Drugsploitation pur !
"C'mon Baby Light My Fire", benannt nach dem gleichnamigen Nr.1 Hit von The Doors und Jim Morrison, nimmt sich mit seiner dunklen Hippie-Poesie dabei sogar mehr von seinem exzentrischen, auch selbstzerstörerischen Vorbild an, als man zunächst vermuten könnte. Der mit Schnaps vollgepumpte Leadsänger, der vermutlich an einer Überdosis Heroin starb ...
Riders on the Storm ♬♬♬
(Wie kommt es eigentlich das eine derart wunderschöne, psychedelische Perle nur einem derart kleinen Publikum bekannt ist?!)
Vor seinem Dahinscheiden bat Aldous Huxley (auch hier "The Doors of Perception", zu deutsch "Die Pforten der Wahrnehmung") seine Frau ihm die finale Dosis LSD einzuflößen. "C'mon Baby Light My Fire" fügt sich in das Osmond'sche Verständnis der Psychonautik ein ("How to Live With Schizophrenia", "The Uses and Implications of Hallucinogenic Drugs").
Campa's Deutung, sowie deren Versinnbildlichung einer pseudopsychedelischen Trash-Odyssee, dabei nicht weniger kultlastig als das mystische Urgespann, auch wenn das seinem Bekanntgrad widersprechen dürfte, schaut sich, wie sollte es anders sein, wie ein psychedelisches Rockvideo ("White Rabbit"), in der Tradition auch surrealer "Alice im Wunderland"-Adaptionen aus dem Jahre 1966, "Curious Alice", als expressionistisch-abstraktes Kunstwerk ("Revolution (1968)"), künstlerisch nicht immer einwandfrei, promiskuitiv-experimentell, sukzessiv, für Freunde des extravaganten Geschmacks.
Brilliant visualisiert, aus dem bahnbrechenden Jahre '69, als Zeugnis und Bildnis einer eigenen und bis dahin völlig neuen Epoche und Jugendkultur. Die Beat Generation, der Summer Of Love, Woodstock, die obligatorische "Reifeprüfung", auch wenn der Schwerpunkt hier auf etwas anderem liegt ...
Wer sich schon einmal stoned "Nico & The Velvet Underground" angesehen hat, wird es vielleicht verstehen. Campa serviert uns eine Mischung aus avantgardistischem Kunstfilm, in der Tradition von "Smoke & Flesh", "Fluctuations", "Submission", "All The Sins Of Sodom", "Brigitta" und wie sollte es anders sein: "The Doors", "Something Weird"/Hippyploitation: "Ciao Manhattan", "The Love-Ins", "Lions Love", "Confessions of a Psycho Cat", "An American Hippie in Israel", zuletzt "Factory Girl", im übergeordneten Sinn auch hier Acid-Porn ("Bacchanele", "She Did What He Wanted" oder "How I Got My Mink").
Die Story ist dabei ähnlich trivial wie bei "The Wild Pussycat (1969)", der von D'Amato später als melancholisches Liebesdrama "Foltergarten der Sinnlichkeit" neu aufgelegt wurde.
Stilistisch artverwandt, aber weitaus weniger gelungen: "Platinum Pussycat (1968)".
Die Reihe derartiger Hippy- und Drugsploiter ist sicher lang, und beileibe nicht alle konnten überzeugen. Die meisten Zuschauer dürften derartige Ergüsse ohnehin von vornherein als relativ schwachsinnig oder langweilig abtun ...
So bleibt auch "C'mon Baby Light My Fire" für den Laien eine zwiespältige Angelegenheit und erfordert zumindest eine gewisse Vorkenntniss über Haight Ashbury und dessen Drogenkult.
So wie "Shaft" die Blaxploitation der 1970er Jahre maßgeblich mitprägte, fungiert "C'mon Baby Light My Fire" als Meilenstein der Hippie- und drogenverseuchten Acidploitation, indirekt Sex-, ohne tatsächliche gewaltsame Übergriffe und/oder Gore/Vergewaltigungen, sowie der Zurschaustellung roher Gewalt zum Zwecke der Belustigung des Zuschauers. Wir werden konfrontiert mit Sex, Drogen, auch BDSM und stiltypischen Aktionismus. Der Name Acid ist Programm. Psychedelische Tripsequenzen, die selten so berauschend waren wie in Rotslers "Like It Is (1968)" ...
Lucy in The Sky with Diamonds ♬♬♬
Don't you want Somebody to Love ♬♬♬
"C'mon Baby Light My Fire" klingt noch ein Weilchen nach ...
Was wirklich nur zugedröhnte Acid-Freaks verstehen ...
Ein verstörender Bild-Rausch wie er im Buche steht ...
Versaut, zumindest verrucht, nicht halbstark, sondern die reinste Hippie-Granate, derweil ziemlich trashig, einem Waters nicht unähnlich, widerspricht in keinster Weise der Pop Art, wohl aber dem amerikanischen Verständnis von Wohlanständigkeit, strotzt dabei jeglicher Konvention, aus einem Jahrzehnt das sich gewaschen hat und schafft es so die ganze Magie um San Francisco Mitte der 1960er Jahre einzufangen.
Im Gegensatz zu sehr billigen, aber artverwandten Rohdiamanten wie "The Sexploiters", "Sin Magazine", auch "Reservoir Cats" aka "Blood Hunger" oder "The Kill", trumpft "C'mon Baby Light My Fire" mit einer Vielzahl ulkiger Einfälle, einer etwas diffusen, aber nicht unoriginellen Story und einem stiltypischen Kliente vor entsprechender Kulisse auf. Man denke auch und unweigerlich an Janis Joplin (Baby Baby Baby ...). Das Prädikant Sexploitation trifft voll und ganz zu.
Da wo "Chelsea Girls" seinerzeit noch völlig zurecht Kritik und Lorbeeren einheimste, bekommen wir hier nur psychedelische Rock- und Jazzkultur in Reinform (Avantgarde), "Blue-" oder "Orange Sunshine" als psychedelischer Liebestrip, "Tausendschönchen", "Christiane F.", Corman und "The Acid Eaters" ...
Bizarr, grotesk, poetisch und auf seine eigentümliche Art erotisch, Motion Liquid auf Blotter und Tabs gepresst (Mikros), nach der Originalrezeptur von Hofmann, schaut sich, auch wenn das inzwischen etwas abgedroschen klingen mag, wie ein filmischer LSD-Trip. Der Name "69" ist Programm.
"C'mon Baby Light My Fire" fügt sich damit auch in die Chronik psychedelischer Sexploiter wie "Blue Rita" oder "Leyla" ein, bei denen die Hippie-Kultur noch allzu deutlich mitschwingt.
Wir schicken Edie Sedgwick (in dem Fall Straight Edge) auf eine psychedelische Reise und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das avantgardistische Gegenstück zu "Ich - Ein Groupie!". Weniger jazzlastig zwar, dafür als Versinnbildlichung des Beat. Es regnet quasi Blumen vom Himmel.
Eingeleitet von einem brilliant visualisierten LSD-Trip, zelebriert als riesige Sex-Orgie, das selbst Caligula oder Casanova nicht schlecht gestaunt hätten, überschreitet auch gezielt Grenzen, bricht Tabus, ohne in Pornografie abzurutschen. Das Ganze ist zu jeder Zeit ästethisch, wenn auch von Zeit zu Zeit etwas abgefahren. So kann es passieren das ein harmloser LSD-Trip schlussendlich in einer Vergewaltigung endet.
Acid-Heads werden ihn lieben. Der von Grateful Dead propagierte "Acid Test" auf 8mm, ein filmischer LSD-Trip der sich gewaschen hat, ohne bunte Farben zwar, dafür in schlichter B/W-Optik, "Pleasentville" für den psychedelischen Freigeist.
Mal schauen: Vielleicht verbirgt sich in der VHS-Hülle ja noch etwas Acid ...
Sie haben ihr was gegeben ???
L - S - D ...
In diesem Sinne ...