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Fangen jetzt auch noch die Kanadier an, geniale Filme zu drehen? Wenn "Maelström" als Maßstab dienen soll, kann die Frage ganz klar bejaht werden, denn diese poetische Tragikomödie ist ohne jeden Zweifel ein Geniestreich. Ein Fisch (!) erzählt die Geschichte der 25-jährigen Bibiane, die ihr Leben nicht gerade erfolgreich und toll findet. Vor kurzem hat sie abgetrieben und mit den Folgen und der Tatsache kann sie nicht leben, ihr Dasein als Geschäftsführerin einer Boutique hat sie auch bald los und als ob dem noch nicht genug wäre, überfährt sie im Suff auch noch einen Fischer. Dessen Sohn reist aus Norwegen an und zufällig lernt er Bibiane kennen. Die Beiden verlieben sich, der Sohn jedoch fliegt bald wieder zurück in sein Heimatland. Bibiane kann ihn aber daran hindern. Und das Flugzeug stürzt ab. Nun liegt offen, ob Bibiane ihrem Geliebten das bittere Geheimnis verrät.
In der letzten TV-Spielfilm wurden Parallelen zwischen "Die fabelhafte Welt der Amelie" und "Maelström" gezogen. Während ich Ersteren schon überragend fand, zog mich das kanadische Pendant jedoch noch mehr in seinen Bann. Welche Gefühle der Film beim Zuschauer erzeugen kann, ist phänomenal, aber auch echt fürchterlich. Teils macht sich die Freude breit, mit welcher Schönheit der Film erzählt wird und welch guten Verlauf das Ganze nimmt. Dann wiederum besteht aber auch die Tatsache, dass Bibiane den Vater ihres Geliebten auf dem Gewissen hat, ohne dass dieser es weiß. Mit welchem Sinn für Realität das aber erzählt wird, reißt einen wirklich mit. In den knapp 80 Minuten, die der Film nur dauert, setzt "Maelström" mehr Gefühle frei als manche Hollywoodproduktion mit Überlänge.
Wieder einmal trägt die Kameraführung einen wesentlichen Teil zur Qualität des Independent-Films bei. Fast schon aufdringlich nah an die Hauptdarsteller zoomt bzw. befindet sich die Kamera, hauptsächlich sieht man Großaufnahmen der Gesichter und deren Ausdruck. Zudem spielt die Ausleuchtung des Films eine große Rolle, mit schönen, hellen, teils auch düstern und vor allem wenigen Farben beschreibt und unterstreicht die Farbuntermalung bestens das Geschehen. Den Rest erledigt natürlich die geniale Story, die bei Weitem komplizierter und wendungsreicher ist als die oben beschriebene Kurzfassung der Handlung. "Maelström" ist ein tiefgängiger, anspruchsvoller Film über das Leben, wie traurig und bitter, aber andererseits auch wie schön und hoffnungsvoll es sein kann. Und vor allem über den Menschen, wie er sich langsam vom unmotivierten, depressiven und traurigen zum zufriedenen, glücklichen entwickeln kann. Wobei Glück und Schicksal da natürlich auch gehörig ihre Finger mit ihm Spiel haben.
Dennoch ein Film, der letztendlich wirklich verdammt froh stimmt, Hoffnung macht und vor allem fasziniert, angefangen von den Schauspielerleistungen bis hin zur Aufmachung. Ein kleines, aber wichtiges Stück, um die Vielfältigkeit und einen möglichen Verlauf des Lebens wiederzugeben. 9/10 Punkte

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