Review

Wie schön ist es, wenn man Kinder hat. Da greift man schon mal zu einem Kinderfilm, von dem man sich persönblich nicht viel erhofft, dann aber mehr als positiv überrascht wird.
Ich gehörte Anfang der 1980er Jahren nicht unbedingt zu den Fans der "TKKG-Bande", vielmehr zogen mich drei Detektive aus Rocky Beach in ihren Bann. "TKKG" war mir nach der Lektüre einiger Bücher von Stefan Wolf sowie dem Hören einzelner Hörspiele insgesamt zu klischeebehaftet und gerade in Bezug auf die hier transportierten Rollenbilder mehr als fragwürdig. Diese Vorbehalte steigerten sich im Laufe der Jahre immer weiter - "TKKG" war ein Beispiel für eine von der Anlage misslungene Jugendbuchreihe, deren stetig anhaltener Erfolg mich dementsprechend erstaunte.

Nun vierzig Jahre später hielt ich die Bluray mit der neuesten Verfilmung in der Hand, bereit einen coronabedingten Kinoabend zu Hause mit den Kindern zu erleben (oder wie ich befürchtete zu erleiden). Das Gegenteil war dann aber der Fall. "TKKG - Jede Legende hat ihren Anfang" erwies sich als ein gelungener Relaunch nicht nur der Vorgängerverfilmungen, sondern der Serie überhaupt. Gelungen wird die Vorgeschichte der vier Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Elternhäusern bzw. Backgrounds kommen, und am Ende die "TKKG-Bande" bilden geschildert.  Dazu wird die Geschichte in die Gegenwart (2020) transformiert, Smartphones spielen bei den Ermittlungen durchaus eine tragende Rolle, nostalgische Anklänge an die Entstehungszeit der Serie (die späten 1970er Jahre) finden sich jedoch auch zuhauf (z.B. die Fahrräder [Bonanza-Räder] oder zum Teil die Klamotten der Figuren und natürlich der Walkman, den Tim Carstens in Erinnerung an seinen verstorbenen Vater statt eines Smartphones zum Abspielen von Musik verwendet). So trifft der Film nicht nur den Geschmack der Kinder bzw. ist in ihrer Lebenswelt verankert, er bietet auch deren Eltern Erinnerungen und Identifikationsangebote an, die neben der Handlung das Betrachten des Films lohnenswert machen.

Die Handlung lehnt sich vor allem an die drei ersten TKKG-Bände (aus der Feder von Stefan Wolf) an, so erlebt man zum Beispiel den Flugzeugabsturz aus "Das Grab im Moor" oder den "blinden Hellseher", der Klößchens Mutter in seinen Bann gezogen hat. Drehbuchschreiber Peer Klehment und Regisseur Robert Thalheim gelingt es aber daraus eine neue unterhaltsame Geschichte zu entwickeln, die Tempo hat und vor allem die furchtbaren Klischees der Vorlagen vergessen lässt.
Auch wenn die Geschichte um eine gestohlene Figur aus einem Shaolin-Kloster für Erwachsene vorhersehbar ist, haben auch diese ihren Spaß an der Geschichte.

Dieses hat sicherlich auch mit der ebenfalls weitgehend gelungenen Besetzung der Haupt- und Nebenfiguren zu tun. Tim Carstens wird überzeugend von Illyes Moutaoukkil verkörpert. Er kann die physische Präsenz, die der Figur anhaftet, gut wiedergeben (z.B. bei einem Parcourslauf über die Hochhausdächer Kölns oder bei einer handgreiflichen Auseinandersetzung auf dem Schulhof, was Gaby dazu bringt ihm zu sagen: "lass hier nicht den TARZAN raushängen"). Sein Zimmerkumpel Willi Sauerlich (genannt Klößchen) ist auch gut besetzt. Zwischen Lorenzo Germeno und Antoine Monot Jr., der den Vater Klößchens spielt, besteht sogar eine gewisse Ähnlichkeit. Emma-Louise Schimpf nimmt man ebenfalls die hier selbstbewusste Gaby Glockner ab. Einzig Manuel Santos Gelke erscheint mir für die Rolle des Karl Viersteins doch ein wenig  zu klein. Aber vielleicht werden dadurch bewusst auch die jüngeren Zuschauergruppen angesprochen. Was alle Schauspieler (groß wie klein) eint, ist, dass sie sich wirklich bemühen zu spielen und hier ein "Overacting", wie man es aus vielen anderen Produktionen kennt, weitgehend vermieden wird.

Nochmals ein Dank an dieser Stelle auch an meine Kinder, sonst hätte ich diese Neuinterpretation des "TKKG-Stoffes" nicht gesehen.
Eine Empfehlung nicht für alle TKKG--Fans, sondern auch für alle anderen Eltern und ihre Kinder.




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