Review

Aus dem großen Lob-Kanon für „Infernal Affairs“ möchte ich mich lieber heraushalten, obwohl ich ihn für einen ungemein gelungenen Cop-Undercover-Thriller halte und dem asiatischen Markt immer etwas zwiespältig gegenüber stehe.
Der nun schon von den USA adaptierte Film verfolgt ein raffiniertes Konzept, in dem auf beiden Seiten des Gesetzes jeweils ein Undercovermann von der jeweils anderen Seite eingeschleust wurden, die dann natürlich den Auftrag bekommen, den jeweils anderen zu fassen. Währenddessen tragen auch ihre jeweiligen Chefs ihre Machtspielchen auf einer höheren Ebene aus.

Das ist Stoff genug für hervorragendes Schauspielerkino von starker Intensität und wenn man weiß, wie sparsam die Asiaten mit für europäische Ansprüche visualisierten Emotionen umgehen, dann hat „Infernal Affairs“ tatsächlich ein wenig was zu bieten.
Dabei wurde gar nicht mal auf große Action oder Schießereien gesetzt, solche Momente sind eher die Ausnahme, die treibende Spannung erfolgt vielmehr durch das variantenreiche Versteckspiel, das die Kombattanten miteinander betreiben.
Die Handlung ist geschickt so angelegt, daß man auch nicht ausschließlich auf einer Seite, sondern sowohl Chan als auch Lau bei ihren Aktionen viel Erfolg wünscht.

Trotzdem wirkt der Film am den Enden kaum mehr als zerfasert. Die Hintergründe für die Fehde zwischen Gangsterboß und Polizeichef wurden für das Sequel aufgehoben, die emotionalen Seiten in Bezug auf Frauen werden nur rudimentär angeschnitten und das Drogengeschäft, das alles in Bewegung setzt, ist relativ beliebig.
Das bedeutet, „Infernal Affairs“, obschon in seiner Tragik und seinen Dimensionen ganz großes Material, wirkt einfach nicht „groß“ genug inszeniert, um wirklich ein erinnerungswerter Klassiker zu sein.
Dafür ist das Drama dann doch zu kühl, zu beherrscht auf die Bühne gebracht, reihen sich die Szenen nicht mit ausreichender Intensität aneinander.

Der Plot hat aber genug Wendungen in petto, um immer wieder für Überraschungen zu sorgen, doch man gewinnt den Eindruck, es letztendlich nur mit einer Episode aus einer größeren Sage zu tun zu haben, die zufällig die letzte ist. Was da mit etwas mehr Überspitzung und Überzeichnung möglich gewesen wäre, wage ich gar nicht zu ahnen.
Ein Knüller ist aber das Finale, das man in dieser Form sicher nicht erwartet hat, wo das Publikum auf einen Showdown oder Shootout hofft, zaubernPlotwendungen ein Lächeln auf die Gesichter.
Technisch mehr als versiert und so westlich wie möglich inszeniert, bleibt „Infernal Affairs“ aber einer der besten Thriller, die Hong Kong zu bieten hatte. Was das Sequel noch unterstreichen sollte. (7,5/10)

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