mit nur 54 Jahren an Leberkrebs verstarb.
Es entstand ein sehr epischer Film, mit großem Aufwand und offenbar sattem Budget in Szene gesetzt, episodenhafter Handlung, betörender Well-Shot-Bildsprache, intensiv agierenden Darsteller:Innen und blutiger Kenjutsu-Fightaction.

Das ist schon beeindruckendes Chanbara-Kino, was hier Kenji Misumi inszenierte, eine üppige Ausstattung, eine wuchtig-epische Bildführung, historische Kulissen und pittoreske Landschaften -Gebirge, Küsten, weite Ebenen-, hell-klare und angenehm-athmosphärische Bilder unter fast immer satt-blauem Himmel.

In all dem erzählt Misumi die Geschichte eines jungen, ehrenhaften Mannes, der in einer äußerst unruhigen Zeit, als Japan von einer feudalen Herrschaft in ein neues, modernes Zeitalter katapultiert wurde, seinen Weg zu finden gedenkt.
Ein Ronin, ein Samurai immer noch, doch bereit und einsehend, dass man sich einem neuen Zeitalter anzupassen hat.
Denn das alte, nicht mehr zeitgemäße Regime, es muss untergehen, das sieht selbst er, der einst zuvor zu einem Pro-Shogun-Kämpfer erzogen wurde, ein.

Episodenhaft, natürlich mit Zeitsprüngen versehen, weist denn "The last Samurai" auch Längen auf. Über 150 Minuten Laufzeit, die denn vollgepackt sind -Dialoge, Action, epische Bilder, auch melancholische Szenen-, verlangen dem Zuseher denn einiges ab.
Nicht immer bleibt ein roter Faden erhalten, und einige Längen ermüden den Betrachter. "The last Samurai" ist denn so auch nicht 100%ig gelungen, ist nicht ganz das GANZ große Epos, dass es sein will und wie es Kenji Misumi zu erschaffen gedachte.

Doch es ist insgesamt großes Chanbara-Kino, ein beeindruckender, aufwändiger Streifen, kraftvoll und athmosphärisch, intensiv und großteils kompakt, sowie für den Betrachter denn doch soweit weitestgehend packend.

Hideki Takahashi ist denn dieser ´letzte Samurai´, der Held dieses Epos.
Und er macht das überzeugend, würdevoll, auch wenn seine Figur ob all dieser Umwälzungen um ihn herum auch eingangs verwirrt und unsicher ist.
Er soll dem Kampf entsagen, doch ist er als Samurai erzogen, und die Gewalt in seinem Umfeld -Sensei und Gattin wurden getötet-, macht es ihm schwer, den neuen Geist Japans, weg von der Schwert- und Kriegerkaste, anzunehmen.
Takahashi spielt das variabel, und überzeugt den Betrachter, als Fighter wie als Barbier (die Szenen sehen richtig echt aus) ein neues, bürgerliches Dasein zu führen.

Hideki Takahashi trägt den Streifen derart, dass die anderen zu Nebenfiguren werden müssen.
Allen voran indes Ken Ogata, auch sein Spiel besticht. Ken Ogata, deutschen Chanbara-Fans wohl am ehesten geläufig in seiner Rolle als "Gyobo Igo" in "Der Schatten des Shogun" (siehe mein Review auf dieser Webseite).
Zu erwähnen ist natürlich auch die weibliche Rolle der "Reiko", dargestellt von Keiko Matsuzaka, eine Schauspielerin von atemberaubender Schönheit. Als "Reiko" an der Seite des ´letzten Samurai´, ist sie jedoch auch taff-mutig.

Epische Wucht, atmosphärisch-spektakulär komponierte Bilder, episodenhafte Handlung, der historische Hintergrund der nicht ohne Pathos beleuchtet werden kann, da gerät die Action fast in den Hintergrund.
Doch ist dies ein Chanbara, ein japanischer Schwertkampffilm. Und in seinem Epos, will Misumi auch bei der Fight-Action was bieten, soll diese nicht zu sehr hinter der athmosphärischen Bilder-Wucht zurückstehen.

Es kommt zu etlichen Kämpfen, die Kenjutsu-Fightaction rockt, ist blutig, die wieder typisch hastigen, rasant-agilen Katana-Fights.
Oft "1vs.5+", was für Drive sorgt, und mit dem Blut wird einmal mehr nicht gegeizt.
Auch Schlachten-Bilder mit Massen-Szenen sind enthalten, und sollen natürlich die angestrebte ´epische Wucht´ das Films mit stützen.

"The last Samurai", durch Längen und starke Episodenhaftigkeit nicht 100%ig gelungen, aber natürlich ein beeindruckender Film.
Nicht ´ganz groß´, aber groß..., und sehenswert.

8/10.

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