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Eine Reihe von Frauenmorden erschüttert Göteborg - die Opfer weisen Spuren eines Ritualmordes auf: mit dem Gesicht nach unten liegend wurde ihnen eine Zeichnung in den Rücken geritzt und sie sind mit Titan-Nägeln durch die Hände am Boden festgenagelt. Kommissar Göran Lidman (Göran Sjögren) und sein Team tappen allerdings völlig im Dunklen, wer dahinter stecken könnte: es gibt weder Spuren der/des Täters noch Bekennerschreiben.
Erst als Pastorin Gabriella (Alexandra Zetterberg) bei der Polizei auftaucht und recht forsch ihre Mithilfe bei der Aufklärung anbietet, kommt Licht in die Sache: hinter den Morden soll eine okkulte Sekte mit dem Namen Sons of God stecken, der Gabriellas Vater einst angehört hatte. Dieser verschwand jedoch eines Tages, als sie noch ein Kind war. Nun, 40 Jahre später, bewegen sie die Morde dazu, nach dem Verbleib ihres nie wieder aufgetauchten Vaters zu forschen. Sie kennt allerdings nur einen einzigen Kontaktmann, der noch dazu gar nicht dazuzugehören scheint.
Doch die höchst gefährliche Sekte, die an die Wiederkehr eines weiblichen Messias während einer (tatsächlich in wenigen Tagen) stattfindenden Sonnenfinsternis glaubt, liquidiert sämtliche Gegner äußerst brutal und effizient. Auch Lidman und Gabriella werden unvermittelt von schwarz maskierten Männern überfallen, deren Entschlossenheit und Kampfsporttechnik sie kaum etwas entgegenzusetzen haben...

Die schwedische Produktion Vilsen (so der Originaltitel) schafft mit der einem Zeitplan folgenden okkulten Sekte eine spannende Ausgangslage, verzettelt sich dann aber immer wieder in uninteressanten Nebensträngen wie dem Privatleben des eher phlegmatischen  Chefermittlers Lidman, der als alleinerziehender Vater diverse Probleme mit seinem kleinen Sohn hat, der seinem gerade verstorbenen Opa nachtrauert. Deutlich interessanter fällt dagegen die Figur der Priesterin Gabriella aus, einer toughen Endvierzigerin vom Typ Einzelkämpferin, die der Polizei nicht alle Informationen liefert, über die sie verfügt.

Trotz eines kolportiert niedrigen Budgets sind diverse Ereignisse gut in Szene gesetzt wie beispielsweise diverse unerklärliche Störungen an der Elektrik von Fernsehern, Monitoren, Autos etc. Zwar wird nie klar, ob dies von der Sekte veranlasst wurde, doch die Wirkung ist frappierend - vor allem weil diese teilweise als Ablenkungsmanöver genutzt werden, nach dessen abruptem Ende dann die Sektenkiller mit scharfen Stichwerkzeugen zu Werke gehen. Zusätzliche Stromausfälle sorgen für ein langsam aufziehendes Chaos auf Göteborgs Straßen, denen die Polizei kaum Herr wird - ist die angekündigte Sonnenfinsternis tatsächlich das Ende der Menschheit, wie es die Sekte, die an den Tagen davor der Reihe nach 6 Kerzen entzünden will, glaubt?

Während die Maskenmänner gut in Szene gesetzt sind, scheint die Göteborger Polizei dagegen eher aus unfähigen Flachpfeifen zu bestehen, allen voran der mit einer sehr eingeschränkten Mimik/Empathie agierende Lidman. Dass er die Lehrerin seines Sohnes ins Bett kriegt, ist ebenso unerklärlich wie für den Plot uninteressant. Doch wenigstens ist da noch die ihre eigene, auch für den Zuschauer lange Zeit unergründliche Agenda verfolgende Gabriella, die den Okkultisten auf die Pelle rückt...
 
Auffällig an Vilsen ist auch der Score aus Chorälen, die für eine stimmige Untermalung dieser (wenn man so will) Endzeitvision sorgen. Obwohl kein expliziter Nordic Noir-Vertreter (die Handlung könnte genausogut in Berlin oder Barcelona spielen), gibt es für die chaotische Schluß-Viertelstunde, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet, allerdings nochmals einen Punkteabzug. Doch trotzdem Netflix dem Streifen nicht einmal eine deutsche Synchro spendiert hat, und man diesen somit im schwedischen Original mit - in  den vorwiegend tagsüber spielenden, hellen Szenen teilweise schwer zu lesenden - Untertiteln verfolgen muß, ist der Thriller dennoch einen Blick wert: 6 Punkte.

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