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Haiti, vor ca. 55 Jahren. Ein Mann wird vergiftet, bricht auf der Straße zusammen, wird bestattet, kurz darauf wieder ausgegraben, wiederbelebt & auf eine Plantage verfrachtet, wo er arbeiten muss. Er ist ein willenloser Zombi(e), der tut, was man ihm befiehlt. Nach dem Verzehr von Fleisch erwacht er zumindest so weit aus seiner Trance, dass er fliehen kann. Paris, heute. Auf einer Elite-Schule freundet sich Fanny (Louise Labeque) mit der aus Haiti stammenden Melissa (Wislanda Louimat) an, die bei ihrer Tante, einer "Mambo", lebt. Als Fanny von ihrem Freund verlassen wird & sie ihren Lebenswillen verliert, sucht sie die Mambo auf & erbittet Hilfe. Mit fatalen Folgen.

Bertrand Bonellos Zombi Child basiert auf derselben (wahren) Geschichte, die auch Wes Craven als Inspiration für Die Schlange im Regenbogen gedient hat. Dennoch ist das Ergebnis völlig anders & darüber hinaus so konsequent gegen den Mainstream gebürstet, dass der durchschnittliche Horrorgucker entweder bald eingeschlafen ist oder den Streifen entnervt abbricht. Da ist wahnsinnig viel Geduld gefragt & man sollte die Gabe haben, sich auf den Film einzulassen, in seine Welt einzutauchen. Das Gebotene ist nicht wirklich "unterhaltsam", aber es ist, auf seine düstere Weise, extrem faszinierend, beeindruckend & immens stimmungsvoll.

Ich erinnere mich an keinen anderen Film, der Voodoo auch nur annähernd so authentisch (wirkend) eingefangen hat. So geheimnisvoll, so verlockend, so albtraumhaft, so gefährlich. Als der Abspann zu laufen begann, fühlte ich mich zuerst wie vor den Kopf gestoßen & fragte mich enttäuscht: "Und das war es jetzt? Ernsthaft?" Und doch ließ mir der Film keine Ruhe, ich spulte zurück & guckte mir die letzten ca. 10 Min. noch einmal an & erst da machte es "klick" & ich verstand. Ein außergewöhnlicher Slowburner, bei dem jedoch nur wenige Feuer fangen werden, fürchte ich. Auf eine Bewertung verzichte ich.

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