Review

Eine junge Chinesin ermordet eine Prostituierte und siedelt mit deren Identität nach Hongkong über. Dort wird sie mit dem Mann ihres Opfers konfrontiert, der den Schwindel riecht. Trotzdem gelingt es ihr, mit ihrer neuen Identität einen Pass zu bekommen, doch das soll erst der Anfang eines Plans sein, der von der rücksichtslosen, brutalen Auswanderung eines Pärchens nach Hongkong handelt. Man sieht der Produktion das Low-Budget an, auf groß angelegte Effekte oder Sets wurde verzichtet und die Anzahl der Darsteller ist sehr begrenzt. Trotzdem weiss dieser Horror-Thriller zu unterhalten und stellenweise zu fesseln, gerade Wu Chien Lien in der Hauptrolle als skrupellose Kidnapperin und Mörderin wirkt sehr überzeugend, als könne sie kein Wässerchen trüben, der ungewöhnliche Plot mit Depri-Einschlag verstärkt die unterkühlte Atmosphäre. Humor fehlt vollkommen in dieser Schreckensvision, die die Angst von Hongkong-Chinesen vor den Festlandchinesen wiederspiegelt, aus einer Zeit, als die ehemalige Kolonie zurückübereignet wurde. Nichts führt die Hauptprotagonistin mit den Bewohnern zusammen, was ihre Motivation für die brutale Vorgehensweise ist, bleibt lange Zeit im Dunkeln. Statt dessen macht sich Hoffnungslosigkeit über den ganzen Film hinweg breit, als Unterhaltung ist das sicher nicht jedermanns Sache. Zu recht bekam dann "Intruder" das Cat. 3-Rating, denn brutal ist dieses Werk durchaus, massenkompatibel eher weniger, wenn man z.B. die Entführungsstory betrachtet, bei der das Opfer erst zum Krüppel gefahren wird, um es dann besser mit Klebeband im Rollstuhl fixieren zu können. Explizit ist die Vorgehensweise erst recht in der zweiten Hälfte, nur ausgedehnte Splattereinlagen sollte man nicht erwarten, der Film baut mehr auf Terror, als auf sichtbaren Metzelorgien auf. Meist geben sich die Charaktere wortkarg, die gelungenen Bilder transportieren die bizarre Geschichte wie von selbst. Unterm Strich gibt es gute Schauspieler in einer für ein Spielfilmdebüt soliden Inszenierung, wer etwas leicht Verdauliches braucht, sollte sich "Intruder" nicht aussetzen, denn die erdrückende Stimmung ist durchgehend und kompromisslos. Gefühlsduselei oder menschliche Nähe ist in diesem ausgenommen unwitzigen Hongkong-Streifen von Kan-Cheung Tsang, der ansonsten eher durch Drehbücher bekannt ist, zu keinem Zeitpunkt auszumachen.

Fazit: Sicher nicht der spektakulärste Cat-3-Schocker für Splatterfanatiker, doch allein durch die fiese Story und die atmosphärische Umsetzung auf jeden Fall gelungen. 7/10 Punkten

Details
Ähnliche Filme