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Sicher ist der Film realistisch, aber das ist ein Blick aus meinem Wohnzimmerfenster auch. Was ich dann sehe, ist nicht so düster wie dieser Film, aber es hat ungefähr den gleichen Unterhaltungswert. Wenn ich noch mehr Realität und irgendwelche Armutsgrenzen mit entsprechenden Migrationsströmen sehen will, dann kann ich mir auch das Auslandsjournal oder einen Dokumentationsfilm ansehen. Schließlich ist LICHTER immer noch ein Spielfilm und der Bezug zur Realität nicht verbindlich. Die Vielzahl der Charaktere hätte man reduzieren und irgendeinen durchgängigen Faden einbauen sollen. Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der ins Kino geht, um diesen Film zu sehen. Wenn man es doch geschafft hat, kann man sich wohl etwas darauf einbilden. 5 /10
10
Selten war ein Film erdrückend realer. Die von Hans-Christian Schmid erzählten Episoden an der deutsch-polnischen Grenze zeigen Menschen auf der Suche nach dem Licht. Sie sind auf der Suche nach einem Ausweg aus ihrer Trostlosigkeit und krallen sich an die kleinsten Strohhalme. Um das hervorragende Drehbuch wirkungsvoll umsetzen zu können, greift Schmid auf ein herausragendes Ensemble – in dem sich ein weiteres Mal seine Entdeckung August Diehl befindet – und einen perfekt arrangierten Soundtrack von The Notwist zurück. Sicherlich werden einige Hollywood-gewöhnte Zuschauer mit „Lichter“ große Probleme haben, denn einen wahren Helden wird man vergebens suchen – allesamt laufen die Figuren in eine ausweglose Zukunft. Keiner von ihnen wird zu guter Letzt als Gewinner die Leinwand „verlassen“. Ähnlich wird es dem Zuschauer ergehen: Dieser wird erschlagen von der Tristesse noch einige Zeit an „Lichter“ knabbern.