Es ist und bleibt eine schwierige Angelegenheit dem Zuschauer das Grauen in den deutschen Konzentrationslagern aufzuzeigen. Besonders wenn es sich um das größte deutsche Lager handelt, nämlich Auschwitz. Über eine Million Menschen fanden hier den Tod, größtenteils durch die Gaskammer oder sonstige Hinrichtungen, aber auch die menschenunwürdige Behandlung führte zu vielen Todesfällen. "Triumph des Geistes" erzählt die Geschichte des Boxers Salomo Arouch, der das KZ als einziger seiner Familie überlebte. Wegen der brisanten Thematik wurde der Film erst vor kurzem auf einem Medium in Deutschland veröffentlicht. Robert M. Young (Extremities, Nicht von schlechten Eltern) führte hier Regie und erhielt sogar die Genehmigung an Originalschauplätzen zu drehen. Produzent Arnold Kopelson (Sieben, Auf der Flucht) dürfte jedem ein Begriff sein, er produzierte auch Oliver Stones in Amerika umstrittenen "Platoon".
Thessaloniki, Griechenland 1939: Salomo Arouch (Willem Dafoe) führt mit seiner Familie ein ruhiges Leben, er wird sogar Meister im Mittelgewicht beim Boxen. Doch als das dritte Reich Griechenland besetzt, werden sie zuerst in Ghettos gedrängt und schließlich mit Zügen nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Dort durchlebt Salomon die Hölle und wird von seiner Freundin Allegra (Wendy Gazelle) getrennt. Doch seine Fähigkeiten als Boxer erleichtern Salomo den schrecklichen Alltag, in Funktionshäftling Gypsy (Edward James Olmos) findet er einen neuen Freund. Doch als sein Bruder Avram (Costas Mandylor) bei einem Aufstand hingerichtet wird und sein Vater (Robert Loggia) vergast, schwindet auch in Salomo die Hoffnung das Konzentrationslager jemals lebend wieder zu verlassen.
Der Titel will nicht so recht passen, denn von einem Triumph kann hier wahrlich nicht gesprochen werden. Denn auch Salomos Überleben kostete viele Opfer, man nehme nur mal seine zahlreiche Gegner die nach dem Boxkampf hingerichtet wurden. Doch an sich erzählt dieser Film seine Geschichte sehr bodenständig, natürlich wurde einige Details geändert. Zum Beispiel hieß Salomos Freundin nicht Allegra, sondern Martha und er wurde 1945 in das KZ Bergen-Belsen verlegt, somit weicht das Ende des Films sehr von der Realität ab, denn hier ist er bis zum Ende des zweiten Weltkriegs in Auschwitz. "Triumph des Geistes" konzentriert sich fast ausschließlich auf Salomos Aufenthalt in Auschwitz, in der Einleitung fasst sich Young sehr knapp. Doch es reicht aus, um die wichtigen Charaktere vorzustellen. Salomo lässt sein Leben für den Zuschauer kurz Revue passieren, bevor er mit seiner Familie in den Zug steigen muss. Besonders die Szenen, samt der Ankunft im KZ bleiben haften, denn Angst und Unwissenheit sind die schlimmsten Gegner des Menschen. In keinster Weise konnte man sich vorstellen, welches Grauen einem nun erwartet. Frauen werden von ihren Männern getrennt und auch Kinder wurden an einen extra Ort gebracht. Jegliches Hab und Gut bekam man abgenommen und man sah dem Tod quasi in jeder Sekunde ins Auge. Schon kleinste Fehltritte konnten eine Hinrichtung auslösen. Der Alltag bestand aus einem unmenschlichem Drill und harter körperlicher Arbeit. Das Essen war sehr knapp bemessen und wer nicht mehr konnte, oder irgendwelche Schwächen aufzeigte hatte sein eigenes Todesurteil unterzeichnet.
Young lässt das Ganze nicht nur aus Salomos Sicht passieren, sondern es gibt auch einige Schwenks zum Camp der Frauen, wo Allegra mit ihrer besten Freundin Elena (Kelly Wolf), welche eine Schwangerschaft vortäuscht, um mehr zu Essen zu bekommen, genauso leidet. Nur die Boxkämpfe wollen sich nicht nahtlos in dieses Drama einfügen. Sie werden zwar recht kurz gehalten und bleiben bodenständig, doch irgendwie zerstören sie auch die intensive Atmosphäre und man fragt sich, in wie weit das der Wahrheit entspricht. Doch man kann Young zu Gute halten, dass er Brutalitäten nie zur Show stellt. Jegliche Hinrichtungen geschehen fast ausschließlich im Off und auch die Leichenberge im Krematorium überlässt man lieber der Vorstellungskraft des Zuschauers und erzielt so eine noch intensivere Wirkung. Immer wieder wird das eh schon schreckliche Geschehen durch dramatische Spitzen unterbrochen, zum Beispiel als sich Salomo von seinem Vater verabschieden muss, der vergast wird. In einige Szenen hätte man sich ein wenig kürzer fassen können, womit ich vor allem die Freundschaft zwischen Salomo und Funktionshäftling Gypsy meine. Die Darsteller hingegen machen ihre Sache erstklassig, Willem Dafoe (Der Blutige Pfad Gottes, Flug durch die Hölle) ringt sich eine Meisterleistung ab, ist aber fast schon zu alt um Salomo Arouch zu verkörpern.
Der Untertitel "Ein Boxer in der Hölle" klingt zwar ein wenig reißerisch, kann aber besser als "Triumph des Geistes" gefallen. Auf jeden Fall ist Young hier ein dramtisches Biopic gelungen, natürlich wurden einige Elemente geändert. Es zeigt auch auf, dass die Realität grausamer als jede Fiktion sein kann, dieser Einblick in ein besonders trauriges Kapitel der deutschen Geschichte bleibt unvergesslich.