"Perv Mom" als kraftvolles & intensives Arthouse-Drama, getragen von einem stark aufspielenden Ensemble, allen voran Trine Dyrholm als Anne, deren Performance so eindrücklich & differenziert ist, dass ich von der manipulativen Figur hin- & hergerissen war, mit ihr sympathisierte, sie bemitleidete & verurteilte, manchmal von ihr an-, dann wiederum abgestoßen war.
Dyrholm spielt eine erfolgreiche Rechtsanwältin, verheiratet mit dem Arzt Peter (Magnus Krepper). Die beiden haben Zwillingstöchter & die Ehe scheint okay, trotz kleinen Streitereien, z. B. wenn Anne mal wieder die "Arbeit" mit nach Hause bringt. Dann zieht Peters Teenager-Sohn aus erster Ehe, Gustav (Gustav Lindh), zu ihnen, weil seine Mutter nicht mehr weiß, was sie mit ihm tun soll. Er ist rebellisch, wütend & eben mal wieder von der Schule geflogen.
Die Stimmung ist erst eisig, doch bald bricht das Eis zwischen dem Jungen & seiner Stiefmutter nicht nur, es schmilzt. Die erotische Spannung (die sich in leidenschaftlichem, echt wirkendem Sex entlädt) kippt bald um in eine unangenehme Spannung, die wie eine unheildräuende Wolke über der Familie schwebt, welche jederzeit zu einem (reinigenden oder zerstörenden?) Gewitter führen kann.
May el-Toukhys Edeldrama beginnt auf eine mysteriöse Weise, die sich erst gegen Ende, wenn man schon nicht mehr daran gedacht hat, als cleverer Kniff entpuppt. Große Klasse.