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Wishcraft (2002) ist leider einige Jahre zu spät dran gewesen. Alle Elemente, die in der Hochphase der Neo-Slasherwelle noch innovativ, frisch und trendy wirken, werden zwar professionell verwurstet haben aber einen abgestandenen Beigeschmack. Zudem läuft die Geschichte leider rgendwann
ein wenig aus dem Ruder, solide Unterhaltung wird aber -nicht zuletzt wegen der überdurchschnittlichen Schauspieler- dennoch geboten.

Das Streberleben von Brett Bumpers (Michael Weston) findet ein jähes Ende, als ihm ein Totem zugeschickt wird, das ihm drei Wünsche erfüllt. Seine anfängliche Skepsis verflüchtig sich nach Erfüllung des ersten Wunsches - endlich landet er bei der Cheerleader-Schönheit Samantha (Alexandra Holden). Als plötzlich grausame Morde an Schülern seine Highschool erschüttern, ahnt Brett, dass seine Taten Konsequenzen haben. Nur, wenn er seine Wünsche richtig einsetzt, kann er den Killer stoppen.

Wenn man bedenkt, dass „Hostel" (2005) nur 3 Jahre später gedreht wurde, kommt Wishcraft (2002) ein wenig antiquiert daher. Obwohl die Teenie-Horrorwelle längst abgeebbt war, legte das Regie-Duo Danny Graves und Richard Wenk zu Beginn des neuen Millenniums noch einmal genretypisch nach. Heraus kam ein handwerklich sehr solider Schocker, der sich ein wenig übervorsichtig an die Regeln des Teenie-Slasher hält, obwohl sein Sujet im Prinzip davon abweicht. Trotzdem scharrt er das bekannte Sammelsurium zeitgenössischer amerikanischer Hightschool-Klischees um sich. Der schüchterne Streber, sein verrückter bester Kumpel (sympathisch aber leider etwas over the top dargestellt von A.J. Buckley), die Cheerleader-Tussi, ihr kotzbrockiger Quarterback-Ex, der Quotenschwarze, die Goth-Tussi und der zwielichtige Lehrer. Dazu gesellen sich prominenterweise die Horrorikone Zelda Rubinstein und Meat Loaf in Nebenrollen. Ihr Auftritt hat jedoch leider nicht mehr als Gehaltscheck-Charakter. Sie müssen als Comic-Versionen des allseits überflüssigen Chef-Ermittlers und der zynischen Pathologin Screentime füllen, bzw. als prominente Namen auf dem Cover herhalten. Bestenfalls routiniert wirkt das, der eigentlichen Geschichte haben sie indes wenig beizusteuern. Hier wirkt der Hauptdarsteller Michael Weston, wie der Rest zehn Jahre zu alt besetzt, schon reichlich engagierter. Weston („Lucky Numbers", „Das Tribunal", „Garden State" „Scrubs", „Blind Wedding", „Pathology")gibt seine Figur zwar klischeebeladen aber stets menschlich ob des Zwiespaltes Verantwortung vs. Macht - interessant ist der Coming-of-Age-Ansatz der Geschichte irgendwie schon und hätte Sam Raimi nicht ein Jahr zuvor „Spiderman" (2001) vorgelegt, könnte man dem Treiben sogar Innovation attestieren. Michael Weston und der Spielfreude seinen Mitstreitern ist es zu verdanken, dass „Wishcraft" (2002) nicht nur über seinen gelungenen Auftakt unterhaltsam bleibt. Die Dialoge sind zu Beginn wohltuend pointiert, obwohl sie selten über Dawson's-Creek-Niveau (1998-2003) hinauskommen. Gegen Ende flacht das Geschehen seitens des Drehbuchs leider stark ab. Handelt es sich um faulen Zauber, oder ist tatsächlich schwarze Magie im Spiel? Aus dieser Frage schöpft die Geschichte über die ersten 60 Minuten recht erfolgreich seinen Reiz. Hinweise werden subtil in beide Seiten gestreut. Die Auflösung mag überraschen, krankt aber -wie 90 Prozent seiner Vorgänger- an überbordender Absurdität. Wenn es allein darauf ankommt, den Täter möglichst geschickt zu tarnen, gebührt dem Streifen sicherlich ein Blumentopf. Die Erklärung des Mummenschanzes treibt die gesehenen Ereignisse leider weiter auseinander als dem Drehbuch gut tut. Der obligate Schlussgag schafft es allerdings in meine Alltime-Favorites in Sachen gelungener Cliffhanger-Scherze. Selten wurde der Verweis auf einen möglichen zweiten Teil so romantischen und ergebnisoffen gelöst wie in „Wishcraft" (2002). Alles in Allem ist das Ergebnis nicht wirklich übel. Umso verwunderlicher mutet es an, dass der Film für beide Regisseure den Endpunkt ihrer Karriere bedeutete.

Daran werde ich mich noch lange erinnern: Der absurde Mord mit der Bowlingkugel... Warum?

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