Die Verfilmungen von H.P. Lovercrafts Geschichten sind ja schon mehr oder minder eine eigene Schublade, die von der quasi unmöglichen Verfilmbarkeit geprägt ist. Der erzählerische Umfang, aber auch die häufig anders- oder zwischenweltlicheweltliche Gehalt ohne formale Definition werden zur Herausforderung für ein audiovisuelles Medium.
Dennoch gibt es Lovecraft-Filme, die auf unterschiedlichen Ebenen funktionieren.
Große Hoffnungen hatte ich für diese Verfilmung von DIE FARBE AUS DEM ALL eigentlich nicht. Auch wenn ich Nicolas Cage durchaus schätze, soll er so ein Werk tragen können? Und dann fand ich Richard Stanley mit seinen von manchen kultisch gefeierten M.A.R.K. 13 und DUST DEVIL gar nicht mal so gut.
Was mich dann zur Sichtung bewegt hat, das waren durchaus positive Stimmen, die vor allem die Machart alter Schule lobten.
Tatsächlich ist es auch dieser Anteil, der mich am ehesten überzeugt. Kurz gesagt stützt Stanley seine Darstellung auf eine Mischung, die auch schon durchaus schmackhafte Klassiker wie FROM BEYOND definierte. DIE FARBE AUS DEM ALL wird auf ein paar Grundsätzlichkeiten eingedampft in die Gegenwart übersetzt und aus einem gelungenen Effektwerk bereichert.
Natürlich liegt der Vorteil hier in den technischen Möglichkeiten. Wenn eins hier hervorragend funktioniert, dann die Verschmelzung von insbesondere atmosphärischen Computertricks mit praktischen Effekten. Damit der Zuschauer auf diese Entscheidung aufmerksam werden kann, gibt es vermutlich die klar als Prothesen erkennbaren Fingerglieder, als diese abgetrennt werden.
Persönlich merke ich, daß ich in diesem Punkt entweder erwachsener oder übersättigt geworden bin, denn als Teenager hätte mir das gezeigte auf jeden Fall gereicht, um in eine Euphorie zu verfallen. Da hätte die Videokassette dann aber auch für einige Sichtungen genügen müssen, anstatt man DIE FARBE AUS DEM ALL als einen von vielen im Überfluss, aus reinem Interesse für einen Obulus von 99 Cent in der Prime-Aktion zur Leihe erworbenen Film wegkonsumiert. Ich erzähle dies aus dieser rein subjektiven Haltung, um auch etwas Selbstkritik zu üben, erscheint es mir besonders bei aktuellen Streifen doch oftmals recht sinnlos, sie eher als Konsumprodukt zu sehen, wo man DIE FARBE AUS DEM ALL doch durchaus als Ausnahmeerscheinung pushen müsste.
Nicolas Cage ruft bei mir in seiner Rolle stellenweise Erinnerungen an den schluffigen Willie Tanner wach, der ja ebenfalls außerirdischen Besuch in Form von ALF erhielt. In DIE FARBE AUS DEM ALL ist es eben ein kleiner Himmelskörper, dessen Anwesenheit weitreichende Folgen für das ländliche Anwesen und seine Bewohner hat. Kudos gebe ich auf jeden Fall für die Alpakazucht, die Tiere sind putzig und entfalten später noch ihre beeindruckende Wirkung.
Die farbliche Stimmung und wie in Cronenbergs EXISTENZ herumhoppsende Phantasieinsekten bilden eine wundervolle atmosphärische Grundlage, an der ich mich jedoch schneller sattgesehen hatte, als mich die Spannungen zwischen den Figuren fesseln konnten.
Obschon mich nun insbesondere die gezeigten Bodyhorrorelemente begeistern, deren Zahl in den goldenen 80ern ein gutes bis überdurchschnittliches Niveau beschrieben hätte, sind es doch die zeitweise lang und unfokussiert wirkenden Passagen, die den Eindruck der für mich hier interessanteren Effektszenen schmälern. Ich sehe hierbei ein, wenn es finanziell nicht für ein größeres Feuerwerk an Verformungen gereicht hat, denn im Prinzip kann man sich, insbesondere im Vergleich zum eher mauen Durchschnitt des heutigen Horrorkinos, kaum beschweren. Allenfalls hätte manch Filmemacher vergangener Tage weit selbstbewusster auf das erschaffene Gekröse gehalten.
Es ist vermutlich eher die Behäbigkeit des übrigen Films, die in DIE FARBE AUS DEM ALL das Übergewicht hält und somit von den Qualitäten ablenkt. Obwohl die Entscheidung gewesen sein mag, sich auf diese Weise näher an der Vorlage zu halten, hätte ich hier tatsächlich lieber auf die ein oder andere Minute zu Gunsten eines knackigeren Films verzichtet. Die klassischen 85-90 Minuten hätten es wahrscheinlich getan.
So saß ich eben da, willig wie nie einen Film zu mögen. Aber andererseits hat man über die Jahrzehnte eben auch einiges gesehen, so daß die Toleranz, auf die Moneyshots zu warten, gering geworden ist. Ja, viel schlimmer noch, obwohl ich so ein leidenschaftlicher Fan handgemachter Effektkunst zu sein glaube, nagt an mir doch der Gedanke, daß eine dichtere, fesselnde Erzählung mich sogar noch mehr überzeugt hätte. Deshalb bringt mich DIE FARBE AUS DEM ALL auch etwas zum Zweifeln. Hatte der Film jemals die Chance zu funktionieren, oder ist die Zeit für diese Art phantastischer Film verstrichen, weil die Erwartungen zu hoch, das Verzeihbare so gering ist?
Vielleicht war es nur der falsche Moment, wahrscheinlich aber hätte ich lieber einen noch besseren Film voll zeitloser Exzellenz gesehen.